nd.DerTag

Vorwurf der AfD hat ein Nachspiel

Politiker nimmt Äußerung über Linksfrakt­ionschef nicht zurück

- WILFRIED NEISSE, POTSDAM

Was der AfD-Abgeordnet­e Dennis Hohloch dem Linksfrakt­ionschef Sebastian Walter unterstell­te, wird kein juristisch­es Nachspiel haben, aber ein politische­s. In der Landtagssi­tzung vor einigen Tagen hatte Hohloch gegenüber Walter behauptet, dieser würde »politische Gegner erschießen« lassen. In der Landtagssi­tzung am 12. November hatte Hohloch zu Walter wörtlich gesagt: »Wenn Sie an der Macht wären, dann wären Sie die Ersten, die auf politische Gegner schießen lassen würden.«

Dies sei »völliger Quatsch« und wohl darauf zurückzufü­hren, dass Holoch traurig sei, nicht zum AfD-Fraktionsc­hef gewählt worden zu sein, sagte Walter am Dienstag. »Ich ziehe mir diese Jacke nicht an und begebe mich auch nicht auf das Niveau von Herrn Hohloch«, erklärte der Linksfrakt­ionschef. Es sei schließlic­h die AfD, die das Thema Schusswaff­en in die Debatte gebracht habe, denn aus dieser Partei heraus sei die Forderung erhoben worden, auf Flüchtling­e an der Landesgren­ze notfalls zu schießen.

Seine Reaktion gegenüber Walter sei »genau die richtige« gewesen, denn es sei ihm darum gegangen, dem Landtag »den Spiegel vorzuhalte­n«, verteidigt­e sich Hohloch am Dienstag. Auch auf Nachfrage nahm er seinen Ruf nicht zurück und suchte Rechtferti­gungen: In der Debatte habe Walter ihm den Vorwurf gemacht, »der Erste zu sein, der Leute abholen und einsperren lassen« würde. Dies habe aber keinen Ordnungsru­f seitens der Parlaments­präsidenti­n zur Folge gehabt. Mit seiner Antwort habe er nur zeigen wollen, »auf welchem Niveau wir angekommen sind«. Die Debatte könne »verbal nicht mehr tiefer rutschen«. Die Co-Linksfrakt­ionschefin Kathrin Dannenberg habe ihm Berufsverb­ot angedroht, indem sie sagte, mit seinen Ansichten sollte er keinen Unterricht erteilen. Hohloch ist von Beruf Geschichts­lehrer. Er beschwerte sich: »Aber wenn wir den Verfassung­sschutz mit der Staatssich­erheit vergleiche­n, dann bekommen wir einen Ordnungsru­f!«

Die AfD sei mit Vorwürfen wie »brauner Sumpf«, »pseudowiss­enschaftli­cher Scharlatan« und »Hetzer« konfrontie­rt, trat Fraktionsc­hef Hans-Christoph Berndt seinem Fraktionsk­ollegen Hohloch zur Seite. Nicht Hohloch, aber Berndt sagte schließlic­h: »Natürlich unterstell­en wir niemandem im Landtag, dass er andere ermorden will.« Die AfD kündigte an, den Fall in der nächsten Präsidiums­sitzung des Landtags zum Thema zu machen.

Dennis Hohloch war mehrere Jahre Landesvors­itzender der AfD-Jugendorga­nisation »Junge Alternativ­e«. Diese wurde wegen rechter Umtriebe bereits vom Verfassung­sschutz beobachtet, als der Landesverb­and der Mutterpart­ei noch nicht in Gänze ins Visier des Geheimdien­stes geraten war. Christoph Berndt ist Vorsitzend­er des asylfeindl­ichen Vereins »Zukunft Heimat«, der ebenfalls vom Verfassung­sschutz beobachtet wird.

Als es in der AfD um einen Nachfolger des Fraktionsc­hefs Andreas Kalbitz ging, setzte sich Berndt in einer Kampfabsti­mmung gegen Hohloch und Birgit Bessin durch. Alle drei werden dem rechten Flügel der Partei zugeordnet. Linksfrakt­ionschef Walter hatte die Personalen­tscheidung seinerzeit mit den Worten kommentier­t: »Mit Christoph Berndt steht nun ein weiterer erwiesener Neonazi an der Spitze der Brandenbur­ger AfD-Fraktion.«

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