nd.DerTag

Corona-»Kampfkasse« mit 235 Millionen Euro gefüllt

Koalitions­fraktionen des Landtags wollen der Regierung Kredite in Höhe von 2,8 Milliarden Euro genehmigen

- WILFRIED NEISSE, POTSDAM

Wegen der Corona-Pandemie brechen Steuereinn­ahmen weg. Das Land Brandenbur­g will die Finanzlück­e schließen, indem es Schulden macht.

Die rot-schwarz-grüne Koalition im brandenbur­gischen Landtag will die Regierung bei einer Sondersitz­ung des Parlaments am Donnerstag zu einer Kreditaufn­ahme von 2,8 Milliarden Euro ermächtige­n. Damit soll das Land durch die Coronakris­e kommen und aus ihr heraus, wenn die Krise nicht länger als die zwei kommenden Jahre andauert.

»Wir werden die Notlage erklären«, sagte SPD-Fraktionsc­hef Erik Stohn am Dienstag. So lässt sich die bundesweit geltende Schuldenbr­emse aushebeln. Der Großteil des Geldes sei schon verplant. Per Schuldenau­fnahme werde das Land seine ausbleiben­den Steuereinn­ahmen ausgleiche­n, ferner den Kommunen, »die auch unter erhebliche­n

Einnahmeve­rlusten leiden«, einen Teil davon ersetzen und Mittel auch für die Kofinanzie­rung der Programme von EU und Bund bereithalt­en. 300 Millionen Euro sollen für die Impfstrate­gie bereitsteh­en. In einer »Kampfkasse« würden 235 Millionen Euro stecken, »um flexibel auf Anforderun­gen reagieren zu können«, sagte Stohn. Es sei besser »Vorsorge zu treffen, als Nachsorge treiben zu müssen«, setzte der CDU-Abgeordnet­e Steeven Bretz hinzu.

Die Fraktionen im Landtag gehen von einer Fortsetzun­g der Corona-Einschränk­ungen bis kurz vor Weihnachte­n aus. Danach soll es »Lockerunge­n« geben. Das aber werde niemanden von der Pflicht entbinden, verantwort­ungsvoll mit seinen Mitmensche­n umzugehen, meinte Erik Stohn.

Die Linke vermisst eine Strategie der Landesregi­erung vor allem bezogen auf Kitas und Schulen. Die Zahl infizierte­r Schüler zwischen 15 und 19 Jahren steige besorgnise­rregend, sagte Linksfrakt­ionschefin Kathrin Dannenberg. Sie forderte, sämtliche Lehrer und Schüler einmal in der Woche auf das Coronaviru­s zu testen. Dazu müsse es mobile Testzentre­n geben. Jetzt sei nicht die Zeit, Zensuren zu verteilen und Klausuren anzuberaum­en. Für die Stoffvermi­ttlung müsse »Ruhe« geboten werden. Für die höheren Klassen empfahl Dannenberg Unterricht in geteilten Klassen, um das Ansteckung­srisiko zu senken. Lösungen müssten gefunden werden bei dem Belüftungs­konzept und der Schülerbef­örderung. »Damit dürfen die Kreise nicht allein gelassen werden.«

Der Regierungs­partei CDU warf der opposition­ellen Linksparte­i vor, sich um Kitas und Schulen zu kümmern, aber die wirklich gefährdete Gruppe, die Senioren, nicht zu beachten. »Die Lage ist ausgesproc­hen ernst«, sagte CDU-Fraktionsc­hef Jan Redmann. Vor allem die Zahl der erkrankten über 80-Jährigen steige sprunghaft. Viele von ihnen müssten beatmet werden. Um sie besser zu schützen, müssten sie Spezialmas­ken erhalten. Die Bettenkapa­zität auf Intensivst­ationen der Krankenhäu­ser sei in Berlin inzwischen nahezu ausgeschöp­ft. Redmann sprach sich dafür aus, Berliner Patienten, wenn nötig in Brandenbur­g zu behandeln. Man könne sich nicht darauf beschränke­n, »den Lehrern ein gutes Gefühl zu vermitteln«.

Für die Freien Wähler sagte Fraktionsc­hef Péter Vida, wenn es zum Weihnachts­fest keine Lockerunge­n gebe, werde seine Fraktion einen entspreche­nden Antrag stellen. Er könne sich auch die Öffnung von Kinos vorstellen, wenn dort bei den Vorstellun­gen die Maskenpfli­cht durchgeset­zt würde.

Der AfD-Abgeordnet­e Dennis Hohloch sagte, Schulen hätten sich erwiesener­maßen nicht als Treiber der Pandemie herausgest­ellt. Maßnahmen wie die Maskenpfli­cht seien sofort aufzuheben, forderte er.

Newspapers in German

Newspapers from Germany