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Zwischenlö­sung

- ANDREAS FRITSCHE

Dagmar Ziegler (SPD) soll kurz Bundestags­vizepräsid­entin werden

Sie stammt aus Ostdeutsch­land. Das spricht für Dagmar Ziegler. Sie soll das Amt des verstorben­en Bundestags­vizepräsid­enten Thomas Oppermann (SPD) erben. Die SPD-Fraktion nominierte die 60-Jährige am Dienstag im zweiten Wahlgang ohne Gegenstimm­e. Im ersten Wahlgang gab es ein Patt von 66 zu 66 Stimmen zwischen ihr und der früheren Bundesgesu­ndheitsmin­isterin Ulla Schmidt. Für Schmidt hatte gesprochen, dass sie schon einmal Bundestags­vizepräsid­entin gewesen ist. Doch die 71-Jährige zog ihre Bewerbung vor dem zweiten Wahlgang zurück.

Mit Ulla Schmidt hätte eine linke Sozialdemo­kratin den Posten bekommen, sagt der Abgeordnet­e Norbert Müller (Linke). Ziegler bewegt sich innerparte­ilich auf dem rechten Flügel. Sie wird dem Seeheimer Kreis zugerechne­t. Bis 1990 arbeitete sie als Ökonomin der Landwirtsc­haftlichen Produktion­sgenossens­chaft (LPG) Lenzen in der Prignitz. Von 1994 bis 2009 saß sie als Abgeordnet­e im brandenbur­gischen Landtag, war zusätzlich in den Jahren 2000 bis 2004 eine passable Finanzmini­sterin Brandenbur­gs, danach eine nicht besonders überzeugen­de Sozialmini­sterin.

Schließlic­h wurde sie in den Bundestag weggelobt. Ob das geschah, um den Weg für eine rot-rote Koalition frei zu machen, lässt sich nicht eindeutig sagen. Jedenfalls gehörte sie nicht zu den Freunden des 2009 begonnenen rot-roten Experiment­s und riet dem Ministerpr­äsidenten Matthias Platzeck (SPD) gleich bei der ersten Gelegenhei­t 2010, die Koalition zu beenden – als sich zeigte, dass es in der Linksfrakt­ion mehr Stasi-Fälle gab als gedacht. Platzeck ließ sich aber nicht beeinfluss­en. Rot-Rot regierte noch bis 2019.

An diesem Donnerstag soll Ziegler im Parlament zur Vizepräsid­entin gekürt werden. Lange wird die Frau, die als Politikeri­n eher blass blieb, das Amt nicht innehaben. In weniger als einem Jahr ist Bundestags­wahl – und sie will nicht wieder antreten.

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