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Jetzt finanziell­e Vorsorge treffen

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Beim Thema Finanzen lohnt der Blick über den Berliner Tellerrand hinaus. Wie man richtig in einer Krise agiert, machen andere Bundesländ­er vor. Ausgerechn­et die konservati­v geführten Koalitione­n in Sachsen und Bayern und Hessen haben in diesem Jahr bereits ordentlich vorgesorgt, in dem sie »Corona-Bewältigun­gsfonds« (Sachsen) oder Sonderfond­s »Corona-Pandemie« (Bayern) oder ein »Gute-Zukunft-Sicherungs­gesetz« (Hessen) aufgelegt haben. Der hessische Name trifft den Punkt: Es geht darum, die Haushalte über 2021 hinaus zukunftsfä­hig zu machen, damit genug Geld für strategisc­he Investitio­nen bereit steht.

Ähnliche strategisc­he Vorsorge betreibt das Mitte-links-Bündnis in Berlin nur bedingt. Dabei ist der Moment mit dem Aussetzen der Schuldenbr­emse wegen der Corona-Notlage günstig, um sich für die nächsten Jahre finanzpoli­tisch gut aufzustell­en. Wer kann schon sagen, ob sich dieses Fenster nicht bald schließt, wenn es gelingen sollte, die Pandemie einzugrenz­en? Dann wäre das Momentum verstriche­n.

Dass Rot-Rot-Grün beim Thema Kreditermä­chtigungen nicht an einem Strang zieht, zeigen die Gespräche der vergangene­n Wochen. Natürlich hat Berlin, was das Schuldenma­chen angeht, eine schwierige Vergangenh­eit. Ohne die solide Finanzpoli­tik der vergangene­n Jahre und die harten Spareinsch­nitte davor gäbe es keine finanziell­en Spielräume. Wer jetzt aber auf die kommenden Generation­en verweist, sollte bedenken, was er den jungen Menschen überträgt, wenn demnächst viele Investitio­nen ausbleiben müssen, weil es kein Geld gibt. Mit dem auf Verschleiß­fahren der Infrastruk­tur hat Berlin eben auch seine schlechten Erfahrunge­n gemacht. Kaputte Straßen, ein maroder Öffentlich­er Personenna­hverkehr und alte Schulen sind auch eine Form des Schuldenma­chens, die zu spüren und sehen sein werden. Die Berlinerin­nen und Berliner kennen das zu Genüge aus den Nuller Jahren.

Offenbar ist es aber so, dass ein Jahr vor der Wahl, zwischen SPD, Linksparte­i und Grünen keine gemeinsame­n strategisc­hen Entscheidu­ngen mehr möglich sind. Der Wahlkampf hat bereits begonnen – zum Nachteil der Zukunftsfä­higkeit der Stadt.

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FOTO: ND/F. SCHIRRMEIS­TER Martin Kröger über neue Kredite für wichtige Investitio­nen in die Zukunft

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