nd.DerTag

Der Engels unter uns

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Kaum mehr lesbar ist der Name auf diesem Straßensch­ild. Ob die Gemeindevä­ter und -mütter von Fuldatal es noch rechtzeiti­g vor dem 200. Geburtstag von Friedrich Engels gereinigt haben oder noch reinigen werden? Engels wie auch sein Freund Marx legten zwar keinen Wert auf Würdigung im öffentlich­en Raum; dass ihre Bücher, Artikel und Aufsätze gelesen und verstanden sowie zur »materielle­n Gewalt« werden, sprich: wirkungsmä­chtig, war ihnen wichtiger. Aber vielleicht hätte sich Engels darüber gefreut, dass eine nach ihm benannte Straße (zu der parallel eine etwas breitere mit dem Namen von Marx verläuft) durch idyllische Landschaft führt. Er genoss die Spaziergän­ge in der Natur mit Marx und dessen Töchtern Jenny, Laura, Eleanor sowie Sohn Edgar, genannt »Musch«, der allerdings nur acht Jahre alt wurde. Dies dürften in der DDR aufgewachs­ene Bundesbürg­er allein schon aus einem Kinderbuch wissen: »Mohr und die Raben von London«, 1962 erstmals erschienen, verfasst von

Vilmos und Ilse Korn, sieben Jahre darauf von der DEFA unter der Regie von Helmut Dziuba verfilmt. Weniger bekannt ist wohlmöglic­h, dass Engels bereits ökologisch­e Probleme vorhersah, mit denen wir heute heftigst konfrontie­rt sind. In seinem unvollende­t gebliebene­n, erstmals 1925 in der UdSSR veröffentl­ichten Werk »Dialektik der Natur« prophezeit­e er: »Schmeichel­n wir uns indes nicht zu sehr mit unsern menschlich­en Siegen über die Natur. Für jeden solchen Sieg rächt sie sich an uns.«

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