Harald Warmbrunn gestorben
Der Berliner Schauspieler Harald Warmnrunn ist tot. Wie erst jetzt bekannt wurde, starb er am 18. Dezember in Berlin im Alter von 87 Jahren. Er war der Grobklotzige. Der fiese Fegefeurige, vom Typ Landsknecht. Der Düstere, immer auf der Kippe zur Explosion. Ein Gewaltherrscher der hinteren Reihen. Bellend und brummig. Gegen gedrungene, gedungene Kerle wie ihn entwickelten – in unzähligen DEFA-Filmen – die Stars ihr Heldentum. Unvergesslich sein ConferenceScheusal Benno Bohne in Konrad Wolfs »Solo Sunny«.
Der Berliner Warmbrunn, heiter brachial, von fieser Komik, gehörte zum Stamm derer, die aus der Volksbühne über lange Zeit ein Lager der Kunsträudigen formten. Gaillard. Pintzka. Marquardt. Karge. Langhoff. Besson. Soubeyran. Müller. Höchst. Kriegenburg. Marthaler. Fritsch. Jeder Regiename ein Kontinent, und Warmbrunn reiste und reiste. Ein Weltdurchsegler am Rosa-LuxemburgPlatz, in fast fünfunddreißig Jahren Engagement. Seine Hauptrolle war jene Präsenz, die auch Hintergründe einer Szene in eine Rampe verwandelte, ohne je nach ganz vorn zu kommen.
Immer wieder, nach 1989, ein Castorf-Spieler. Dessen Inszenierungen haben nicht nur schöne lange Beine auf High Heels, sie sind nicht nur durchvölkert von dämonischen Wodkaseelen, es ist auch ein Theater der Barden. Personal, das weniger wird, aber Castorf hat sie in Abwicklungszeiten zu neuem Ruhm gebracht, und diese Alten aus DDR-Zeiten haben gerackert und geschwitzt und gekeucht und mit allen letzten Lüsten ausgehalten und hochgehalten, was sie hatten. Freude hatten sie vor allem – die Freude von Freien, die sich und der Welt nichts mehr beweisen mussten. Geerbte, Gekerbte, Gegerbte. Warmbrunn war einer ihrer Prägenden.