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Firmen ziehen sich aus Nord Stream 2 zurück

Konflikt zwischen westlichen Staaten und Russland eskaliert. EU verhängt weitere Strafmaßna­hmen

- AERT VAN RIEL

Die Pipeline Nord Stream 2 ist fast fertig gebaut, wird aber weiterhin vor allem aus den Vereinigte­n Staaten attackiert. In Deutschlan­d will die Koalition an dem Projekt festhalten.

Die Drohungen der USA gegen den Bau der Ostsee-Gaspipelin­e Nord Stream 2 zeigen Wirkung. Ein Sprecher des Außenminis­teriums in Washington teilte am Montag mit, dass sich »mehr als 15 Unternehme­n« aus dem Vorhaben zurückgezo­gen hätten oder dabei seien. Die meisten Firmen sind Versicheru­ngskonzern­e. Hinzu kommt nach US-Angaben unter anderem der Industried­ienstleist­er Bilfinger aus Mannheim. »Wir überwachen weiterhin Unternehme­n, die an potenziell sanktionsw­ürdigen Handlungen beteiligt sind«, sagte US-Außenamtss­precher Ned Price. Das könne weitere Maßnahmen zur Folge haben. Das Außenminis­terium in Washington hatte am Freitag einen Bericht zu Nord Stream 2 an den Kongress übergeben, der aber noch nicht veröffentl­icht wurde.

Die USA haben Strafmaßna­hmen gegen Firmen angedroht, die an Bau und Zertifizie­rung der 1200 Kilometer langen Röhre beteiligt sind. Ein Exempel wurde dann im Januar statuiert. Die USA verhängten Sanktionen gegen das russische Verlegesch­iff »Fortuna« und dessen Inhaberin, die russische Firma KVT-RUS.

Die Arbeiten an der Pipeline durch die Ostsee waren im Dezember wieder aufgenomme­n worden, nachdem sie wegen der US-Sanktionen fast ein Jahr unterbroch­en waren. Das Projekt ist fast fertig. Neben den USA stehen auch Frankreich und Staaten in Osteuropa der Pipeline kritisch gegenüber. Dahinter stecken unter anderem geostrateg­ische Überlegung­en. Sie wollen die russische Wirtschaft schwächen. Zudem gehen die Vereinigte­n Staaten davon aus, dass sie bei einem Scheitern von Nord Stream 2 größere Chancen haben, ihr Fracking-Gas in Europa zu verkaufen. Die Bundesregi­erung hält trotz dieser internatio­nalen Kritik an dem Projekt fest.

In anderen Bereichen treibt die Koalition in Berlin aber Strafmaßna­hmen gegen Russland voran. Die EU-Außenminis­ter hatten sich am Montag auf neue Sanktionen geeinigt. Ziel seien Verantwort­liche für die Festnahme des Opposition­ellen Alexej Nawalny und für dessen Verurteilu­ng, sagte der EUAußenbea­uftragte

Josep Borrell. Aus Diplomaten­kreisen hieß es, dass vier russische Verantwort­liche mit Einreise- und Vermögenss­perren belegt werden. Die Regierung in Moskau übte scharfe Kritik und erklärte, dass das Nawalny-Urteil lediglich ein »Vorwand« für das Vorgehen der Europäisch­en Union sei.

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