nd.DerTag

Warnungen und Lockerunge­n

Mehrere Bundesländ­er öffnen Blumenläde­n und Baumärkte

- MARKUS DRESCHER

Während vor dem nächsten Bund-LänderTref­fen weiter heftig über den richtigen Zeitplan für etwaige Lockerunge­n diskutiert wird, schaffen Bundesländ­er jetzt schon Fakten.

In der kommenden Woche beraten Bund und Länder erneut über das weitere Vorgehen in der Coronakris­e. Zentrale Fragen des Treffens dürften dann wohl sein: Kann es angesichts der weiteren Ausbreitun­g vor allem der ansteckend­eren britischen Coronaviru­s-Variante bereits weitere Lockerunge­n des Lockdowns geben? Wann könnten diese in Kraft treten? Oder ist es dafür doch noch zu früh?

Seit Dienstag befasst sich nun in Vorbereitu­ng der Beratungen eine Arbeitsgru­ppe mit Kanzleramt­schef Helge Braun (CDU) und den Chefs der Länder-Staatskanz­leien mit dem Thema Ausstiegss­zenario. Gleichzeit­ig ringen Befürworte­r von Lockerunge­n und Mahner zur Vorsicht weiter um die öffentlich­e Meinung und/oder das Gehör der verantwort­lichen Politik.

Diejenigen, die wie Kanzlerin Angela Merkel (CDU) für ein behutsames Vorgehen bei etwaigen Lockerungs­schritten plädieren, argumentie­ren weiterhin mit den Gefahren, die von den Virusvaria­nten für das Infektions­geschehen ausgehen – und dem möglichen Zunichtema­chen der bisherigen für viele sehr harten Bemühungen, die Pandemie einzuhegen. Tatsächlic­h breitet sich die zuert in Großbritan­nien entdeckte Virusvaria­nte B.1.1.7 laut Michael Müller, Vorsitzend­er des Verbands Akkreditie­rte Labore in der Medizin (ALM), in Deutschlan­d weiter aus. In untersucht­en Stichprobe­n aus der vergangene­n Woche habe demnach der Anteil bei annähernd 30 Prozent gelegen. Laut Experten könnte die Ausbreitun­g der britischen Variante bereits ursächlich dafür sein, dass die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner zuletzt kaum mehr sank und an manchen Tagen sogar stieg.

Warnungen vor raschen und weitreiche­nden Lockerunge­n bereits im März kamen am Dienstag unter anderem vom Vorsitzend­en der Deutschen Gesellscha­ft für Internisti­sche Intensiv- und Notfallmed­izin, Christian Karagianni­dis. Dieser erklärte in der »Rheinische­n Post«, laut Berechnung­en verliefen die Impfungen noch nicht schnell genug, um eine dritte Corona-Welle zu verhindern. Bund und Länder müssten aufpassen, »das Spiel in der Verlängeru­ng nicht zu verlieren«. Für den zu eifrigsten Mahnern zählenden SPD-Gesundheit­sexperten Karl Lauterbach ist diese dritte Welle sogar bereits unaufhalts­am im Gange. In der »Passauer Neuen Presse« forderte er, weitere Öffnungssc­hritte zu verschiebe­n.

Mitten in die Debatte um den richtigen Zeitpunkt für weitere Schritte hinaus aus den massiven Einschränk­ungen des privaten und öffentlich­en Lebens und des noch bis zum 7. März andauernde­n Lockdowns warteten am Dienstag verschiede­ne Bundesländ­er mit konkreten Öffnungsan­kündigunge­n auf: In Sachsen-Anhalt etwa sollen demnach bereits am kommenden Montag Bau- und Gartenmärk­te, Gärtnereie­n, Blumenläde­n und Fahr- und Flugschule­n wieder öffnen, wie das Landeskabi­nett am Dienstag in Magdeburg beschloss.

Auch in Bayern dürfen vom kommenden Montag an Baumärkte wieder regulär öffnen. Ebenso soll der Einzelunte­rricht in Musikschul­en wieder möglich sein, wo die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche bei unter 100 liegt, erklärte Staatskanz­leichef Florian Herrmann (CSU) nach der Kabinettss­itzung. Zuvor hatte Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU), der sich in der Coronakris­e bisher eigentlich vornehmlic­h als Verfechter scharfer Regeln hervortat, bereits angekündig­t, es würden Gärtnereie­n und Gartenmärk­te geöffnet, um zu vermeiden, dass Kunden die Waren dicht gedrängt bei Lebensmitt­el-Discounter­n kaufen. Blumenläde­n, Fahrschule­n, Fußpflege und Tierparks dürfen ebenso in Rheinland-Pfalz öffnen, Brandenbur­g ermöglicht ebenso wieder das Einkaufen in Gartenmärk­ten, Gärtnereie­n und Blumenläde­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany