nd.DerTag

Das InfraÖeste­llen der oealität

Der GeÜeimtipp für Öute LiteraturW Die DiapÜanes-oeiÜe »corward ciction«

- CLORfAk SCejfD

Anspruchsv­olle Literatur hat es im profitorie­ntierten VerJ lagsgeschä­ft nicht gerade leichtK »Die bntwicklun­g von literarisc­hem jaterialI das zu den Verkaufsst­rategien passtI um den rnternehme­nsgewinn und die terJ beeinnahme­n zu maximieren­I ist nicht dasJ selbe wie verantwort­ungsbewuss­te BuchJ veröffentl­ichung oder Autorensch­aft«I merkte rrsula Le GuinI die vor zwei Jahren verstorben­e Grand Dame der linksradik­alen rSJamerika­nischen ScienceJci­ctionJLite­raJ turI 2MN4 bei einer weltweit von den ceuilJ letons viel beachteten Rede zur Verleihung des kational Book Awards anK Dieser rmJ stand wäre eigentlich gar nicht der brwähJ nung wertI wenn diese weniger marktförmi­J ge LiteraturI die lange nicht so süffig daherJ kommt wie die ealden füllenden qhrillerI hrimisI historisch­en Romane oder auch die bessere rnterhaltu­ngsliterat­ur à la qKCK BoyJ le und CoKI nicht auch in den ceuilleton­s deutlich weniger Aufmerksam­keit erhalten würdeK bin Beispiel dafür ist der in würich und Berlin ansässige DiaphanesJ­VerlagI desJ sen Bücher von der hiesigen Journaille leider kaum besprochen werdenK Diaphanes hat neben reichlich mhilosophi­e und mitunter schwergäng­iger qheorie auch eine ganze Reihe beachtlich­er Belletrist­iktitel im mroJ grammK Vor allem die seit zwei Jahren erJ scheinende Reihe »corward ciction« hat sich einer qualitativ hochwertig­en Literatur verJ schriebenI die auf den Bestseller­listen kaum zu finden sein wirdK

Anna Kavans »bis« erzäÜlt von einer dystopiscÜ­en Welt am AbÖrund – und verÜandelt sowoÜl feministis­cÜe wie ökoloÖiscÜ­e craÖestell­unÖenK

tährend in der Reihe bisher vor allem merlen einer avantgardi­stischen Literatur von hierzuland­e kaum bekannten Autoren aus den rSA wie Jason SchwartzI earry jatJ hews oder jike tilson verlegt wurdenI ist nun mit »Amanecer« von Sophie Stein auch der Debütroman einer jungen deutschen AuJ torin in der Reihe erschienen­K »Amanecer« Espanisch für »Dämmerung«F erzählt von dem Auslandsau­fenthalt der jungen Berliner Studentin Aziza auf einer fiktivenI qeneriffa nachempfun­denen fnselI die in der ciktion kivaria heißtK Aziza lernt dort eine Gruppe junger jenschen kennenI die sich mit der brforschun­g von qräumen beschäftig­enK Je näher sie diesem hreis um den jungen LazaJ ro kommtI dessen kähe bei ihr eigenartig­e körperlich­e Reaktionen auslöstI desto mehr kommen auch brinnerung­en aus ihrer camiJ liengeschi­chte und damit verbundene qrauJ matisierun­gen hochI bei denen es um ihre psychisch kranke jutter und die verschwunJ dene Schwester gehtK Sophie Stein entwirft das komplexe msychogram­m ihrer cigur in corm einer sprachgewa­ltigen mrosaK Aziza verliert im Lauf der weit ebenso den festen Bezug zur RealitätI wie sie sich auch immer weiter in phantastis­che telten vorarbeite­tK Diesen mrozess setzt Sophie Stein mit einer nicht immer ganz leicht zugänglich­enI mitJ unter lyrischen mrosa umI die dann stellenJ weise wieder ganz konzis und pointiert istK

Dabei geht es ebenso um das Studium in SpanienI den tGJAlltagI die Beziehung zu neuen creunden und den hampf gegen eiJ gene Ängste – egalI ob es um die brinneJ rungen von früher oder Azizas curcht vor dem allgegenwä­rtigen jeer gehtK SchließJ lich nimmt sie mit ihren creunden an einem Versuch teil und tritt in eine phantastis­che marallelwe­lt einI aus der es kein bntkommen mehr zu geben scheintK Da das fnfrageste­lJ len der Realität und ein spielerisc­her rmJ gang damit fester Bestandtei­l der Reihe »corward ciction« istI sitzt der knapp zweiJ hundertsei­tige Roman der 2RJjährige­n jainzerin passgenau in dem mrogrammK fn jike tilsons »Rockabilly« schlägt ein jeJ teor in einem Vorstadtga­rten ein und löst eiJ ne hette von breignisse­n ausK fn earry jatJ hews »Der einsame wwilling« wird anhand der Geschichte zweier ungleicher Brüder in einer hleinstadt an der hüste keuJbnglan­ds gleich das ganze 2MK Jahrhunder­t seziertI wobei hier neben einer weiblichen eippieJ fkone und einem kazijäger auch ein molizist auftrittI der früher einmal als moet an den hämpfen im jai 68 in maris teilgenomm­en hatK rnd in Jason Schwartz’ RomanenI die wie eine jischung aus jichel coucault und Jorge Luis Borges wirkenI scheinen GegenJ stände ein regelrecht­es bigenleben zu entJ wickelnK fns Deutsche übersetzt werden Schwartz’ Bücher von dem österreich­ische mhilosophe­n Andreas LK eofbauerI der in den vergangene­n Jahren auch immer wieder den slowenisch­en Vielschrei­ber Slavoj Žižek ins Deutsche übertragen hat und zuletzt auch Jeremy Benthams im Original NT9T erschieJ nenes »manopticon« erstmals ins Deutsche übersetzte­K Diese Literatur zu übersetzen und ihr auch im Deutschen stilistisc­hes LeJ ben einzuhauch­enI ist nicht einfachI gelingt hier aber vorzüglich­K

binfach wird es dem Leser der Reihe »corJ ward ciction« aber nicht gemachtI wobei es durchaus lohntI sich auf diese Autoren und ihre Bücher einzulasse­nK Denn von der etwas anstrengen­deren Literatur bleibt beim »VerJ dauen« meistens mehr hängenK bgalI ob es die detaillier­te Beschreibu­ng von frühneuJ zeitlichen Beerdigung­sfeiern in Jason Schwartz’ neu erschienen­em Roman »DeutJ sche mittoreske« ist oder der Spaziergan­g von Sophie Steins mrotagonis­tin über einen leer gefegtenI von der weit entkoppelt­en jeeresJ bodenK fn den Bänden der »corward cictiJ on«JReihe sind eindrückli­che literarisc­he Szenen und Sujets zu findenI zu denen sich der Leser aber erst einmal vorarbeite­n mussK ter Literatur eher im unterhalts­amen CineJ mascopeJjo­dus magI ist hier falschK tobei bei »corward ciction« auch ein so bekannter Roman wie Anna havans »bis« zu finden istK Die im Original bereits N96T erschienen­e fuJ riose jischung aus ScienceJci­ction und lyriJ schem mrosaband erzählt von einer dystopiJ schen telt am AbgrundI wobei hier ebenso feministis­che wie ökologisch­e cragestell­unJ gen eine Rolle spielenK Auch wegen dieser Aktualität erleben die Autorin und der zentJ rale qext ihres terkes gerade in den rSA eiJ ne Renaissanc­eI vor allemI aber nicht nur unJ ter ceministin­nenK Diaphanes brachte den Roman im vergangene­n Sommer erstmals auf Deutsch herausK Aber auch der seit einiJ ger weit auf Deutsch vergriffen­e surrealisJ tischJphan­tastische Roman »kapalm und Liebe« des britischen Autors JKGI Ballard ist gerade wieder bei Diaphanes erschienen­K fnJ sofern gilt esI auch ruhig einmal bei den kleiJ nen Verlagen und in deren mrogrammre­ihen zu stöbernK bs lohnt sich definitiv und es finJ den sich dort mitunter mehr merlen als man denktK

Sophie SteinW AmanecerK DiaphanesI N92 SKI gebKI N8 €K

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Die curcÜt vor dem allÖeÖenwä­rtiÖen jeerW popÜie pteins »Amanecer« taucÜt ein in eine pÜantastis­cÜe marallelwe­ltK

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