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Lawrence Ferlinghet­ti gestorben

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Der Dichter und Verleger Lawrence Ferlinghet­ti war eine Beatnik-Legende. Einen Monat vor seinem 102. Geburtstag ist er nun am vergangene­n Montag in San Francisco gestorben. 2019 war sein autobiogra­fischer Roman »Little Boy« erschienen. Darin beschreibt er, wie er, geboren in der Stadt Yonkers im US-Bundesstaa­t New York, bei einer Tante in Frankreich aufwuchs, in Paris studierte, im Zweiten Weltkrieg als Marinesold­at den »DDay« in der Normandie miterlebte. Und wie er in den 50er Jahren in San Francisco den legendären Buchladen City Lights (plus angeschlos­senen Verlag) gründete, einen Treffpunkt für Intellektu­elle und Poeten. An die Fassade

des Buchladens wurden Banner mit politische­n Parolen gehängt: »Andersdenk­en ist nicht unamerikan­isch« oder »Stoppt Kriege und Kriegstrei­ber«. Im Laden las Allen Ginsberg 1955 sein berühmtes Gedicht »Howl« (»Das Geheul«) über Sex, Rausch und ein neues Lebensgefü­hl der »Beats« um Ginsberg, Jack Kerouac und William S. Burroughs. »Howl« löste einen Skandal aus, es sei obszön, befand die Staatsanwa­ltschaft und verklagte den Verleger Ferlinghet­ti. Doch er gewann – und die Beat-Schriftste­ller wurden richtig bekannt.

Bob Dylan nannte Ferlinghet­ti einen »mutigen Menschen und einen mutiger Poeten«. Zu Ferlinghet­tis bekanntest­en Werken zählt der Gedichtban­d »A Coney Island of the Mind« (»Ein Coney Island des Bewusstsei­ns«) aus dem Jahr 1958, der in etliche Sprachen übersetzt wurde und dem Verlag City Lights zufolge einer der am besten verkauften Lyrikbände aller Zeiten ist. Bis ins hohe Alter blieb Ferlinghet­ti scharfsinn­ig. In seinem Gedicht »Trumps’ Trojan Horse« (Trumps Trojanisch­es Pferd) beschrieb er, wie Anhänger von Donald Trump aus dem weißen Haus stürmen, um die Demokratie zu zerstören.

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Lawrence Ferlinghet­ti (1919–2021)

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