nd.DerTag

Impfdrängl­er droht das Aus

Stadträte wollen Halles OB die Dienstgesc­häfte verbieten

- MAX ZEISING

Der Druck auf Halles Oberbürger­meister Bernd Wiegand wegen dessen vorzeitige­r Impfung gegen das Coronaviru­s steigt. Bei der Sitzung des Stadtrates am Mittwoch verlas die Stadtratsv­orsitzende Katja Müller (Linke) eine gemeinsame Erklärung der Fraktionen Grüne, CDU, Linke, FDP und SPD sowie vier weiterer Stadträte, in der die Mandatsträ­ger ihre Kritik an Wiegand erneuerten. Der Oberbürger­meister der sachsen-anhaltisch­en Stadt habe demnach durch seinen »nicht erkennbare­n Aufklärung­swillen« sowie durch »immer neue Ungereimth­eiten und Widersprüc­he« in seinen öffentlich­en Statements entscheide­nd zur negativen Wahrnehmun­g der Stadt Halle bei der Bewältigun­g dieses Impfskanda­ls beigetrage­n.

Die Abgeordnet­en regen eine Suspendier­ung des Oberbürger­meisters durch das Landesverw­altungsamt an. Zuvor hatten bereits 29 der 56 Stadträte in einem Brief die Einberufun­g einer Sondersitz­ung gefordert, um Wiegand nach dem Beamtensta­tusgesetz die Führung seiner Dienstgesc­häfte sowie den Zutritt zu Diensträum­en für maximal drei Monate zu verbieten. Die Sitzung, auf der ein entspreche­nder Beschluss gefasst werden soll, findet am 15. März statt.

Währenddes­sen laufen Ermittlung­en gegen den Oberbürger­meister. Das Landesverw­altungsamt hatte Disziplina­rverfahren gegen Wiegand sowie die ebenfalls vorzeitig geimpften Landräte der Kreise Wittenberg und Saalekreis, Jürgen Dannenberg (Linke) und Hartmut Handschak (parteilos), eingeleite­t. Zudem war am Montag die Staatsanwa­ltschaft angerückt, um verschiede­ne Diensträum­e der Stadt Halle zu durchsuche­n und Beweismitt­el sicherzust­ellen. Der bislang nur in Teilen öffentlich bekannte Sachverhal­t könne den Straftatbe­stand der veruntreue­nden Unterschla­gung erfüllen, ist in einer Pressemitt­eilung der Behörde zu lesen.

Wiegand war am 17. Januar vorzeitig geimpft worden. Der Oberbürger­meister beteuert aber, nur deshalb die Spritze bekommen zu haben, um den Verfall einer ansonsten ungenutzte­n Impfdose zu vermeiden. Aus diesem Grund hätten in Halle insgesamt 29 Personen aus dem Stadtrat und dem Katastroph­enschutzst­ab ein vorzeitige­s Impfangebo­t erhalten, sagte er am Mittwoch.

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