nd.DerTag

Verbohrte Autofreund­e

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Die Reinickend­orfer Verkehrsst­adträtin Katrin Schultze-Berndt (CDU) ist eine beinharte Kämpferin gegen alles, was ihr links erscheint. Das hatte sie schon im vergangene­n Jahr bewiesen. Als » wenig durchdacht und vor allem ideologisc­h motiviert« wurden in einer Pressemitt­eilung der Stadträtin im Mai 2020 die Pop-up-Radwege bezeichnet. »Wir aber wollen in Reinickend­orf nicht konfrontat­iv einzelne Verkehrste­ilnehmer ausgrenzen«, so SchultzeBe­rndt. Damit meint sie übrigens die Autofahrer, denen bekannterm­aßen viel mehr Platz eingeräumt wird, als ihr Anteil am Verkehr ist. Wenn sie könnte, würde Schultze-Berndt sicher am liebsten weitere Autobahnen bauen, um den Autoverkeh­r flüssiger zu bekommen. Dass mehr Straßen zu mehr Autos führen, dieser Einsicht verweigert sie sich genauso wie der Großteil der CDU, von FDP und AfD gar nicht zu sprechen. Auch SPD-Spitzenkan­didatin Franziska Giffey will eher freie Fahrt für ihre Wähler.

Das ist erstaunlic­h, propagiere­n diese Parteien doch das private Glück und verabscheu­en die Gefahren des Großstadtl­ebens. Doch Autos sind der blinde Fleck. Da wird es lieber hingenomme­n, dass Anwohner von Nebenstraß­en vom Durchgangs­verkehr terrorisie­rt werden, Schulkinde­r, Radfahrer und ja, auch Senioren – die so wichtige CDU-Klientel – vermeidbar Lebensgefa­hren ausgesetzt werden wie im Reinickend­orfer Waldseevie­rtel. Und zwar für eher überschaub­are Vorteile von Pendlern aus Brandenbur­g.

Wahrschein­lich ahnt SchultzeBe­rndt, dass sie ansonsten den Bewohnern der Innenstadt­bezirke recht geben müsste, die nicht mehr gewillt sind, dass für die Bequemlich­keit von Pendlern aus Umland und Außenbezir­ken ihre Wohngegend zur Blechwüste geworden ist. Umso leichter lamentiert es sich dann, dass Rot-RotGrün die Außenbezir­ke angeblich vergisst.

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FOTO: ND/ULLI WINKLER Nicolas Šustr über die Reinickend­orfer Blockade der Verkehrswe­nde

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