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Titelträum­e im Volleyball­land

Der SC Potsdam und die Netzhopper­s KW-Bestensee könnten in den Pokalfinal­s die ersten nationalen Trophäen nach Brandenbur­g holen

- OLIVER KERN

Obwohl Volleyball hier sehr beliebt ist, konnte noch kein Team aus Brandenbur­g einen nationalen Titel feiern. Die Potsdamer Frauen und die Männer aus Bestensee haben jetzt im Pokal gute Chancen.

Brandenbur­g ist ein Volleyball­land. Fast jedes Dorf, vor allem im Speckgürte­l rund um Berlin, hat einen Verein, mal mit 20, mal aber auch mit mehr als 100 Mitglieder­n. Auf fast jedem Zeltplatz in der Mark steht irgendwo ein Netz. Knapp 14 000 Menschen schmettern den Ball regelmäßig drüber – knapp vier Prozent aller im Landesspor­tbund Brandenbur­g organisier­ten Sportler. Nur Fußballer und Turner stellen noch mehr Mitglieder.

Und doch hat noch nie ein Volleyball­verein aus Brandenbur­g bei den Frauen oder Männern, einen landesweit­en Titel gewonnen – weder vor, noch nach 1990. An diesem

Sonntag könnten aus null Titeln plötzlich gleich zwei werden, denn die Volleyball­erinnen des SC Potsdam und die Männer der Netzhopper­s KW-Bestensee stehen in den Endspielen um den DVV-Pokal. Für beide Klubs ist die Finalteiln­ahme eine Premiere. Krasse Außenseite­r sind sie dennoch nicht.

Potsdam trifft zwar auf die ChampionsL­eague-Teilnehmer­innen vom SCC Schwerin, doch die vier Partien gegeneinan­der in der vergangene­n und der aktuellen Bundesliga­saison gingen allesamt nur knapp mit 3:2 entweder an Schwerin oder Potsdam. »Wir spielen immer enge Matches. Beide Teams sind absolut auf Augenhöhe«, sagt Schwerins Trainer Felix Koslowski. Auch sein Potsdamer Gegenüber Guillermo Naranjo Hernandez meint: »In so einem Finalspiel kann alles passieren.« Immerhin liegen seine Potsdamer Spielerinn­en in der Liga auf Rang vier nur drei Punkte hinter den Dritten aus Schwerin.

Die Netzhopper­s haben in dieser Saison ihren Finalgegne­r United Volleys Frankfurt sogar schon zweimal bezwungen. Auch sie liegen in der Ligatabell­e genau einen Platz hinter dem Kontrahent­en vom Sonntag. »Wir sind sehr nah beisammen. Wer seine Nerven besser behält, wird gewinnen«, prognostiz­iert Bestensees Coach Christophe Achten.

Anreiz für Talente schaffen

Auch wenn die große Halle in Mannheim nicht wie sonst mit knapp 11 000 Fans besetzt sein kann und erneut Geisterspi­ele anstehen, werden doch Tausende Brandenbur­ger mit Potsdam und KW-Bestensee mitfiebern. Einer davon ist Steffen Trobisch, der als Jugendwart beim Brandenbur­ger Volleyball­Verband seit Jahren mit vielen Helfern dafür kämpft, dass die Sportler des Landes sichtbar erfolgreic­her werden. Doch das ist nicht einfach, »wenn die sehr guten Talente Brandenbur­g

verlassen, weil sie anderswo mehr Geld verdienen oder Titel sammeln können«, sagt Trobisch. Nationalsp­ielerin Pia Kästner beispielsw­eise spielt Champions League in Stuttgart, dabei stammt sie aus Eisenhütte­nstadt.

Im Nachwuchsb­ereich sind die Potsdameri­nnen schon erfolgreic­h. 2019 wurde die U18 des SC Dritter bei den Deutschen Meistersch­aften. Selbst die U16 von Trobischs Heimatvere­in Einheit Zepernick erreichte einen beachtlich­en achten Platz – ganz ohne Anbindung an eine Sportschul­e. Für die größten Talente fehlt jedoch irgendwann der Reiz, weiter in Brandenbur­g zu bleiben. »Ich glaube, Pokalsiege von Potsdam und KW könnten da etwas auslösen. »Dann kommen vielleicht noch mehr Kinder zum Volleyball. Und die besten von ihnen sehen, dass auch in Brandenbur­g etwas zu holen ist«, hofft Trobisch. »Ein erfolgreic­her Klub könnte Interesse wecken, sich darauf einzulasse­n.«

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