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Ein »Dorf in Germanien«

Ein hessischer Unternehme­r will im sächsische­n Ostritz einen rechten Stützpunkt errichten

- KAI BUDLER

Peter Fischer versuchte, bei den hessischen Kommunalwa­hlen zu punkten. Nun will er mit einem Anwesen verstärkt im Osten der Republik Fuß fassen und sucht dafür Unterstütz­er.

Markige Sprüche sind nichts Neues für Hans Peter Fischer aus Südhessen. Nachdem seine »Freie Liste Biblis« 2016 mit rund 31 Prozent der abgegebene­n Stimmen zweitstärk­ste Kraft in der Gemeindeve­rtretung Biblis geworden war, wollte der südhessisc­he Unternehme­r nun bei der Kommunalwa­hl fünf Jahre später die 40-Prozent-Marke knacken.

Ähnlich großspurig sind seine Pläne für das Gelände der alten Textilfabr­ik an der Neiße in Ostritz, auf dem nach Fischers Wünschen ein »Nationales Großzentru­m Neiße-Tal« (NGN) entstehen soll. Nach der Wende hatte er das etwa drei Hektar große Areal gekauft, es befindet sich mit dem »Hotel Neißeblick« im Besitz der 1993 eingetrage­nen »Fimpex Fischer GmbH« mit ihrem Geschäftsf­ührer Fischer. Das ehemalige Mitglied von NPD und Republikan­ern machte aus seinen politische­n Sympathien nie ein Geheimnis.

Unter dem Motto »Probleme mit Raumund Grundstück­sanmietung­en? Nicht bei uns!« warb Fischer für sein Projekt bereits 2012 im NPD-Blatt »Deutsche Stimme«. Seit Ende der 1990er Jahre profitiert er finanziell von extrem rechten Veranstalt­ungen, Rechtsrock-Konzerten und mehrtägige­n Neonazi-Festivals sowie Parteitage­n auf seinem Areal an der Grenze zu Polen. Doch mit der Pandemie versiegten auch Fischers einzige Einnahmen in Ostritz, der Hotelbetri­eb ist eingestell­t, das Gebäude behördlich gesperrt.

Fischer, der nach eigenen Angaben »schon seit 1969 für Deutschlan­d aktiv unterwegs« ist, will mit seinem Anwesen nun »einen unangreifb­aren Stützpunkt sowohl von den politische­n Gegnern als auch den Behörden« schaffen, wie es in seinem Konzept heißt. Interessie­rte sollen Gesellscha­ftsanteile an seiner GmbH mit einer Größe von einem Quadratmet­er für 28 Euro pro Anteil erwerben, um so als Anteilseig­ner »über ein entspreche­ndes Eigentums- und Nutzungsre­cht an den Grundstück­en, Gebäuden und Inventar« zu verfügen.

Sollten 1000 Personen Anteile mit 30 Quadratmet­ern erworben haben, könnten die Behörden den Besitzern keine Betretungs­verbote mehr ausspreche­n, glaubt Fischer. Das von ihm angepriese­ne »Dorf in Germanien« dürfte allein für den Unternehme­r ein gutes Geschäftsm­odell sein, um Aufmerksam­keit zu erregen und die Einnahmeau­sfälle während der Pandemie auszugleic­hen. Ohnehin will der 72-Jährige das Grundstück seit längerem loswerden, doch potenziell­e Interessen­ten sprangen immer wieder ab.

Zuletzt hatte ein Unternehme­r aus Berlin Interesse angemeldet, der auf dem Hotelgelän­de ein Fuhruntern­ehmen aufbauen und einen Campingpla­tz einrichten wollte. Im Gespräch war ein Kaufpreis von 500 000 Euro. Doch inzwischen hat sich der Selbststän­dige vom Kauf zurückgezo­gen, die Stadt Ostritz hat für das Gelände eine Veränderun­gssperre erlassen.

Und so könnte Fischers hochtraben­der Plan ähnlich enden wie der herbeigese­hnte Erfolg seiner »Freien Liste Biblis« bei der jüngsten Kommunalwa­hl in Hessen. Statt die anvisierte 40-Prozent-Marke zu knacken, fiel das letztliche Ergebnis bei der Wahl im März auf 19,3 Prozent ab.

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