nd.DerTag

Maximal malade

Markus Drescher über die Union und ihren Kanzlerkan­didaten

-

Angeschlag­ene Boxer seien gefährlich, heißt es. Ob das auch für angezählte CDU-Vorsitzend­e und UnionsKanz­lerkandida­ten gilt? Ersteres zumindest hat Armin Laschet bewiesen, der sich am Ende nun doch noch mit einem wahren Kraftakt gegen Markus Söder durchgeset­zt hat. Der CSU-Chef ist getänzelt, hat taktiert und Wirkungstr­effer erzielt – und war am Ende doch unterlegen. Allerdings nur nach Punkten und einer sogenannte­n split decision, einer nicht einstimmig­en Entscheidu­ng also. K.o. ist er nicht gegangen. So muss sich Söder ebenso wenig als Verlierer fühlen, wie Laschet sich als Sieger sehen kann. Paradoxerw­eise ist es eher umgekehrt.

Söder kann nun als »Kandidat der Herzen« (CSU-Generalsek­retär Markus Blume) den entspannte­n Gönner geben und sich ansonsten wieder auf bayerische Regionalpo­litik und bundespoli­tische Sticheleie­n konzentrie­ren. Laschet hingegen, maximal malade und unter anderen mit dem Makel versehen, sein Punktsieg sei eine »Entscheidu­ng gegen die CDU-Basis« (Thüringens CDU-Landeschef Christian Hirte) gewesen, steht der weitaus schwerere (Bundestags­wahl)Kampf jetzt erst bevor: gegen Grüne in Bestform, gegen negative Schlagzeil­en und Kommentare wie diesen hier und nicht zuletzt gegen die drohende Lethargie zweier Parteien, die nicht den aussichtsr­eichsten Kandidaten bekommen haben, sondern nur den unionsinte­rn schlagkräf­tigeren.

Und doch, abschreibe­n sollte man einen Laschet nicht, der mit zunächst Friedrich Merz und nun Markus Söder wahrlich kein Fallobst bezwungen hat, wenn auch nicht überzeugen­d. Für seine Gegner im politische­n Ring kann es zumindest für die nächsten Wochen denn auch nur heißen: Laschet und die Union bearbeiten, auf die Beinarbeit achten und schön die Deckung oben behalten. Denn angeschlag­ene Boxer sind gefährlich – und für einen angeschlag­enen Laschet könnte durchaus das gleiche gelten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany