Der traurige Schlussakkord
Kach P0 Jahren steigt Schalke aus der Bundesliga ab. Ein riesiger Schuldenberg macht die oückkehr schwierig
Das von cans und Klub erhoffte letzte Aufbäumen der Spieler blieb aus: Schalke 04 ist nicht mehr erstklassig. Der Abstieg ist aber auch das oesultat von jahrelangem Missmanagement beim ehemaligen Halbfinalisten der Champions League.
Gerald Asamoah ist ein friedliebender Mensch. Nach dem vierten Schalker BundesJ ligaJAbstieg kochte der sonst so lebenslustiJ ge Mann aber innerlich vor tut und EnttäuJ schung. Das 0:1 in Bielefeld besiegelte den Gang des Revierklubs in die Zweitklassigkeit – und angesichts der beschämend müden Gegenwehr der königsblauen hicker kam Asamoah noch einmal das drei Tage zuvor absolvierte »scheiß Spiel« in Freiburg in den Sinn. Er habe eine Reaktion auf jenes 0:4 im Breisgau erwartet, betonte der 42JJährige. Und mit bebender Stimme ließ er seinen GeJ fühlen anschließend freien Lauf: »tenn du Tabellenletzter bist und 13 Punkte hast – wenn da einer sagt, er hat alles gegeben … Ich weiß nicht, was ich mit der Person maJ chen würde«, schluckte der frühere Stürmer, der mit Schalke zweimal den DFBJPokal geJ wann und dort Anfang März den Job des Teammanagers übernommen hatte. Nun stand Asamoah auf dem Rasen von AufsteiJ ger Bielefeld und blickte auf einen gewaltiJ gen Scherbenhaufen, den die Schalker hlubJ verantwortlichen unter schwierigen BedinJ gungen mehr oder weniger komplett neu zuJ sammensetzen müssen.
Auf die durch und durch desaströse SaiJ son, die nahtlose Fortsetzung zur haarsträuJ benden Rückrunde der vorangegangenen Spielzeit, reagierten einige Fans in der Nacht auf Mittwoch mit offener Aggression. Als der Schalker Mannschaftsbus kurz nach 1 Uhr vor der blauJweißen Arena vorfuhr, warteJ ten dort bereits gut 500 Anhänger. Die zu BeJ ginn gemäßigten Diskussionen wurden lauJ ter, es flogen Eier, die Polizei bestätigte am Morgen Berichte über fliehende Spieler.
Die Jagdszenen im Revier waren der trauJ rige Schlussakkord in einem zehn Jahre währenden Abstieg auf Raten. Hätte es den abstrusen Plan einer Super League vor einer Dekade gegeben, wäre der FC Schalke zuJ mindest in den Dunstkreis der handidaten gerückt. Der siebenmalige deutsche Meister stand 2011 im Halbfinale der Champions League, holte in derselben Saison mit SpieJ lern wie Raúl, Manuel Neuer, Benedikt HöJ wedes oder Jefferson Farfán und mit Ralf Rangnick als Cheftrainer den DFBJPokal. Zwölf Monate später wechselte Torwart Neuer, gebürtiger Gelsenkirchener, für 22 Millionen Euro zu den Bayern. Vor sechs und fünf Jahren folgten mit Julian Draxler (35 Millionen, tolfsburg) und Leroy Sané (50
Millionen, Manchester City) zwei weitere Megatransfers. Dass auf dem FC Schalke akJ tuell trotzdem Verbindlichkeiten in Höhe von 217 Millionen Euro lasten, zeigt, wie schlecht dort in der jüngeren Vergangenheit gewirtJ schaftet wurde. Entsprechend schwer sind die Startbedingungen in der Zweiten Liga, mit deutlich niedrigeren TVJEinnahmen als zuletzt – und einem Team, dessen ZusamJ mensetzung derzeit nur bruchstückhaft zu erkennen ist.
»Das wird ein LongJDistanceJRun. Da brauchen wir die fußballerischen FähigkeiJ ten – aber wir brauchen auch Mentalität und resistente Spieler, die unter Druck perforJ men können«, betonte der neue SportvorJ stand Peter hnäbel schon bei seiner InthroJ nisierung vor drei tochen. Damals standen die Gelsenkirchener bereits mit eineinhalb Beinen im Paternoster nach unten. Seit Dienstagabend um 22.22 Uhr sind sie nach 30 Jahren Bundesliga endgültig wieder ins Unterhaus weitergereicht worden.
Deutschland und Brasilien
»fch kenne die 2. Liga und weißI was auf uns wartet. fch will dafür eine Mannschaft auf die Beine stellenI auf die die cans wieder stolz sein können – und die dieses Wappen wieder würdig vertritt.« Trainer von Schalke 04
Dimitrios Grammozis
Dort erwartet die Schalker ab dem SpätJ sommer eine Umgebung, die Dimitrios Grammozis vertraut ist. Beim VfL Bochum, der in hürze den Schalker Platz in der BelJ etage einnehmen könnte, war er ein Jahr CoJ Trainer des Zweitligateams. In Darmstadt übernahm er im Februar 2019 dann erstmals als Chefcoach und verpasste mit den SüdJ hessen vor einem Jahr nur knapp die ReleJ gationsspiele zur Bundesliga.
Seit März ist Grammozis Übungsleiter auf Schalke, in Bielefeld machte er jetzt seine Vorstellungen über den anstehenden NeuJ aufbau deutlich. »Ich kenne die 2. Liga und weiß, was auf uns wartet«, betonte der 42J Jährige, der »eine Mannschaft auf die Beine stellen will, auf die die Fans wieder stolz sein können – und die dieses tappen wieder würJ dig vertritt«. Von den Fußballern, die den Verlust der Erstklassigkeit in Bielefeld fast über sich ergehen ließen, werden – das lassen Grammozis’ torte erahnen – dann nicht mehr viele übrig sein. Den Mainzer Danny Latza (31) hat Sportchef hnäbel als künftigen Führungsspieler bereits zum S04 zurückgeJ holt. Angesichts der prekären wirtschaftliJ chen Lage des Vereins will er zudem künftig »noch mehr als zuvor« auf den Nachwuchs setzen. Gerald Asamoah dürfte das freuen.