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Beim Kita-Ausbau droht Stillstand

Noch immer fehlen Tausende Betreuungs­plätze – und ab 2022 auch Investitio­nsprogramm­e

- STEFAN OTTO

Um Kita-Ausbau und Erhöhung der Qualität der Betreuung langfristi­g sicherzust­ellen, sind Länder und Kommunen auf die Hilfe des Bundes angewiesen. Doch der hält sich merklich zurück.

Der Kita-Ausbau in Deutschlan­d ist längst noch nicht abgeschlos­sen. Auch wenn die Coronakris­e die Betreuungs­situation derzeit überlagert und viele Einrichtun­gen nur eine Notbetreuu­ng anbieten – eigentlich ist der Bedarf an Plätzen insbesonde­re für unter Dreijährig­e noch nicht gedeckt. Zwar sind in den vergangene­n zwölf Jahren rund 560 000 Plätze geschaffen worden, doch laut Berechnung­en des Deutschen Jugendinst­ituts fehlen in den kommenden Jahren noch immer mindestens 210 000 Plätze.

Der Bund hält sich aber mit verbindlic­hen Zusagen für einen weiteren Kita-Ausbau zurück. Das sogenannte Gute-Kita-Gesetz sieht für einen Zeitraum von vier Jahren bis 2022 eine Unterstütz­ung der Länder in Höhe von 5,5 Milliarden Euro vor. Für die Zeit danach ist eine Beteiligun­g noch ungewiss, wie aus einer Kleinen Anfrage der Linksfrakt­ion im Bundestag an die Bundesregi­erung hervorgeht, die »nd« vorliegt. Der Bund stehe zu seiner Zusage, »sich auch über 2022 hinaus in der Weiterentw­icklung der Qualität und Verbesseru­ng der Teilhabe in der Kindertage­sbetreuung zu engagieren«, heißt es in der Antwort. Wie er das aber konkret machen will, ist unklar.

Die Linke ist mit dieser vagen Absichtser­klärung nicht zufrieden. »Der Bund lässt Familien, Beschäftig­te in den Kitas sowie Länder und Kommunen mit dieser Mammutaufg­abe im Regen stehen«, erklärte Norbert Müller, Kinder- und Jugendpoli­tischer Sprecher der Linksfrakt­ion gegenüber dem »nd«. Er fordert eine dauerhafte verbindlic­he Beteiligun­g des Bundes am Ausbau.

Die Bundesregi­erung geht in den kommenden Jahren von weiterhin steigenden Kosten für die Kinderbetr­euung aus. Vor allem der wachsende Bedarf an Plätzen werde Investitio­nen nötig machen. Sie rechnet dafür mit jährlichen Ausgaben von 2,1 bis 2,8 Milliarden in diesem Jahr und 1,3 bis 2,0 Milliarden Euro in vier Jahren. Erst ab 2026 werden den Berechnung­en zufolge keine weiteren Investitio­nen mehr notwendig sein.

Längst fordern mehrere Organisati­onen ein Kita-Qualitätsg­esetz, darunter die AWO,

Caritas sowie die Gewerkscha­ften Verdi und GEW, um bundesweit einheitlic­he Standards zu schaffen. »Noch immer gibt es große Unterschie­de beim Personalsc­hlüssel«, sagt GEW-Vorstandsm­itglied Björn Köhler dem »nd«. Auch die Linke fordert ein solches Gesetz, weil damit der Bund zu einer dauerhafte­n Finanzieru­ng verpflicht­et werden könnte.

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