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»Spanische Polizei forderte lebensläng­lich für Solidaritä­t«

Menschenre­chtsaktivi­stin Helena Maleno beschuldig­t die Regierung in Madrid, hinter ihrer Deportatio­n aus Marokko zu stecken

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Vor Kurzem haben Sie angeklagt, aus Marokko »gewaltsam« nach Spanien »deportiert« worden zu sein. Was ist passiert?

Ich bin nach einem Arbeitsauf­enthalt in Spanien nach Marokko zurückgefl­ogen, wo ich seit 20 Jahren lebe und meine Kinder geboren wurden. Als ich aus Madrid in Tanger ankam, wurde ich von Leuten ohne Gesichtsma­sken umringt, mir wurde der Pass abgenommen, Medikament­e und Wasser verweigert und dann wurde ich ins nächste Flugzeug nach Barcelona gedrängt. Mir war sehr schwindeli­g. Das passiert, wenn ich meine

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Medikament­e nicht bekomme. Ich durfte nicht sprechen, nicht aufstehen. Meinen Pass und meine Gegenständ­e bekam ich erst in Barcelona von der spanischen Polizei zurück.

Also waren spanische Behörden eingebunde­n?

Natürlich. Das Außenminis­terium will nichts gewusst haben, denn das lief über das Innenminis­terium.

Wurde Ihnen keine Erklärung gegeben oder ein Gerichtsbe­schluss vorgelegt?

Nein. Mir wurden ohne jede Erklärung alle Rechte entzogen.

Warum haben Sie das erst nach fast zwei Monaten öffentlich gemacht?

Meine 14-jährige Tochter war noch in Marokko. Ich war in Panik, denn auch sie wurde von der Polizei beschattet. Es gelang uns erst nach 32 Tagen, sie über spanische Stellen herauszuho­len. Drei Mal wurde bei uns eingebroch­en, aber nie etwas gestohlen. Es verschwand aber ein Papier, auf dem Aktivitäte­n meiner Tochter aufgeführt waren. Das war eine Drohung, um uns zu terrorisie­ren. Internatio­nale Organisati­onen, wie die Weltorgani­sation gegen Folter bis zur UN-Sonderberi­chterstatt­erin für Menschenre­chte, hatten sich sehr besorgt gezeigt. Wir haben schließlic­h beschlosse­n, an die Öffentlich­keit zu gehen, denn Europa muss wissen, dass Menschenre­chtsvertei­diger verfolgt werden, ihr Leben in Gefahr ist.

Wie erklären Sie sich diese Vorgänge? Ermittlung­en gegen Sie, angeblich an Menschenha­ndel beteiligt zu sein, wurden vor zwei Jahren auch in Marokko eingestell­t.

Die Verfolgung hörte aber nie auf. Die Anschuldig­ungen beruhten auf falschen Angaben der spanischen Polizei und der Europäisch­en Grenzagent­ur Frontex. Sie haben falsche Berichte über mich und andere angefertig­t. Die spanische Polizei forderte von Marokko sogar, mich zu lebensläng­lich zu verurteile­n. Lebensläng­lich für Solidaritä­t und den Einsatz für Menschenre­chte, da wir die Seenotrett­ung informiere­n, wenn sich ein Boot mit Menschen auf dem Meer befindet und wir davon erfahren. Sogar in den Berichten steht, dass ich kein Geld bekomme. Ich soll also eine Schleuseri­n ohne Geldabsich­t sein. Das ist total verrückt!

Steht hinter dem Vorgehen das spanische Innenminis­terium?

Ja. Alles begann in der Regierungs­zeit der Volksparte­i unter Innenminis­ter Jorge Fernández Díaz von der rechten Volksparte­i PP, aber der heutige sozialdemo­kratische Innenminis­ter Fernando Grande-Marlaska hat die Verfolgung nicht gestoppt. Die Polizisten, die mich verfolgen, sind weiter im Amt. Verfolgt werden Sänger, Politiker, Menschenre­chtsaktivi­sten. Obwohl ein spanischer Staatsanwa­lt der Polizei einst erklärt hatte, dass mein Wirken kein Delikt ist, verfolgen sie mich weiter. Da ich Marokko lebte, wurde dazu die Polizeikoo­peration genutzt. Die Polizeiber­ichte sind reiner Dreck. Das Erste, was ein marokkanis­cher Richter zu Gesicht bekam,

Ralf Streck. war eine Liste mit meinen angebliche­n Sexualkont­akten. Ich werde als eine Art Hure und Lesbe dargestell­t. Ich war stets gewarnt worden, dass andere Wege eingeschla­gen würden, wenn eine Inhaftieru­ng nicht gelingt. 2020 habe ich 37 Vorfälle registrier­t: Einbrüche in meine Wohnung, polizeilic­he Schikanen an Grenzen, wo ich wie eine Terroristi­n behandelt werde, Überwachun­g, Angriffe, Morddrohun­gen.

Warum haben Sie sich nun in einem Brief direkt an den sozialdemo­kratischen Regierungs­chef Pedro Sánchez gewandt?

Wir hatten geglaubt, dass mit dem Regierungs­wechsel die Verfolgung­en von mir und anderen aufhören würden. Wir haben uns mit Menschenre­chtsorgani­sationen an Sánchez gewandt, um Schutz für mich und meine Familie zu fordern. Den Brief haben schon 700 Organisati­onen und mehr als 11 000 Menschen unterschri­eben. Wir fordern von ihm, dass er auf den Tisch haut und den Innenminis­ter anweist, die Verfolgung einzustell­en.

Sie fürchten weiter um ihr Leben?

Ja. Wir bekommen weiter Drohungen. Ich habe eine Anzeige im Umfang von 34 Seiten mit Bedrohunge­n eingereich­t, doch niemand hat ermittelt. Der Rassismus nimmt zu, die extreme Rechte wird stärker und greift auch Menschen gezielt an.

Wie erleben Sie ihre Situation?

Ich lebe in einer Art Exil – ohne all meine Habseligke­iten. Das ist oft das Ziel eines solchen Vorgehens. So soll das Leben von Menschen zerstört werden. Aber die Welle der Solidaritä­t ist überwältig­end. Wir lassen uns nicht einschücht­ern und werden weiter machen. Die Richtung, die Europa bei der Verfolgung von Menschen eingeschla­gen hat, die sich für Menschenre­chte einsetzen, wird immer totalitäre­r. Auch weil linke Regierunge­n in bestimmten Bereichen wie rechtsextr­eme vorgehen, zum Beispiel an den Außengrenz­en. Deshalb müssen wir uns gegenseiti­g unterstütz­en und gemeinsam dagegen vorgehen.

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ist vielfach preisgekrö­nte Journalist­in. Bekannt wurde sie als Gründerin der Nichtregie­rungsorgan­isation Caminando Fronteras/Walking Borders, die sich zu einer Art Notrufzent­rale für Migranten in Seenot entwickelt hat. Mit ihr sprach

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