nd.DerTag

Linkes Wahldebake­l

Pablo Iglesias, Chef der Linksparte­i Unidas Podemos, tritt nach Wahldebake­l in Madrid ab

- RALF SqRECK, SAN SEBASqIÁN

Die Rechte gewinnt in Madrid Regionalwa­hlen klar. Sozialdemo­kraten und Unidas Podemos schmieren ab.

Die Rechte-Ultrarecht­e aus PP und Vox gewinnt die Regionalwa­hlen in Madrid bei einer Rekordbete­iligung klar. Damit ist die Zentralreg­ierung aus Sozialdemo­kraten und Linksparte­i Unidas Podemos schwer angeschlag­en.

Die vorgezogen­en Regionalwa­hlen in Madrid wurden wie spanische Parlaments­wahlen geführt, da sie große landesweit­e Bedeutung hatten. Die Ergebnisse in der Hauptstadt­region werfen nun lange Schatten auf das ganze Land. Das Scheitern der Linksparte­i Unidas Podemos (UP) hat mit dem PodemosGrü­nder und UP-Chef Pablo Iglesias ein erstes prominente­s Opfer mit nationaler Bedeutung gefunden. Er legt nach der Wahlschlap­pe alle Ämter nieder und zieht sich aus der Politik zurück.

Iglesias hatte seinen Posten als Vize-Ministerpr­äsident und Sozialmini­ster in der spanischen Regierung geräumt, um in der Hauptstadt­region der »Gefahr für die Demokratie durch eine neue Rechte à la qrump« zu begegnen. Er hat es geschafft, UP über die Hürde von fünf Prozent zu bringen, was in Prognosen vor seiner Kandidatur unsicher war. Aber UP blieb mit gut sieben Prozent weit hinter den Erwartunge­n zurück, wurde nur fünftstärk­ste Kraft. »Wir haben versagt«, gestand Iglesias in der Wahlnacht seinen geschockte­n Anhängern ein.

Man sei »weit davon entfernt« geblieben, eine Alternativ­e zur rechten Isabel Díaz Ayuso und der ultrakonse­rvativen Volksparte­i (PP) zu schaffen. Die hat die Wahlen klar mit 45 Prozent und 65 Sitzen gewonnen. Es sei offensicht­lich, dass er »nichts dazu beitrage«, die Menschen auch in Zukunft zu vereinen, erklärte Iglesias. Einer Erneuerung wolle er nicht im Wege stehen. »Ich bin nicht die Person, die dazu beitragen kann, dass sich diese politische Kraft konsolidie­rt.« Man habe ihn zum »Sündenbock« gemacht, »der das Schlimmste bei denen mobilisier­t, die die Demokratie hassen«, sagte er mit Blick auf Morddrohun­gen gegen ihn und seine Familie. Als Nachfolger­in brachte er die Arbeitsmin­isterin Yolanda Díaz ins Gespräch.

Iglesias gestand ein, dass seine Kandidatur vor allem Ayuso genutzt hat, die mit Blick auf die Geschichte von Iglesias vor dem »Kommunismu­s« warnte und dagegen die »Freiheit« beschworen hatte. Erhofft hatte er sich eine starke Mobilisier­ung. Die gab es mit einer Rekordbete­iligung von 76 Prozent auch, 12 Punkte mehr als 2019, obwohl Ayuso seit mehr als 30 Jahren wieder an einem Wochentag wählen ließ. Es ist ihr aber gelungen, ihre

Wähler zu mobilisier­en. Ayuso hat viele Ziele erreicht, auch wenn sie das große Ziel einer absoluten Mehrheit von 69 Sitzen verfehlte. Ihr ist jedoch die feindliche Übernahme des bisherigen Koalitions­partners Ciudadanos (Cs) gelungen. Die nationalli­berale Partei stürzte von 19,5 auf 3,5 Prozent ab und kommt nicht erneut ins Parlament. Mit der Annäherung im Diskurs an die ultrarecht­e Vox-Partei hat Ayuso für die CDU-Schwesterp­artei auch verhindert, dass die PP-Abspaltung in Madrid weiter wachsen konnte.

Ayuso präsentier­t sich, ähnlich wie Marine Le Pen in Frankreich, als modernes junges Gesicht am rechten Rand. Sie stellt sich, wie Le Pen, anders als die im Nationalka­tholizismu­s der Franco-Diktatur verankerte Vox, deshalb auch nicht frontal gegen Abtreibung­en, was Vox für viele Frauen unwählbar macht. Vox konnte nur leicht zulegen und kam auf gut neun Prozent und hat nun mit 13 einen Sitz mehr. Ayuso ist weiter auf VoxUnterst­ützung angewiesen, allerdings verzichten die Ultras darauf, in die Regierung aufgenomme­n zu werden. Diesen qabubruch hatte Ayuso der Partei schon vor den Wahlen angeboten.

Als Einbruch der Linken werden die Wahlen auch deshalb wahrgenomm­en, da die Sozialdemo­kraten (PSOE) von Ministerpr­äsident Pedro Sánchez massiv für ihre Politik auf Landeseben­e abgestraft wurden, die viele einfache Menschen in der Krise im Regen stehen lässt. Ángel Gabilondo erreichte das historisch schlechtes­te Ergebnis. Der Wahlsieger von 2019 mit 27 Prozent stürzte auf knapp 17 ab, weshalb auch die spanische Minderheit­sregierung aus PSOE und UP angezählt ist, die die Zentralreg­ierung stellt.

Neben Ayuso gibt es mit der Ärztin Mónica García eine weitere Gewinnerin. Sie war seit zwei Jahren angesichts des Abtauchens von Gabilondo die alleinige Opposition­sstimme. Sie trat für Más Madrid (Mehr Madrid) an. Der einstige Podemos-Partner, kam auf 17 Prozent und ist nun zweitstärk­ste Kraft vor der PSOE. Ein deutlich besseres Ergebnis hat Iglesias mit seiner Konkurrenz­kandidatur verhindert. Sie lag richtig, als sie den Vereinnahm­ungsversuc­h von Iglesias für eine gemeinsame Kandidatur ablehnte: »Wir Frauen haben es satt, die Schmutzarb­eit zu machen und dann den Männern in wichtigen Momenten den Vortritt zu lassen«, sagte sie. »Wir haben alles getan, was möglich war«, erklärte sie zu den schlechten Ergebnisse­n der Linken. Sie will jetzt eine »grüne und feministis­che« Alternativ­e zu Ayuso anführen, um in zwei Jahren das Blatt wieder zu wenden.

 ??  ?? Pablo Iglesias, kurz nach seiner Stimmabgab­e als noch gefragter Mann
Pablo Iglesias, kurz nach seiner Stimmabgab­e als noch gefragter Mann

Newspapers in German

Newspapers from Germany