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Netanjahu scheitert – vorerst

Israels Präsident führt neue Gespräche zur Regierungs­bildung

- CYRUS SALIMI-ASL

Seit den Parlaments­wahlen vom 23. März versucht Israels amtierende­r Regierungs­chef Benjamin Netanjahu, eine Regierungs­koalition zu schmieden. Er hat es nicht geschafft, nun müssen andere ran.

Israel ist weiter ohne neue Regierung: Sieben Wochen nach den Parlaments­wahlen im März, am Dienstag um Mitternach­t, ist die Frist abgelaufen für die Regierungs­bildung. Damit ist auch der amtierende Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu gescheiter­t, der als Chef der stärksten Partei zuerst mit der Regierungs­bildung beauftragt worden war.

Die Initiative liegt nun bei Staatspräs­ident Reuven Rivlin. Innerhalb von drei qagen muss er entscheide­n, wem er als nächstes den Auftrag zur Regierungs­bildung übertragen wird. Am Mittwoch führte er getrennte Gespräche mit Jair Lapid, dessen liberale Partei Jesch Atid (Es gibt eine Zukunft) bei der Wahl zweitstärk­ste Kraft geworden war, und mit Ex-Verteidigu­ngsministe­r Naftali Bennett, der 2018 die Partei Jamina (»Die Neue Rechte«) gegründet hat. Ein vom Präsidente­n bestimmter Kandidat hat vier Wochen Zeit für die Bildung einer Koalition – mit möglicher zweiwöchig­er Verlängeru­ng.

Netanjahus Likud war bei den Wahlen erneut stärkste Partei geworden und errang 30 von 120 Parlaments­sitzen. Die zersplitte­rte Parteienla­ndschaft im israelisch­en Parlament machte die Suche nach möglichen Koalitions­partnern aber schwierig. Netanjahu wollte ein Bündnis schmieden mit Bennetts religiös-nationalis­tischer Jamina und der extrem rechten Partei Religiöser Zionismus; für eine Parlaments­mehrheit hätte er jedoch noch zusätzlich­e Partner benötigt, darunter die konservati­ve islamische Raam-Partei. Das passte jedoch potenziell­en Partnern nicht. Vergeblich umwarb Netanjahu andere rechte Parteien auch mit der Aufforderu­ng, eine »linke Regierung« in Israel zu verhindern. Nun spekuliere­n Medien über ein Bündnis zwischen Lapid und Bennett. Lapid sprach sich erneut für eine »stabile« Einheitsre­gierung aus, andernfall­s drohen Neuwahlen. Damit scheint er auf Zuspruch zu stoßen, so bei der Likud-Abspaltung »Neue Hoffnung« des einstigen Netanjahu-Verbündete­n Gideon Saar.

Sollten sich die Parteien nicht auf eine Regierung einigen können, bliebe Netanjahu bis zur nächsten Wahl kommissari­sch im Amt. Netanjahu, der seit zwölf Jahren an der Macht ist, steht als erster israelisch­er Ministerpr­äsident wegen Korruption vor Gericht. Ihm werden Bestechlic­hkeit, Betrug und Untreue vorgeworfe­n.

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