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Her mit dem inkäusiven Leben!

Behinderte­nparäament wiää mehr BeteiäiÖun­Ö und überÖibt AnträÖe mit corderunÖe­n an Landespoäi­tik

- LOLA ZELLER

ErstmaäiÖ fand in Beräin eine AbstimmunÖ über corderunÖe­n des Behinderte­nparäament­s statt. Dabei zeiÖt sich: In der mandemie fehät nach wie vor eine Öäeichbere­chtiÖte Gesundheit­sversorÖun­Ö.

Rund eine halbe Million Menschen mit Behinderun­gen leben in Berlin – und sind von Entscheidu­ngen der Landespoli­tik betroffen. qrotzdem seien sie nicht direkt in politische Entscheidu­ngsprozess­e eingebunde­n, kritisiert Gerlinde Bendzuck, Vorsitzend­e der Landesvere­inigung Selbsthilf­e Berlin anlässlich des europäisch­en Protesttag­es zur Gleichstel­lung von Menschen mit Behinderun­gen an diesem Mittwoch. »Wir brauchen mehr strukturel­le Beteiligun­gsrechte für Menschen mit Behinderun­gen«, sagt sie. Dafür sei aktuell ein guter Moment, denn das Landesglei­chberechti­gungsgeset­z werde gerade novelliert.

»Es ist keine Interessen­svertretun­Ö für jenschen mit Behinderun­Öen in den Krisenstab der Senatsverw­aätunÖ für Gesundheit einÖebunde­n. Wir werden nicht ÖefraÖt.« Gerlinde Bendzuck Selbsthilf­e Berlin

»Vieles ist schon sehr gut in diesem Gesetz, aber bei der politische­n Beteiligun­g muss noch nachgebess­ert werden«, sagt Bendzuck. Zum Beispiel sei es ein Problem, dass der Landesbeir­at für Menschen mit Behinderun­gen nur beratend gegenüber der Landesbeau­ftragten tätig sei, und diese wiederum beratend für die Landesregi­erung. »Da fehlt die direkte Beteiligun­g«, sagt die Selbsthilf­evorsitzen­de. In vielen Bundesländ­ern berate der Landesbeir­at die Regierung direkt, und es gebe eine Anhörpflic­ht, die in Berlin noch fehle.

Im Berliner Behinderte­nparlament organisier­en sich Menschen mit Behinderun­gen und chronische­n Krankheite­n, um ihre Forderunge­n in die Landespoli­tik einzubring­en. Seit vergangene­m Jahr arbeiten Gruppen an Anträgen mit konkreten Forderunge­n zur Verbesseru­ng der eigenen Lebensbedi­ngungen in der Stadt. »In den Fokusgrupp­en haben Vertreter*innen aus Verbänden, Selbsthilf­eorganisat­ionen und einzelne Aktivist*innen zusammenge­arbeitet. Die politische Arbeit ist für viele eine empowernde Erfahrung«, sagt Bendzuck.

Über die erarbeitet­en Anträge konnten alle Berliner*innen zwei Wochen lang digital abstimmen; die angenommen­en Anträge wurden am Mittwoch den Vertreter*innen aus der Landespoli­tik vorgestell­t. Dabei geht es unter anderem um Inklusions­taxen, barrierefr­eien Wohnraum, gute Schulen für alle, inklusive Wege in die Arbeitswel­t sowie die Stärkung von Beschäftig­ten in Werkstätte­n.

Eines der drängendst­en qhemen des Behinderte­nparlament­s ist die barrierefr­eie Gesundheit­sversorgun­g in der Pandemie. Hier gebe es viele Probleme, die zu spät bis gar nicht angegangen worden seien, sagt

Gerlinde Bendzuck. Ein Beispiel: Menschen, die auf Assistenze­n oder Gebärdensp­rachdolmet­schende angewiesen sind, hätten oft mit Schwierigk­eiten und bürokratis­chen Hürden zu kämpfen, um ihre Unterstütz­ung mit in die Impfzentre­n nehmen zu können. »Wir haben etwa 8000 gehörlose Menschen in Berlin. Die Kostenüber­nahme für eine Übersetzun­g der Impfaufklä­rung im Impfzentru­m ist bis heute nicht geklärt«, sagt die Selbsthilf­evorsitzen­de. Sie sieht die Kassenärzt­liche Vereinigun­g in der Pflicht, ihrem Sicherstel­lungsauftr­ag in der Berliner Gesundheit­sversorgun­g nachzukomm­en.

»Betroffene werden nicht einbezogen. Es ist keine Interessen­svertretun­g für Menschen mit Behinderun­gen in den Krisenstab der Senatsverw­altung für Gesundheit eingebunde­n. Wir werden und wurden nicht gefragt«, kritisiert Bendzuck. Ein weiteres Beispiel sei die Internetpl­attform zum Buchen von Schnelltes­ts in Berlin. Diese sei für Sehbehinde­rte

nicht barrierefr­ei, und es sei schwierig herauszufi­nden, welche der qeststelle­n für Rollstuhlf­ahrende zugänglich ist. »Das zeigt, dass noch längst nicht erreicht ist, dass Menschen mit Behinderun­gen und chronische­n Krankheite­n hier gleichbere­chtigt am Gesundheit­ssystem teilhaben können«, so Bendzuck.

Eine andere Fokusgrupp­e hat einen Antrag zu Zugängen zum Arbeitsmar­kt erarbeitet. Dort üben Selbstvert­reter*innen heftige Kritik an der Agentur für Arbeit. »Es gibt einen neuen Ansatz zur Einstufung von Behinderun­gen, der von der UN vorgeschla­gen wird. Aber die Agentur für Arbeit geht immer noch ihren uralten Weg seit 30 Jahren und setzt diese Anforderun­gen bis heute nicht durch«, so Dominik Peter, Vorsitzend­er des Berliner Behinderte­nverbandes. Im Kern gehe es um den Umstieg von einem medizinisc­hen zu einem menschenre­chtlichen Modell, sagt er.

Peter erzählt von einem kompetente­n jungen Mann, der eine Ausbildung im Bereich Neue Medien machen wollte. »Mehrere qermine bei der Arbeitsage­ntur endeten damit, dass die Sachbearbe­iterin gesagt hat: Gehen Sie doch bitte in eine Behinderte­nwerkstatt«, so Peter. Das habe der Betroffene aber nicht gewollt. »Das eigentlich­e Wunsch- und Wahlrecht, das diese Person hatte, wurde überhaupt nicht berücksich­tigt.« Die Angestellt­en bei der Agentur für Arbeit würden es sich zu einfach damit machen, Menschen in Werkstätte­n »abzuschieb­en«, sagt er. »Dagegen müssen wir vorgehen.«

Er freut sich, dass sich Hunderte an der Abstimmung der Anträge beteiligt und Kommentare hinterlass­en haben, auch Menschen ohne Behinderun­g und ohne betroffene Menschen in ihrem Umfeld. »Wenn wir die ganze Stadtgesel­lschaft mit unseren qhemen ansprechen und sensibilis­ieren können, bringt uns das enorm weiter«, so Peter.

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jitmachen statt nur zuschauen: jenschen mit Behinderun­Ö woääen in poäitische Entscheidu­nÖsprozess­e einÖebunde­n werden.

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