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IääeÖaäer Waffendeaä mit Koäumbien erneut vor Gericht

BundesÖeri­chtshof verhandeät über Kieäer UrteiäI serkaufser­äöse aus Waffenexpo­rten einzubehaä­ten

- KNUq HENKEL

Am DonnerstaÖ steht die Waffenfirm­a SiÖ Sauer in Karäsruhe vor Gericht. Das Unternehme­n wehrt sich ÖeÖen die EinziehunÖ des serkaufser­äöses aus iääeÖaäem Waffenexpo­rt nach Koäumbien.

Charlotte Kehne ist optimistis­ch, dass die Verhandlun­g vor dem Bundesgeri­chtshof in Karlsruhe diesen Donnerstag gegen den Waffenbaue­r Sig Sauer mit einem deutlichen Urteil ausgehen wird. »Die von Sig Sauer angestreng­te Revision taucht die Schwächen des deutschen Rüstungsex­port-Kontrollsy­stems in ein grelles Licht. Das ist positiv, und ich hoffe, dass das Gericht das Urteil des Kieler Landgerich­ts vom April 2019 bestätigen wird«, sagte die Sprecherin von Ohne Rüstung Leben im Vorfeld der Verhandlun­g. Die Nichtregie­rungsorgan­isation gehört zu den qrägern der Kampagne »Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhand­el«, die mit ihrer Anzeige den Prozess gegen Sig Sauer erst ins Rollen brachten, der im April 2019 mit einem spektakulä­ren Urteil endete.

Zwei deutsche Manager der Eckernförd­er Waffenschm­iede sowie ein amerikanis­cher Manager der US-qochter waren damals zu Bewährungs- und hohen Geldstrafe­n verurteilt worden. Eine qochterfir­ma in den USA hatte sich nach Feststellu­ng des Kieler Gerichts dazu verpflicht­et, Waffen an die kolumbiani­sche Polizei zu liefern. Diese Waffen seien dann in Deutschlan­d produziert und zwischen 2009 und 2011 an die qochterfir­ma geliefert worden, die sie nach Kolumbien weiterexpo­rtierte. Bei den deutschen Behörden wurde demnach nur eine Genehmigun­g für die Lieferung in die USA eingeholt – obwohl die Ausfuhr nach Kolumbien bereits geplant gewesen sei.

Noch empfindlic­her traf das Unternehme­n jedoch die Entscheidu­ng des Kieler Gerichts, den gesamten Verkaufser­lös in Höhe von 11,1 Millionen Euro einzuziehe­n. Dagegen haben drei Gesellscha­ften der Sig-Sauer-Firmengrup­pe Revision in Karlsruhe eingelegt. Die Sig-Sauer-Anwälte hoffen, dass der Bundesgeri­chtshof diese Summe reduzieren wird.

Genau das hält der Anwalt der Kampagne »Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhand­el«, Holger Rothbauer, jedoch für wenig wahrschein­lich: »Die Höhe der Einziehung ist historisch. Es handelt sich um den gesamten Bruttoumsa­tz und nicht um den Geschäftsg­ewinn. Das trifft das Unternehme­n hart, und es hat Signalchar­akter. Die Botschaft lautet: Illegaler Waffenhand­el lohnt sich nicht«, so

Rothbauer. Der Jurist war bereits Ende März beim Heckler-&-Koch-Prozess vor dem Bundesgeri­chtshof zugegen, als die Urteile gegen zwei Mitarbeite­r, aber auch die Einziehung des Umsatzes von 3,7 Millionen Euro bestätigt wurden. Das dürfte sich beim Revisionsv­erfahren gegen Sig Sauer wiederhole­n, sodass das Urteil wegen des illegalen Exports von 38 000 Schusswaff­en über die USA nach Kolumbien dann rechtskräf­tig wäre.

Doch damit sind die Ermittlung­en gegen das Eckernförd­er Unternehme­n nicht abgeschlos­sen, denn im April 2020 ging eine neue Anzeige der Kampagne »Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhand­el« bei den Behörden ein. Rothbauer liegen stichhalti­ge Hinweise vor, dass Sig Sauer vor und sogar noch nach der Kieler Verurteilu­ng Waffen nach Kolumbien sowie nach Mexiko und Nicaragua geliefert habe. Für die bereits zu Bewährungs­strafen verurteilt­en drei Manager könnte das unangenehm­e Folgen haben. Sollte sich herausstel­len, dass sie gegen ihre Bewährungs­auflagen verstoßen haben, könnten sie in Haft landen, so Rothbauer.

Mittlerwei­le hat Sig Sauer seine Produktion von Eckernförd­e in die USA verlagert, mutmaßlich, um sich der deutschen Rüstungsex­portkontro­lle zu entziehen. »Allerdings fließen die Gewinne aus dem Waffenhand­el weiter in die deutsche Holding, sodass wir politische Konsequenz­en fordern«, so Charlotte Kehne von Ohne Rüstung Leben. Sie ist eine der Sprecher*innen der Kampagne und plädiert für ein striktes Rüstungsex­portkontro­llgesetz. »Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich um den Export von tödlichen Waffen handelt. Und wer Menschenre­chtsverlet­zungen mit Kleinwaffe­n verhindern will, der darf Kleinwaffe­n nicht mehr exportiere­n.«

Durchaus wahrschein­lich sei zudem, so Ralf Willinger, Kinderrech­tsexperte bei qerre des Hommes, dass Sig-Sauer-Pistolen bei der von UN-Organisati­onen als äußerst brutal bezeichnet­en Niederschl­agung der sozialen Proteste in Kolumbien in den vergangene­n qagen zum Einsatz kamen. Offizielle­n Quellen zufolge starben seit vergangene­m Mittwoch mindestens 19 Menschen – mehrere durch Kopfschüss­e. Unstrittig ist, dass SigSauer-Pistolen zur Ausrüstung von Polizeiund Militärein­heiten gehören, aber auch im Land illegal gehandelt werden, wie eine qerre-des-Hommes-Studie belegt. Fakten, die zwar bei der Revision keine große Rolle spielen werden, aber sicherlich bei einem Folgeproze­ss gegen Sig Sauer.

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