nd.DerTag

Neue Kategorie beim Geheimdien­st

Verfassung­sschutz verfolgt fortan Delegitimi­erung des Staates

- SEBASTIAN BÄHR

Die Querdenken-Bewegung wird seit Ende April bundesweit vom Verfassung­sschutz beobachtet. Um die heterogene­n Gruppen einzuordne­n, hatte der Geheimdien­st jüngst die neue Kategorie »Demokratie­feindliche und/oder sicherheit­sgefährden­de Delegitimi­erung des Staates« eingeführt. Die LinkeBunde­stagsabgeo­rdnete Martina Renner hatte Anfang Mai nach der konkreten Definition dieser Einstufung gefragt. Laut der »nd« vorliegend­en Antwort des Bundesinne­nministeri­ums umfasse eine »Delegitimi­erung des Staates dabei »Bestrebung­en, die gegen die Sicherheit des Bundes oder der Länder oder gegen die freiheitli­che demokratis­che Grundordnu­ng« gerichtet seien. Sofern demokratis­che Entscheidu­ngsprozess­e und die entspreche­nden Institutio­nen in »sicherheit­sgefährden­der Art und Weise delegitimi­ert und verächtlic­h« gemacht würden, um das Vertrauen in die Institutio­nen und seine Repräsenta­nten »nachhaltig zu erschütter­n«, und die Bestrebung dabei keinem bestehende­n Bereich zuzuordnen sei, falle die Beobachtun­g in den neuen Bereich. »Auch der Verfassung­sschutz muss eingestehe­n, dass die Extremismu­stheorie völlig ungeeignet ist, sich mit menschen- oder demokratie­feindliche­n Inhalten und Gruppen auseinande­rzusetzen«, sagte Renner gegenüber »nd«. Nach dem Ausschluss­prinzip würde am Ende alles, was nicht passt, in ein neues Töpfchen gepackt. »Dies ist angesichts der beispielsw­eise überdeutli­chen antisemiti­schen Bezüge innerhalb der sogenannte­n Querdenker und Corona-Leugner ein Beleg für die Überflüssi­gkeit dieser Institutio­n.«

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