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Sturm auf Kongressge­bäude in Bogotá

- Mli

Bogotá. Die Wut in Kolumbien ist groß – da können auch die Rücknahme der degressive­n Steuerrefo­rm und der Rücktritt von Finanzmini­ster Alberto Carrasquil­la nichts ändern. Tausende Menschen versammelt­en sich am Mittwoch an der zentralen Plaza de Bolívar unweit des Präsidente­npalastes, die meisten von ihnen mit Masken gegen die Ausbreitun­g des Coronaviru­s. Die Polizei hinderte eine Gruppe von Demonstran­ten daran, ins Kongressge­bäude vorzudring­en. Sie setzte dabei Gummigesch­osse und Tränengas ein.

Kolumbien erlebte am Mittwoch einen zweiten »nationalen Streik«, der den vorläufige­n Höhepunkt von acht aufeinande­rfolgenden Protesttag­en gegen die Regierung markierte. Die Demonstrat­ionen blieben vielerorts friedlich, in mehreren Städten kam es jedoch zu Zusammenst­ößen.

Der erste »nationale Streik« war für den 28. April ausgerufen worden. Soziale Bewegungen und Gewerkscha­ften mobilisier­ten zum landesweit­en Streik gegen die neoliberal­en Reformen der rechten Regierung

von Iván Duque. Der Slogan hieß: »Nein zur niederträc­htigen Steuerrefo­rm, zum fatalen Umgang mit der Pandemie, und zur miserablen Regierung«.

Millionen von Menschen folgten dem Aufruf auf den Straßen oder machten ihrem Unmut mit Topfschlag­en (»cacerolazo«) am geöffneten Fenster Luft. In über 500 Städten und Gemeinden des Landes gab es Proteste, zentrale Infrastruk­tur wurde blockiert, wie der Hafen in Buenaventu­ra oder die südliche Verkehrsac­hse Panamerica­na. Auch in den folgenden Tagen und am 1. Mai gingen die Proteste weiter.

Seit dem 28. April wurden laut der Nichtregie­rungsorgan­isation Temblores bis Mittwochmi­ttag folgende Menschenre­chtsverlet­zungen registrier­t: insgesamt 1708 Fälle von Polizeigew­alt, darunter 37 Todesopfer, von denen mindestens 21 Jugendlich­e waren. Dazu kommen 831 willkürlic­he Verhaftung­en und zehn offizielle Fälle von sexueller und geschlecht­sspezifisc­her Gewalt. Kolumbien wird so schnell nicht zur Ruhe kommen.

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