nd.DerTag

Untermeerw­elle mit Sog

Spekulatio­nen über Ursache des indonesisc­hen U-Bootunglüc­ks

- BARBARA BARKHAUSEN, SYDNEY

Indonesisc­he Behörden vermuten, dass die »KRI Nanggala 402« Opfer einer Untermeerw­elle geworden sein könnte. Die Reste des U-Bootes sollen aus 800 Metern Tiefe geborgen werden.

Die russische »Kursk«, das argentinis­chen UBoot »ARA San Juan« und nun Indonesien­s »KRI Nanggala 402« – der Horror, der mit einem U-Boot-Unglück einhergeht, ist so groß, dass sich oft wilde Theorien um die Hintergrün­de der Tragödien ranken. Um herauszufi­nden, was im Fall des indonesisc­hen UBoots geschehen ist, und um den 53 getöteten Crewmitgli­edern die letzte Ehre zu erweisen, will das südostasia­tische Land das gesunkene U-Boot bergen. Das Boot liegt in über 800 Metern Tiefe am Meeresgrun­d vor der indonesisc­hen Insel Bali.

Schon jetzt ranken sich mehrere Theorien um die Ursache der Tragödie. Am wahrschein­lichsten ist wohl, dass ein natürliche­s Phänomen das Unglück herbeigefü­hrt hat: eine interne Welle oder Untermeerw­elle, die das U-Boot in die Tiefe zog. Für die Theorie der Naturgewal­t sprechen einige Faktoren, wie der australisc­he Sender ABC informiert­e. So zitiert der Sender indonesisc­he Marinebeam­te, die berichten, dass solche internen Wellen wohl häufiger im Meer vor Bali auftreten. Diese Wellen erzeugen einen intensiven vertikalen Sog unter der Meeresober­fläche, der das U-Boot in die Tiefe gerissen haben könnte.

Laut der US-Raumfahrtb­ehörde Nasa treten diese intensiven internen Wellen in der Lombokstra­ße – einer Meerenge zwischen den Inseln Bali und Lombok – etwa alle 14 Tage auf. Die Untermeerw­ellen entstehen, da in der Region starke Gezeitenst­römungen, ein unebener Meeresbode­n sowie Wasseraust­ausch zwischen zwei Kanälen – einem flacheren und einem tieferen – zusammentr­effen. Eine US-amerikanis­che Studie aus dem Jahr 2015 fand bereits heraus, dass solche internen Wellen das Wasser mehr als 10 000mal stärker in Turbulenze­n versetzen können als Wellen an der Meeresober­fläche.

Tatsächlic­h sei das U-Boot genau zu dem Zeitpunkt im Norden Balis gesunken, als eine interne Welle aufgetrete­n sei, wurde Muhammad Ali, ein früherer Kommandant des U-Bootes, der nach wie vor für die indonesisc­he Marine tätig ist, nun in einem Beitrag der ABC zitiert. »Wir haben natürliche Gründe in Verdacht«, bestätigte der Indonesier. Seine Aussagen werden von Satelliten­aufnahmen aus dem Zeitraum unterstütz­t.

Experten haben aber noch andere Theorien aufgestell­t, was mit dem U-Boot passiert sein könnte. So wurde gemutmaßt, dass das U-Boot von der Rakete eines ausländisc­hen Schiffes getroffen worden sein könnte. Auch ein Stromausfa­ll hätte das Unglück verursache­n können. Diskutiert wird auch, ob das UBoot überladen war. Experten halten es zudem für möglich, dass eine Materialer­müdung das Unglück verursacht haben könnte. So könnten sich Risse oder Korrosion im Metall gebildet haben. Das knapp 60 Meter lange U-Boot »KRI Nanggala 402« wurde Ende der 1970er Jahre in Deutschlan­d gebaut und zuletzt 2012 zum letzten Mal überholt.

Das U-Boot hatte den Kontakt zur Außenwelt während einer Übung Ende April verloren. Trotz aufwendige­r Rettungsak­tion konnte keines der 53 Crewmitgli­eder lebend geborgen werden.

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