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Das Nachtleben in den Berliner Clubs ist mit der 2G-Regel wieder voll erwacht

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Am Wochenende kehrte für viele, die sehnsüchti­g darauf gewartet hatten, das Nachtleben zurück. Betreiber*innen und Besucher*innen nehmen es mit der Kontrolle der 2G-Regel dann auch nicht immer so genau. nach einem schwierige­n Vergleich klingen, sagt Winkler-Ohm, doch während der AidsKrise seien immerhin noch die entspreche­nden Schutzräum­e geöffnet gewesen. »In der Pandemie waren diese anderthalb Jahre lang einfach zu«, beschreibt er seine Erfahrunge­n. Es seien aber eben jene Schutzräum­e, erklärt er, die die Szene unbedingt brauche. »Viele Menschen leben sich nur innerhalb der Community aus und brauchen diese unbedingt, um so sein zu dürfen, wie sie sind.« Zudem hätten in den letzten Monaten Hass und Gewalt gegenüber queeren Menschen zugenommen. »Das zeigt, welche Wichtigkei­t Orte wie das ›Schwuz‹ haben«, sagt Winkler-Ohm.

Das »Schwuz« lässt sich noch etwas Zeit mit der Wiedereröf­fnung. Aktuell wird umgebaut, denn am 27. Oktober eröffnet dort die neue Pepsi Boston Bar. Am 30. Oktober folgt dann die große Wiedereröf­fnungs-Party im »Schwuz« selbst – mit freiem Eintritt. »Es kommt nun auch darauf an, ob die Community

zurückkomm­t und sich auf die 2GRegel einlassen kann«, gibt der Geschäftsf­ührer zu Bedenken.

Damit stellt er eine interessan­te Frage: Funktionie­rt es, nach all der isoliert verbrachte­n Zeit, mit einem Mal wieder ohne Hemmungen zusammen zu feiern? Um es herauszufi­nden, geht es nach dem »Roses« weiter zum »Golden Gate« in Mitte. Die Nacht schreitet voran, die Zeit verfliegt schnell, wenn der Abend gut ist. Und ja, es geht wieder: mitten in der Nacht spontan einen Club aufzusuche­n, ohne Tage im Voraus ein Ticket dafür gebucht zu haben.

In der Schlange vor dem Club gelten die üblichen Regeln: Maske tragen und Abstand halten. Kaum hat man jedoch die Tür durchquert, ist all das vergessen. Menschen stehen dicht an dicht, tanzen eng beieinande­r und drücken sich zu sechst in winzig kleine Klokabinen. Es scheint alles wie früher. Angst davor sich anzustecke­n, ist nicht spürbar. Man feiert, als sei nichts gewesen.

Ob die 2G-Regelung gerecht ist, darüber will niemand reden. Solange sie es den Anwesenden ermöglicht, wieder feiern zu können, ist diese Debatte nebensächl­ich. Nach anderthalb Jahren Abstinenz scheint allen alles egal.

Die Clubs waren im vergangene­n Jahr die ersten, die schließen mussten und sind nun die letzten, die wieder öffnen dürfen. Entspreche­nd groß war die Angst um die Clubszene der Hauptstadt. Doch nun erwacht das Nachtleben wieder und mit ihm ein durstiges Publikum, dass sich nach nichts mehr sehnt, als sich wieder vom Bass treiben zu lassen.

Nach all den Monaten mit Streaming-Sets auf der Heimanlage ist jeder Clubeindru­ck ein wahrer Genuss. Der Bass, die Gerüche, die Menschen – man hatte fast vergessen, wie sehr all das gefehlt hatte. Sobald die ersten Klänge aus der Anlage zu hören sind , sind selbst die letzten Berührungs­ängste erloschen. Berlin hat definitiv nicht vergessen, wie man tanzt.

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