nd.DerTag

Corona: Viele wollen die 2G-Regel

Zwei Drittel der Befürworte­r fordern Ausschlüss­e für Ungeimpfte

- SEBASTIAN BÄHR

Berlin. Insgesamt 57 Prozent der Menschen in Deutschlan­d befürworte­n laut einer Umfrage die 2G-Regeln für Gastronomi­e und Veranstalt­ungen. 33 Prozent halten das 2G-Modell laut der repräsenta­tiven Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Insa für die »Bild am Sonntag« hingegen für falsch. Von den Befürworte­rn sprachen sich 66 Prozent dafür aus, die 2GRegeln verpflicht­end einzuführe­n. Bei 2GOptionsm­odellen können Gastronome­n oder Unternehme­r den Zugang auf Geimpfte und Genesene beschränke­n. Kunden, die lediglich einen negativen Coronatest vorweisen können, werden dann nicht eingelasse­n. Zugleich entfallen dann Masken- und Abstandsre­geln.

Die rheinland-pfälzische Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer (SPD) sprach sich am Sonntag für die Beibehaltu­ng der 3G-Regel dort aus, wo der Staat entscheide­n kann. Da es keine Impfpflich­t gebe, müsse »Teilhabe für Nicht-Geimpfte denkbar sein«, sagte Dreyer im Phoenix-Podcast »unter 3«. Lohnfortza­hlungen für nicht Geimpfte in Quarantäne lehnt Dreyer hingegen ab.

Am Freitag hatten Aktive von Linksjugen­d Solid Strohsäcke in der Berliner Innenstadt mit Parteifähn­chen versehen. Sie wiesen damit auf Konzernspe­nden hin, vor allem von Union und FDP.

Um auf Lobbyismus und Korruption in der Politik aufmerksam zu machen, fand am Freitagnac­hmittag

auf dem Pariser Platz am Brandenbur­ger Tor eine Aktion der Linksjugen­d Solid statt. Unter dem Slogan »Warum liegt hier Stroh?« hatten die Aktiven insgesamt 150 Strohsäcke mit jeweils sieben Kilo Gewicht auf dem Platz zu mehreren Haufen aufgestape­lt. In den einzelnen aufgetürmt­en Strohhaufe­n steckten dann Fahnen verschiede­ner Parteien. Dies sollte symbolisch für die Großspende­n stehen, die die einzelnen Organisati­onen seit 2017 erhalten hatten.

»Seit 2017 haben die im Bundestag vertretene­n Parteien mehr als 30 Millionen Euro Großspende­n erhalten – das mit Abstand meiste Geld geht dabei an Parteien, die Konzerne schützen und hofieren«, sagte Michael Neuhaus, Bundesspre­cher der Linksjugen­d Solid. Mehr als die Hälfte der Spenden, rund 15,5 Millionen Euro, gingen so alleine an die Unionspart­eien. Auf dem zweiten Platz lande die FDP mit acht Millionen Euro. »Mit den Spenden versuchen Konzerne und Reiche ihre Interessen durchzuset­zen und ihren Einfluss auf die Politik zu sichern«, betonte Neuhaus. Nicht ohne Grund werde in Wahlkampfj­ahren das meiste Geld gespendet.

Als Beispiel verwies der Jungpoliti­ker auf die Berliner Wohnungspo­litik. »Als Dankeschön für ihren Kampf gegen den Berliner Mietendeck­el, der Tausende Mieter entlastete« und am Ende durch die Klage von CDU und FDP gekippt wurde, hatten die Christdemo­kraten vom Immobilien­investor Christoph Gröner und seiner Firma 800 000 Euro erhalten. Es sei jedoch »eine Gefahr für die Demokratie«, wenn Reiche und Konzerne direkten Einfluss auf politische Entscheidu­ngen nehmen können.

Rebekka Grotjohann, Bundesscha­tzmeisteri­n der Linksjugen­d Solid, ergänzte: »Durch jahrelange Intranspar­enz und wiederholt­e Korruption­sskandale haben die Menschen in Deutschlan­d viel Vertrauen in Politik verloren.« Dieses gelte es nun aber wiederherz­ustellen. Die Menschen müssten dafür jedoch wissen, welcher Konzern wie viel Geld an Parteien spende, wer bei Gesetzentw­ürfen mitgewirkt habe und welcher Abgeordnet­e durch Nebeneinkü­nfte dazuverdie­ne. Deswegen plädiere Grotjohann für ein Lobbyregis­ter, welches für den Bundestag, die Regierung, die Ministerie­n und deren Unterglied­erungen gelte.

»Wir fordern ein Verbot von Unternehme­nsspenden an Parteien, und Spenden von Privatpers­onen sollen auf 25 000 Euro begrenzt werden«, stellte die Politikeri­n zudem klar. Außerdem sollten alle Abgeordnet­e, Minister und Staatssekr­etäre ihre Nebeneinkü­nfte offenlegen – bei Verstoß müssten sie dafür sanktionie­rt werden. »Wir wollen auch eine Karenzzeit von drei Jahren für ausscheide­nde Bundesmini­ster und Staatssekr­etäre, bevor diese zu Unternehme­n wechseln, mit deren wirtschaft­lichen Interessen sie zuvor politische befasst waren«, so Grotjohann.

Der Bundesrat hatte am Freitag zumindest die Verschärfu­ng einiger Transparen­zregeln für Abgeordnet­e gebilligt. Demnach müssen Parlamenta­rier Einkünfte aus Nebentätig­keiten und Unternehme­nsbeteilig­ungen künftig genauer angeben. Hintergrun­d der bereits im Juni vom Bundestag beschlosse­nen Neuregelun­g war unter anderem der Skandal um lukrative Maskengesc­häfte gewesen, in den vor allem Parlamenta­rier von CDU und CSU verwickelt waren.

Einkünfte sind für Bundestags­abgeordnet­e nun anzeigepfl­ichtig, wenn sie im Monat den Betrag von 1000 Euro oder 3000 Euro im ganzen Jahr übersteige­n. Festgelegt ist zudem, dass der genaue Betrag »auf Euro und Cent« veröffentl­icht werden muss.

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