nd.DerTag

Aktionismu­s statt Nachdenken

Daniel Lücking zu den Debatten um Verteidigu­ngsstrateg­ien

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Den Afghanista­n-Abzug verbockt und der Mali-Einsatz wird vorsichtig in die Schlusspha­se bugsiert: Bundesvert­eidigungsm­inisterin Annegret KrampKarre­nbauer (CDU) hält im Interview mit der FAZ an der Nato fest und richtet den Blick nach vorn auf die EuropaArme­e und neue Einsatzsze­narien. Derweil arbeitet sich der französisc­he Präsident Emmanuel Macron in einem Streit um die Beschaffun­g von U-Booten an der Allianz Australien, USA und Großbritan­nien ab, nachdem ein 56 Milliarden-Euro-Vertrag mit Frankreich platzte.

Zuverlässi­gkeit hat einen Namen – USA lautet er nicht. So zeichnet es sich im ersten Jahr der Amtszeit von Joe Biden ab. Der nicht ansatzweis­e so beschämend wie sein Vorgänger Donald Trump kommunizie­rende US-Präsident steht diesem in Punkto Unzuverläs­sigkeit jedoch nicht nach.

Mehr denn je wäre es jetzt an der Zeit, sich zu besinnen, was verteidigu­ngspolitis­ch erreicht werden soll. Europäisch, wie auch global im NatoRahmen. Stattdesse­n aber hält KrampKarre­nbauer unreflekti­ert am NatoBündni­s fest. Mit der Bestandsau­fnahme und Analyse des Afghanista­n-Einsatzes will sie zwar noch im Oktober beginnen, jedoch auch übereilt dann schon im Laufe des selben Monats einen Vorschlag präsentier­en, der »bei einem Treffen der Verteidigu­ngsministe­r auf dem Tisch liegen soll«.Welches Land der Welt dieser Aktionismu­s treffen wird, bleibt ebenso offen wie die Antwort auf die Frage, warum die Evaluation des Afghanista­n-Einsatzes nicht abgewartet werden soll, bevor man sich auf EU-Ebene zu neuen strategisc­hen Planspiele­n trifft. Dazu passt, dass sich die Ministerin im selben Interview nach ihrer zunächst selbst auferlegte­n kritischen Prüfung eigener Versäumnis­se einen Persilsche­in ausstellt. Vorwärts marsch! Wohin, sagt sie der Welt dann später.

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