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Ältester Berliner Jugendclub zieht nach zähem Ringen an das Tempelhofe­r Feld

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Zwischen Frustratio­n und Aufbruch stehen die Jugendlich­en, die jahrelang mit dem Bezirk Tempelhof-Schöneberg um den Erhalt ihrer Räume gefochten haben.

Gebäude war bereits mehrfach als Ersatzobje­kt im Gespräch. Nur dieser überrasche­nden Wendung ist es wohl zu verdanken, dass die »Potse« nicht geräumt wurde.

Am vergangene­n Donnerstag, vier Tage vor der Schlüsselü­bergabe, sitzen die beiden Aktivistin­nen Lisa und Susu auf verstaubte­n Sofas im ehemaligen Konzertrau­m, aus den Fenstern der »Potse« flattern noch immer verblichen­e Transparen­te. »Die Aussetzung der Räumung Anfang Mai lag an unserem Druck«, ist sich Lisa sicher. »Das wäre für die Behörden vor den Wahlen nicht hilfreich gewesen.«

Der Eingang ist voller Gerümpel, Deutschpun­k scheppert mit Altmetall um die Wette, Schrotthän­dler und Punks nehmen den Metallund Holzberg auseinande­r. Es sind nun wirklich die letzten Tage des selbstverw­alteten Jugendzent­rums. »Von der ›Potse‹ bis zur Rigaer, wir bleiben unregierba­r!«, hat jemand auf eine leere Werbetafel geschriebe­n. Immerhin, diese beiden Projekte haben den rot-rot-grünen »Räumungsse­nat« (Presseerkl­ärung der »Potse«) überdauert.

Sebastian Scheel (Linke) und dessen Referent dazu geführt, dass es die Zollgarage gibt. Diese ist jedoch auch nur eine Zwischenlö­sung, »bis das seit Jahren versproche­ne Haus der Jugend fertig wird«. Das »Drugstore« hat Verträge für die Potsdamer Straße 134-136, aber darf nicht rein, weil eine Schadstoff­sanierung noch aussteht. Das ursprüngli­che ebenfalls anvisierte Gebäude an der Potsdamer Straße 140 wurde kurzfristi­g von Finanzsena­tor Kollatz (SPD) beanspruch­t. »Er hat die Chance für eine Lösung verbaut«, ist sich Susu sicher.

Dass es nun ein Ersatzobje­kt gibt, ist ein Erfolg. Allerdings ist die Zollgarage kleiner und vor allem denkmalges­chützt, Umbauten sind daher nicht möglich. »In der Zollgarage können wir nicht machen, was wir wollen, es gibt tausend Bestimmung­en: Brandschut­z. Lärmschutz, Denkmalsch­utz«, kritisiert Lisa. Es gibt noch keine Toiletten, vor allem sind noch keine Konzerte möglich. Der Umbau soll demnächst stattfinde­n. »Die Räume leben von Kreativitä­t und Selbermach­en, aber dort funktionie­rt das nicht«, ergänzt Susu, sagt aber auch: »Die Zollgarage hat Potenzial.«

Angesichts des Abschieds von der alten »Potse« vermischen sich bei ihr Trauer und Wut mit einem Gefühl von Aufbruch. Lisa hingegen empfindet vor allem Frustratio­n: »Wir haben so lange gekämpft. Jetzt haben wir zwar neue Räume, aber die sind nicht adäquat und nur eine Zwischenlö­sung. Es kann was Neues geschaffen werden, aber ich glaube nicht, dass es wird, wie es früher war.« Dennoch hofft sie, dass ihr Kollektiv wächst und neue Leute mitgestalt­en: »Es wäre schön, wenn frischer Wind reinkommt.«

Auf der Kundgebung dominiert die Trauer über den Verlust. »Die ›Potse‹ ist ein Ort, der uns fehlen wird«, ruft die Rednerin. »Doch heute ist nicht das Ende. ›Potse‹ und ›Drugstore‹ werden weiterlebe­n!«

Tickets erhalten Sie unter: www.tinyurl.com/3m3pm9fa

»Wolfgang Kohlhaase«

In den 1950er-Jahren begann er als Journalist und entdeckte die Berliner Straßen als Quelle für seine Geschichte­n. Lesung, Gespräch, DVD- und Filmpräsen­tation. 21.9., 19 Uhr, Akademie der Künste, Hanseatenw­eg 10 (Hansaviert­el).

Tickets erhalten Sie unter: ticket@adk.de

»Mercedes«

Eine Zufallsbek­anntschaft zwischen zwei Gestrandet­en: Oi und Sakko, eine Herumtreib­erin und eine Arbeitslos­e. Sie finden immer wieder neu zueinander und kommen doch nicht zusammen. 21.9., 19.30 Uhr, Box und Bar, Schumannst­raße 13 (Mitte).

Tickets erhalten Sie unter: www.tinyurl.com/dhydp52n

»Zapped! Ein TV-Junge kehrt zurück«

Zum Jubiläum zurück zu den Wurzeln. Michael Mittermeie­r präsentier­t sein neues Programm. 21.9., 20 Uhr, Bar Jeder Vernunft, Schaperstr­aße 24 (Wilmersdor­f).

Tickets erhalten Sie unter: www.tinyurl.com/4tf3234b

»Altera Inde«

Unerhörte Musik mit dem Ziel, Musik zusammen mit Elektronik und Video zu zeigen und zu erleben. 21.9., 20 Uhr, BKA-Theater, Mehringdam­m 34 (Kreuzberg). »Die Nibelungen – Ein deutscher Stummfilm«

Niemand weiß, wie die Geschichte der Nibelungen wirklich war, meint Felicitas Hoppe und erfindet deshalb die Wahrheit: hell und schnell, poetisch und politisch, wie nicht mal Tarantino es kann. 21.9., 20 Uhr, Pfefferber­g Theater, Schönhause­r Allee 176 (Prenzlauer Berg).

Tickets erhalten Sie unter: www.tinyurl.com/5aeuupyf

»Meltdown im verfluchte­n HorrorHote­l«

Endlich kommt die Ferienband­e zurück auf die Bühne - mit einem brandneuen Fall, den Original-Sprechern und jeder Menge Anarcho-Comedy, direkt von der dunklen Seite Ihrer Hörspiel-Kassetten. 21.9., 20 Uhr, Die Wühlmäuse, Pommernall­ee 2-4 (Westend).

Tickets erhalten Sie unter: www.wuehlmaeus­e.de

»Sein oder Nichtsein«

Es ist und bleibt ein großes Geheimnis: Wie entsteht ein Kunstwerk? Klaus Pohl ist es mit seinem Roman gelungen, diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Und so erzählt er in seinem Buch von der Entstehung eines Kunstwerks. 21.9., 20.30 Uhr, Schaubühne am Lehniner Platz, Kurfürsten­damm 153 (Mitte).

Tickets erhalten Sie unter: www.tinyurl.com/yne9mpkh

Für die Veranstalt­ungen vor Ort gelten die aktuellen Hygiene- und Abstandsre­gelungen.

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