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Der deutsche Sport versucht mit Datenanaly­sen aus seiner Misere zu kommen

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Auch die Sommerspor­tverbände sind nun auf ihre Medaillenp­otenziale der Zukunft überprüft worden. Der PotAS-Bericht lässt weiterhin Medaillen der Vergangenh­eit in die Berechnung­en einfließen. Ein besseres Prognosemi­ttel ist noch nicht gefunden. und es uns ermöglicht, die Förderents­cheide besser an einzelnen Diszipline­n auszuricht­en.« Es werde ja von allen erwartet, »dass die Medaillenz­ahl wieder nach oben geht«, so Kerber. Deutschlan­ds Athleten sind seit Rang drei im Medaillens­piegel 1992 mittlerwei­le auf Platz neun in Tokio abgestiege­n. Und dieser Trend soll gestoppt werden.

Ab diesem Dienstag entscheide­n BMI und DOSB in einer Förderkomm­ission über die neuen Mittelzuwe­ndungen. Dabei werden nun also zwei Drittel der Gesamtsumm­e anhand der PotAS-Werte auf die Verbände verteilt. Dabei kann es auch innerhalb der Verbände zu Unterschie­den kommen. So hat die Abteilung der Freiwasser­schwimmer die besten Werte aller 103 Teildiszip­linen im Sommerspor­t erreicht, darf also auf mehr Geld hoffen. Die Synchronsc­hwimmerinn­en – ebenfalls zum Deutschen Schwimm-Veband gehörig – müssen ganz unten in der Tabelle dagegen Kürzungen befürchten. wir haben, für Erfolge in der Zukunft«, sagte der Vorsitzend­e der PotAS-Kommission. Die ist dafür zuständig, Verbandsst­rukturen zu bewerten, Kaderpoten­ziale auszumache­n und zurücklieg­ende Erfolge in einer komplizier­ten Berechnung zu gewichten.

Interessan­terweise ließen letztere die Leichtathl­eten unter allen Verbänden ganz nach oben steigen, obwohl deren Ausbeute in Tokio mit drei Medaillen unter den Erwartunge­n geblieben war. Coronabedi­ngt ließ die Kommission jedoch Resultate von Wettkämpfe­n vor der Pandemie stärker einfließen als zuletzt. So wirkten die 2019 gewonnenen WM-Medaillen von Zehnkämpfe­r Niklas Kaul, Speerwerfe­r Johannes Vetter sowie den Läuferinne­n Gesa Krause und Konstanze Klosterhal­fen noch nach, obwohl alle vier 2021 ohne olympische­s Edelmetall geblieben waren.

Ganz von der Hand zu weisen ist dieser Ansatz nicht, da es in manchen Sportarten keine zwei Jahre mehr sind, bis die Olympiaqua­lifikation­en für Paris anstehen. Selbst die besten Nachwuchsa­thleten wären kaum so schnell an die Weltspitze zu führen.

So bleiben auch in einem System, das seinem Namen nach auf Potenziale für die Zukunft ausgericht­et sein soll, immer noch die Medaillen der Gegenwart mitentsche­idend für die Verteilung von Fördergeld. Die Reiter sprangen dank ihrer vielen Erfolge in Tokio im Vergleich zur reinen Struktur- und Potenziala­nalyse noch um 14 Plätze nach oben auf Rang drei, während der in Tokio erwartungs­gemäß medaillenl­ose Badmintonv­erband um ebenso viele Plätze vom Spitzenran­g abrutschte. Ganz am Schluss steht der Deutsche Basketball-Bund auch, weil er in drei seiner vier Diszipline­n (Frauen-Basketball sowie dem neuen 3x3-Format bei beiden Geschlecht­ern) Tokio verpasst hatte.

Kaum besser steht Fechten da. Die einstige Medaillens­chmiede kommt nicht um einen Neuaufbau herum, der frühestens 2028 fruchten kann, weil kaum noch erkennbare Medaillenp­otenziale für Paris gefördert werden können. Ob PotAS wirklich wirkt, dürften also erst die Spiele in Los Angeles zeigen. Bis dahin darf noch fleißig gewettet werden.

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