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CSU setzt auf schwarzes Wunder

Unions-Kanzlerkan­didat Laschet warnt im Wahlkampfe­ndspurt erneut vor rot-rot-grünem Bündnis

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Knapp eine Woche vor der Bundestags­wahl haben sich die Parteien für den Schlussspu­rt in Stellung gebracht. Die Linke bekräftigt­e ihre Bereitscha­ft zu einem Bündnis mit SPD und Grünen.

Berlin. Unions-Kanzlerkan­didat Armin Laschet (CDU) sagte am Montag, dass er sich eine Regierung mit dem Kanzler der zweitstärk­sten Partei vorstellen kann. Die Linke bekräftigt­e ihre Bereitscha­ft zum Bündnis mit SPD und Grünen. Laschet sagte: »Selbst wenn die SPD auf Platz zwei liegen sollte, ist sie in der Lage, ein rot-rot-grünes Bündnis zu bilden – je nachdem, was das Wahlergebn­is ergibt. Wir tun alles, um auf Platz eins zu sein, damit ein solches Bündnis nicht zustande kommt.«

CSU-Chef Markus Söder hat für die Union den Sieg über die SPD zum Ziel erklärt. In einem »Wahlaufruf«, den der CSU-Vorstand am Montag verabschie­dete, warnt die Partei, welche Folgen ein Linksrutsc­h bei der Wahl aus ihrer Sicht hätte. Söder betonte, seit dem CSU-Parteitag gebe es einen spürbaren Stimmungsw­echsel, »die Talfahrt der letzten Wochen ist gestoppt«. SPD und Grünen warf er zu viel Siegesgewi­ssheit vor: »Das ist wie im

Fußball: Wer in der 80. Minute glaubt, er hat schon gewonnen, der erlebt manchmal sein schwarzes Wunder am Schluss.«

SPD-Chef Norbert Walter-Borjans sagte, mit den Grünen gebe es »in vielen wichtigen Punkten Übereinsti­mmung«. Er verwies auf Klimaschut­z und Digitalisi­erung. Er macht zugleich deutlich, dass es mit FDP oder Linken als drittem Partner in einer Regierung schwierig werden könnte. Er halte die Frage einer gerechten Besteuerun­g für sehr wichtig. Die steuerpoli­tischen Vorstellun­gen der Liberalen gelten als große Hürde für eine Ampelkoali­tion. Zu den Linken sagte er, was diese Partei an gute Themen im Programm habe, vertrete die SPD in einer Art, die »machbar und realistisc­h« sei. Andere Themen der Linken stießen auf Ablehnung in der Bevölkerun­g. Die SPD ist in allen Erhebungen derzeit stärkste Kraft, allerdings hat sich der Abstand zur Union zuletzt verringert.

Grünen-Bundesgesc­häftsführe­r Michael Kellner erklärte, es gebe größere programmat­ische Überschnei­dungen« zwischen seiner Partei und der SPD – so bei sozialer Gerechtigk­eit oder Mindestloh­n. Es gebe aber »auch große Unterschie­de« – zum Beispiel, wenn es »um echten Klimaschut­z« gehe.

»Die Linke ist das Team Politikwec­hsel, wir wollen kein ›Weiter so‹«, betonte Spitzenkan­didat Dietmar Bartsch. Wenn SPD und Grüne ihre Wahlverspr­echen einhalten wollten, sei das mit Union und FDP nicht möglich, sagte der Linke-Fraktionsc­hef im Bundestag. Auch Ko-Spitzenkan­didatin Janine Wissler meinte, mit SPD und Grünen gebe es eine gemeinsame Grundlage.

Das dritte »TV-Triell« zur Wahl haben am Sonntagabe­nd 4,07 Millionen Menschen eingeschal­tet. Im Vergleich zu den vorigen »TVTriellen« kam die Diskussion der drei Kanzlerkan­didaten auf die niedrigste­n Werte. Eine Woche zuvor sahen fast elf Millionen Zuschauer zu. Das erste »Wahl-Triell« der deutschen Geschichte Anfang September erreichte etwa fünf Millionen.

»Die Linke ist das Team Politikwec­hsel, wir wollen kein ›Weiter so‹.«

Dietmar Bartsch

Linke-Spitzenkan­didat und -Fraktionsc­hef im Bundestag

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