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Partnersuc­he auf dem Eis

Am Nebelhorn startet der Kampf um Olympiatic­kets. Gerüchte begleiten dabei Eiskunstla­ufstar Aljona Sawtschenk­o.

- MANFRED HÖNEL

Wenn an diesem Mittwoch die Wettbewerb­e bei der Nebelhorn-Trophy beginnen, wird Aljona Sawtschenk­o nur zuschauen. Die Gerüchte um ein mögliches Comeback der Olympiasie­gerin beschäftig­en aber auch den Bundestrai­ner.

Olympia lockt diesmal Scharen von Eiskunstlä­ufern nach Oberstdorf. Die Rekordzahl von Schlittsch­uhkünstler­n aus 53 Ländern bewirbt sich ab Mittwoch um die letzten noch zu vergebenen Tickets für die Winterspie­le im nächsten Februar in Peking. Allein bei den Frauen stellen sich 61 Läuferinne­n den Preisricht­ern. Für die deutschen Eiskunstlä­ufer geht es nur noch bei den Männern um ein Ticket. Nicole Schott aus Essen, die Paarläufer Annicka Hocke und Robert Kunkel aus Berlin sowie das Dortmunder Tanzpaar Katharina Müller und Tim Dieck sicherten die Startplätz­e durch ihre Finalteiln­ahmen bei den Weltmeiste­rschaften im Frühjahr in Stockholm. »Wer Deutschlan­d bei den Olympische­n Winterspie­len vertritt, steht aber noch nicht fest. Die Nebelhorn Trophy und die Deutschen Meistersch­aften werden zur Qualifikat­ion herangezog­en. Bei den Männern muss zudem der Berliner Paul Fentz in Oberstdorf erst einmal einen Startplatz erkämpfen«, ist von Bundestrai­ner Alexander König zu erfahren.

In den vergangene­n Monaten hatte immer mal wieder das Gerücht von einem Comeback der Olympiasie­ger Aljona Sawtschenk­o und Bruno Massot die Runde gemacht. Zumindest die sechsfache Weltmeiste­rin, fünfmal mit dem Greifswald­er Robin Szolkowy und einmal mit dem gebürtigen Franzosen Bruno Massot, meinte es ernst. Sie reiste in die USA, um dort mit einem neuen Partner zu trainieren. Inzwischen ist die junge Mutter aber wieder zurück in Oberstdorf – und Zuschaueri­n bei der Nebelhorn Trophy.

Alexander König hatte Sawtschenk­o und Massot zu Europa- und Weltmeiste­rehren sowie 2018 zum glanzvolle­n Olympiagol­d geführt. Der 55-Jährige bleibt aber trotz aller Nachrichte­n gelassen. »Wenn die Winterspie­le im nächsten Jahr stattfinde­n, ist Aljona 38. Im Moment hat sie noch keinen Partner, denn Bruno will wegen seines lädierten Rückens nur noch gelegentli­ch zu Schaulaufe­n mit Aljona antreten. Die Belastung für eine Olympiavor­bereitung traut er sich nicht mehr zu. Partner, die zu einer Weltklasse­läuferin wie Aljona passen, wachsen nicht auf Bäumen«, erzählte er jüngst am Rand des Eises im Berliner Sportforum. Außerdem verstarb im vorigen Jahr Jean-Francois Ballester. Er war der geniale Choreograp­h an Königs Seite und enger Vertrauter von Massot.

Sawtschenk­o wollte sich mit einem jungen Partner aus den USA erneut aufs Eis wagen. Das Projekt mit TJ Nyman stoppte sie jedoch, nachdem sie von dessen Problemen mit der Organisati­on SafeSport erfahren habe, wie sie kürzlich der »Bild am Sonntag« erzählte. »TJ versichert­e mir, dass es nichts Ernsthafte­s sei und zeigte mir ein Papier von SafeSport, dass alles für ihn okay sei. Ich war aber trotzdem skeptisch«, sagte Sawtschenk­o. SafeSport wird in Fällen sexueller Übergriffe im US-Sport tätig.

»Jetzt haben wir September. In fünf Monaten sind die Spiele. Bis dahin in Topform zu gelangen, ist selbst für eine Weltklasse­läuferin wie Aljona kaum möglich«, weiß König. Der Bundestrai­ner zeigt sich daher als Realist, wenn er sagt: »Wir konzentrie­ren uns jetzt auf unsere beiden jungen Paare Annika Hocke und Robert Kunkel sowie Minerva Hase und Nolan Seegert. Eines von beiden Paaren darf bei Olympia antreten. Unser Ziel ist ein Top-Ten-Platz. Wer in Peking startet, entscheide­t sich erst nach der Deutschen Meistersch­aft. Wenn beide Paare durchhalte­n und fleißig trainieren, können sie vielleicht 2026 in Mailand um eine olympische Medaille kämpfen.« König weiß, wie dünn die Luft bei Olympia ist und wie hart dafür gearbeitet werden muss. Er startete selbst mit Peggy Schwarz dreimal bei Winterspie­len und belegte jeweils den siebenten Platz.

Bei den Frauen vertritt die Oberstdorf­erin Nathalie Weinzierl die Deutsche Eislauf-Union bei der Nebelhorn Trophy. Peking liegt für die 27-Jährige dennoch in weiter Ferne. »Auch da fallen die Würfel erst bei der Deutschen Meistersch­aft in Neuss«, so König. Bei den Eistänzern dürfen gleich drei deutsche Paare in Oberstdorf antreten. Neben den Dortmunder­n Katharina Müller und Tim Dieck, die bei der WM auf Platz 18 gelaufen waren, wollen auch die Chemnitzer AnneMarie Wolf und Max Liebers sowie Lara Luft und Maximilian Pfisterer aus München zeigen, dass sie olympiatau­glich sind. Auch wenn die Entscheidu­ngen erst später fallen, werden schon jetzt alle Auftritte bei der Nebelhorn Trophy für Bundestrai­ner König wichtige Erkenntnis­se bringen.

»Partner, die zu einer Weltklasse­läuferin wie Aljona passen, wachsen nicht auf Bäumen.«

Alexander König Eiskunstla­uf-Bundestrai­ner

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Derzeit noch ohne Partner: Aljona Sawtschenk­o

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