Im Zulassungsverfahren: Corona-Mittel von Merck halbiert Risiko für sehr schwere Verläufe
In der Forschung zu Corona-Medikamenten tut sich etwas: Zulassungsverfahren laufen, einige ermutigende Ergebnisse aus klinischen Studien liegen vor.
Merck hat nun in den USA eine Notfallzulassung für Molnupiravir beantragt. Angesichts der »Dringlichkeit« im Kampf gegen die Pandemie habe sein Unternehmen bereits zehn Tage nach Erhalt der Daten aus der klinischen Phase-3-Studie einen solchen Antrag bei der Gesundheitsbehörde FDA gestellt, so Merck-Chef Robert Davis. Er kündigte weitere Anträge in anderen Ländern an. Generikahersteller das Medikament nach einer Notfallzulassung in Indien voraussichtlich für weniger als 15 Dollar auf den Markt bringen – da es dort noch nicht patentiert ist. Es ließe sich, rein technisch betrachtet, relativ einfach produzieren. Hier deutet sich ein neues Konfliktfeld in der globalen Medikamentenverteilung an, zumal in diesem Fall der Einsatz auch in Ländern ohne Hightech-Gesundheitswesen leicht zu organisieren wäre.
Acht Medikamente zur Covid-Therapie befinden sich bei der EU-Arzneimittelbehörde EMA auf verschiedenen Stufen im Zulassungsverfahren, darunter vier AntikörperPräparate, die in Deutschland bei mildem Krankheitsverlauf bereits im Einsatz sind. Monoklonale Antikörper werden im Labor hergestellt. Sie sind meist recht teuer. Gerade in den letzten Tagen äußerte der britischschwedische Pharmakonzern Astrazeneca sich optimistisch zur Wirksamkeit seines Antikörper-Medikaments AZD7442. In der Endphase der klinischen Studien habe das Mittel, das intramuskulär injiziert werden muss, eine »statistisch signifikante Reduzierung« von schweren oder tödlichen Verläufen bei Covid-Patienten mit leichten bis mittelschweren Symptomen erreicht. Astrazeneca kündigte an, die Daten bald den Gesundheitsbehörden zu präsentieren.
In der EU gibt es mit Remdesivir erst ein offiziell zugelassenes Corona-Medikament. Dessen Wirkung blieb aber hinter den Erwartungen zurück. US-Hersteller Gilead erreichte im Juli 2020 eine EU-Zulassung – aber nur für Corona-Patienten mit Lungenentzündung, die zusätzlich Sauerstoff erhalten, aber noch keine invasive Beatmung benötigen. Der Gemeinsame Bundesausschuss für das Gesundheitswesen in Deutschland sah im September nur einen geringen Nutzen von Remdesivir bei moderat und gar keinen bei schwerer Erkrankten.
Ebenfalls gegen Covid-19 eingesetzt wird Dexamethason, das entzündungshemmend wirkt und das Immunsystem dämpft – und damit auch Überreaktionen auf Sars-CoV-2. Bislang wurde es etwa gegen Ekzeme, Arthritis oder Hirnödeme verabreicht.