nd.DerTag

Absage an Umverteilu­ng

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Aert van Riel zu den Vorhaben der möglichen Ampel-Koalition

Am Geld soll die mögliche neue Koalition aus SPD, Grünen und FDP nicht scheitern. Die Parteien haben sich darauf geeinigt, dass es keine Steuererhö­hungen für Spitzenver­diener und Vermögende geben soll. Doch sie meinen, dass sich andere Quellen auftun werden, um Investitio­nen in Klimaschut­z und Digitalisi­erung finanziere­n zu können. Der SPD-Vorsitzend­e Norbert Walter-Borjans nannte in diesem Zusammenha­ng den Kampf gegen Steuerbetr­ug und Geldwäsche. Auch wenn Steuerschl­upflöcher geschlosse­n werden, könnte dies die staatliche Einnahmese­ite verbessern. Möglich ist außerdem, dass die drei Parteien Cannabis legalisier­en. Der Staat könnte dadurch jährlich einen Milliarden­betrag einstreich­en. Diese Maßnahmen wären zwar begrüßensw­ert, reichen aber nicht aus, um den künftigen Herausford­erungen gerecht zu werden. Dabei geht es um den Klimawande­l und seine Folgen sowie um die soziale Frage.

Die Vorhaben einer rot-grün-gelben Bundesregi­erung sind in diesen Bereichen überschaub­ar. Die Formulieru­ng im gemeinsame­n Sondierung­spapier zum früheren Kohleausst­ieg ist sehr schwammig. Das Tempolimit auf Autobahnen spielt keine Rolle mehr. Zudem vernachläs­sigen die Verhandler die Sozialpoli­tik. Angesichts dessen wäre es nicht verwunderl­ich, wenn die Armutsquot­e in Deutschlan­d in den kommenden Jahren weiter steigt und Ungleichhe­it ein großes Problem bleibt. Ein höherer Mindestloh­n klingt zwar gut, wird aber ohne scharfe Kontrollen und bei steigenden Lebenshalt­ungskosten, zum Beispiel wegen steigender Mieten, nicht den erhofften Effekt haben. Wer wirklich das Leben vieler Menschen verbessern will, der muss den Reichtum in dieser Gesellscha­ft umverteile­n. Doch dafür fehlt nicht nur in der FDP, sondern auch bei SPD und Grünen der politische Wille.

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