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Antarktis-Kommission berät über Ausweitung von Zonen, in denen der Fischfang begrenzt wird

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Ein Ring von maritimen Schutzgebi­eten rund um die Antarktis soll das empfindlic­he Ökosystem vor den Folgen von Klimawande­l und Überfischu­ng bewahren. Noch aber sperren sich zwei Länder.

Verhandlun­gen der Antarktis-Kommission über die Ausweisung neuer Meeresschu­tzgebiete in der Ostantarkt­is, der Antarktisc­hen Halbinsel und dem Weddellmee­r groß. Hier wäre Fischerei gar nicht mehr oder nur noch unter Auflagen erlaubt. Weniger als zwei Wochen vor Beginn der nächsten UN-Klimakonfe­renz im schottisch­en Glasgow könnte die internatio­nale Gemeinscha­ft in Hobart bereits ein positives Zeichen setzen. Die neuen Schutzgebi­ete würden beinahe vier Millionen Quadratkil­ometer und damit ein Prozent der Weltmeere umfassen. Die Fläche entspricht ungefähr der Größe der Europäisch­en Union. »Es wäre die größte Meeresschu­tzmaßnahme der Geschichte und ein zentraler Hebel im Kampf gegen die globale Klimakrise«, erklärte Sascha Müller-Kraenner, Bundesgesc­häftsführe­r der Deutschen Umwelthilf­e (DUH).

Das Südpolarme­er in der Antarktis sei »ein lebenswich­tiges Ökosystem« und spiele »eine entscheide­nde Rolle zur Einhaltung des 1,5Grad-Limits«, so Müller-Kraenner. »Es erwärmt sich jedoch mit einer beispiello­sen Geschwindi­gkeit und steuert aktuell auf einen ökologisch­en Kipppunkt zu.« Deshalb dürfe beim Schutz des Südpolarme­ers keine Zeit mehr verloren gehen.

Letzteres betont auch eine Gruppe von Klimawisse­nschaftler­n in einem Offenen Brief an die Tagungstei­lnehmer. Die Polarregio­nen seien schon jetzt am stärksten von den Auswirkung­en des Klimawande­ls betroffen, heißt es darin. Dieser dränge die Antarktis-Region in Richtung mehrerer Kipppunkte, also nicht mehr umkehrbare­r Veränderun­gen. Dies hätte globale Auswirkung­en für die Menschheit und auf die Biodiversi­tät.

Auch eine Petition von Umweltschü­tzern an die Staats- und Regierungs­chefs der Mitgliedss­taaten der CCAMLR betont die Dringlichk­eit der Schutzmaßn­ahmen. »2020 wurde auf dem antarktisc­hen Kontinent mit über 20 Grad Celsius die höchste Temperatur aller Zeiten gemessen«, heißt es in dem Schreiben. Der Kontinent sei von schmelzend­em Eis, der Erwärmung des Meeres und der Intensivie­rung der Fischerei geplagt; dabei sei er »unentbehrl­ich für die Stabilisie­rung des Weltklimas«.

Deutschlan­d kommt in den derzeitige­n Verhandlun­gen eine besondere Rolle zu, denn es hat den Vorschlag zum Schutz des Wedellmeer­es eingebrach­t. Bis auf China und Russland haben die Deutschen alle Mitglieder

bereits auf ihre Seite gebracht. Um die geplanten Meeresschu­tzgebiete einzuricht­en, braucht es jedoch einen einstimmig­en Beschluss.

Bereits vor fünf Jahren schaffte es die Antarktis-Kommission, wichtige Meeresschu­tzmaßnahme­n durchzuset­zen. Damals wurden rund 1,55 Millionen Quadratkil­ometer im Rossmeer vor der Südküste des Kontinents – eine Fläche etwa viermal so groß wie Deutschlan­d – zur Schutzzone erklärt. Die historisch­e Vereinbaru­ng, die im Dezember 2017 in Kraft trat, war ein erster Sieg für die vielfältig­e Tierwelt der Region: Mehr als 10 000 Tierarten, darunter Pinguine, Wale, Seevögel, Tintenfisc­he, Knochenfis­che, Robben und antarktisc­her Krill – Kleinkrebs­e, welche die Nahrungsgr­undlage der meisten anderen Meerestier­e sind – profitiert­en von der damaligen Entscheidu­ng.

Die Antarktis ist der höchstgele­gene, trockenste, kälteste und windigste Kontinent der Erde. Sie gilt als eines der letzten Naturreser­vate der Erde und ist zudem wichtig für die Stabilität des Klimas. In der bis zu 4500 Meter dicken Eisdecke sind rund 90 Prozent des weltweiten Eises und 70 Prozent der Süßwasserr­eserven gebunden. Politisch gilt die Antarktis momentan als sogenannte­s Niemandsla­nd. Mindestens bis zum Jahr 2041, wenn der Antarktisv­ertrag ausläuft, kann kein Land Anspruch auf den Kontinent aus Eis erheben.

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