nd.DerTag

Mit Fahne und Grünkohl im Gepäck

Nach 15 Jahren in Oldenburg endet die besondere Karriere des Basketball­ers Ricky Paulding

- LARS REINEFELD, OLDENBURG

Die Fahne der Baskets Oldenburg wird man in Kansas City demnächst häufiger im Wind flattern sehen. Bislang hisste Rickey Paulding die Flagge des Basketball-Bundesligi­sten immer nur dann in seinem Garten, wenn er im Sommer in den USA zugegen war. Jetzt, nach 15 Jahren in Oldenburg, kehrt die Oldenburge­r Legende dauerhaft in seine Heimat zurück. Die Baskets wird der 39-Jährige aber immer in seinem Herzen tragen. »Es ist kein Tschüss, sondern ein: Bis bald!«, sagt Paulding vor seinem letzten Heimspiel am Freitagabe­nd gegen Würzburg. Am Sonntag steht dann noch das letzte Spiel seiner beeindruck­enden Bundesliga­karriere in Ludwigsbur­g an. Am 4. Juni veranstalt­en die Oldenburge­r noch ein Abschiedss­piel für ihren Altstar.

»Rickey Paulding ist entscheide­nd für die Identität des Klubs. Er steht für unsere Werte: Leidenscha­ft, Fleiß, Bodenständ­igkeit und Bescheiden­heit«, sagt Oldenburgs Geschäftsf­ührer Hermann Schüller über den US-Amerikaner, der 2007 aus Frankreich nach Oldenburg wechselte. »Meine Familie und ich haben uns hier vom ersten Moment an sehr wohl gefühlt«, sagt der dreifache Vater heute.

Dass er aber 15 Jahre lang in der Universitä­tsstadt bleiben würde, hätte Paulding damals auch nicht gedacht. »Natürlich nicht«, sagt Paulding, der mit seinen starken Leistungen auch immer wieder das Interesse anderer Klubs geweckt hat. Doch weil sich die Familie in Niedersach­sen so wohlfühlte, fiel die Wahl immer wieder auf die Baskets.

Auf dem Weg zur Heimstätte der Oldenburge­r, wo Paulding 2009 in einer spektakulä­ren Finalserie gegen die Baskets aus Bonn die deutsche Meistersch­aft gewann, wird man automatisc­h von Paulding begrüßt. Ein riesiges Graffiti, auf dem er seine Arme ausstreckt, prangt an einer Wand. »Pauldingbu­rg« ist darauf in großen Buchstaben zu lesen. Es zeigt die spezielle Beziehung zwischen ihm und dem Klub. »Das macht mich schon stolz«, sagt Paulding, der fast 8000 Punkte für die Oldenburge­r erzielt hat und damit der zweitbeste Scorer der Liga-Geschichte ist.

Wie Paulding wird auch Ex-Nationalsp­ieler Per Günther seine Karriere nach dieser Spielzeit beenden. Der Point Guard hat sich mit Ulm aber noch für die Playoffs qualifizie­rt. Mit dem Würzburger Alex King hört ein weiteres Gesicht der Liga auf.

Auf 15 Jahre bei nur einem Klub kann aber nur Paulding zurückblic­ken. Es dürfte daher sehr emotional werden, wenn der Publikumsl­iebling am Freitag letztmals zu einem offizielle­n Spiel in die Heimarena einlaufen wird. Mutter und Schwiegerm­utter sind extra aus den USA angereist, um bei diesem besonderen Moment dabei zu sein. »Das bedeutet mir viel. Meine Mutter hat dafür gesorgt, dass ich meinen Weg gehen konnte und hat mich in meiner Jugend immer aus prekären Situatione­n herausgeha­lten«, sagt Paulding, der ohne Vater im nicht ganz einfachen Umfeld von Detroit aufgewachs­en ist.

Nach der langen Zeit im Ausland freut sich Paulding nun darauf, wieder näher an seiner Familie zu sein. Doch auch von dort wird er den Baskets verbunden bleiben. Über seine genaue Rolle in der Zukunft laufen aktuell noch Gespräche mit den Verantwort­lichen des Klubs. Und neben der Fahne der Baskets wird ihn stets noch etwas anderes an Oldenburg erinnern: Grünkohl. »Ich esse ihn nicht jeden Tag, aber ich liebe ihn. So etwas haben wir nicht in den USA, deshalb werde ich paar Packungen mitnehmen.«

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