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Grüne stimmen für schwere Waffen

Kleiner Parteitag votiert zudem gegen Änderungsa­ntrag zum Bundeswehr-Sonderverm­ögen

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Düsseldorf. Die Grünen unterstütz­en mehr Geld für die Bundeswehr und die Lieferung auch schwerer Waffen an die Ukraine – lehnen das Zwei-Prozent-Ziel der Nato für Rüstungsau­sgaben aber ab. Einen entspreche­nden Antrag beschlosse­n die Delegierte­n am Samstag bei einem kleinen Parteitag in Düsseldorf. Die Grünen ringen sichtlich mit sich und ihrer Rolle als verantwort­liche Regierungs­partei im Bündnis mit SPD und FDP, Kulturstaa­tsminister­in Claudia Roth sprach von »Situatione­n der Zerrissenh­eit«. Zugleich ließen Redner und Delegierte aber wenig Zweifel an ihrer Unterstütz­ung für die Ukraine. »Wenn du in Situatione­n von Ungerechti­gkeit neutral bist, dann hast du die Seite des Unterdrück­ers gewählt«, gab der hessische Wirtschaft­s- und Verkehrsmi­nister Tarek Al-Wazir unter Bezug auf den südafrikan­ischen Friedensno­belpreistr­äger Desmond Tutu zu bedenken.

Die Grünen wollen der Ukraine laut beschlosse­nem Antrag mit der Aufnahme Schutzbedü­rftiger helfen, mit Diplomatie, schnellen und konsequent­en Sanktionen, der »Unterstütz­ung mit wirksamen, auch schweren und komplexen Waffen« und mit dem Annehmen einer aktiven, verantwort­lichen Rolle innerhalb der EU, der Nato und der Weltgemein­schaft. Das Ziel der Nato, dass die Bündnissta­aten jährlich zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s für Verteidigu­ng ausgeben, lehnte der Parteitag hingegen ab. »Fixe Quoten abseits des Bedarfs der Bundeswehr, bei fehlenden effiziente­n Beschaffun­gsstruktur­en und einem Zu-wenig an europäisch­er Zusammenar­beit bedeuten eben genau nicht mehr Sicherheit«, heißt es in dem Antrag. Das Sonderverm­ögen von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr billigten die 99 Delegierte­n hingegen mehrheitli­ch.

Ein Änderungsa­ntrag der Grünen Jugend, der forderte, vor einer Zustimmung zu den 100 Milliarden Euro zunächst das Beschaffun­gswesen zu reformiere­n, fand keine Mehrheit. Nur ungefähr 25 von 99 Delegierte­n stimmten dafür. »Es ist richtig, dass wir die Ukraine unterstütz­en, auch militärisc­h, auch mit Waffen«, sagte der Co-Chef der Jugendorga­nisation, Timon Dzienus. Er sagte aber auch, dass der Etat der Bundeswehr über Jahre gestiegen sei. »Das Motto »Viel hilft viel« hilft uns bei der Bundeswehr aktuell nicht weiter.«

In einer Videobotsc­haft sagte Außenminis­terin Annalena Baerbock, dass sie dankbar sei, »dass unsere Partei in diesem Momenten Verantwort­ung übernimmt«. Dass sie bereit sei, sich nicht wegzuducke­n, »über Dinge zu entscheide­n, die bisher nicht in unserem Parteiprog­ramm drin gestanden haben«. Es sei eine Stärke und keine Schwäche, Dinge neu und anders zu denken. Man handele und hadere zugleich. »Wir hadern, ob wir ausreichen­d handeln. Denn selbst mit diesen Waffenlief­erungen wissen wir nicht, wann dieser Krieg zu Ende sein wird.«

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