Warnung vor dem Dritten Weltkrieg
Die »Zeitenwende«, die der SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine ausgerufen hat, bringt die SPD in Bedrängnis. Ungeachtet des von ihm verkündeten exorbitanten Aufrüstungsprogramms gilt Scholz in den Medien zunehmend als weltferner Bremser der Kriegspolitik, wenn er sich beispielsweise sorgt, das alles könnte zu einem Atomkrieg eskalieren. Da wird es auch seinen politisch doch sehr gemäßigten Unterstützer*innen aus der Kulturszene etwas mulmig. Nun haben die Feministin Alice Schwarzer, der Schriftsteller Martin Walser und der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar in einem Offenen Brief an Olaf Scholz appelliert, nicht noch mehr schwere Waffen an die Ukraine zu liefern. Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin dürfe kein Motiv für eine Ausweitung des Krieges auf die Nato geliefert werden, schreiben sie in dem am Freitag veröffentlichten Brief. Sie warnen vor der Gefahr eines Dritten Weltkrieges und rufen Scholz dazu auf, »alles dazu beizutragen, dass es so schnell wie möglich zu einem Waffenstillstand kommen kann«. Zu den 28 Erstunterzeichner*innen gehören der Autor Alexander Kluge, der Philosoph Reinhard Merkel, der Sänger Reinhard Mey, die Kabarettisten Gerhard Polt und Dieter Nuhr, die Schauspieler Lars Eidinger und Edgar Selge und die Schriftstellerin Juli Zeh.
Die Unterzeichner*innen warnen vor einem »zweifachen Irrtum«: Zu glauben, dass erstens die »Gefahr einer Eskalation zum atomaren Konflikt allein den ursprünglichen Aggressor angehe« und dass zweitens »die Entscheidung über die moralische Verantwortbarkeit der weiteren ›Kosten‹ an Menschenleben unter der ukrainischen Zivilbevölkerung ausschließlich in die Zuständigkeit ihrer Regierung falle«.