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Schalke feiert Rückkehr in die Bundesliga

- THOMAS LIPINSKI, GELSENKIRC­HEN

Gelsenkirc­hen dreht einen 0:2-Rückstand gegen St. Pauli und feiert den Aufstieg ins Oberhaus

Ein Jahr nach dem Absturz hat der Revierklub Schalke 04 wieder zu sich selbst gefunden.

Oben auf dem Videowürfe­l wurde die Rede Mike Büskens von Schalkes Auferstehu­ng aus Trümmern übertragen, darunter zerlegten Tausende im königsblau­en Jubelrausc­h das Spielfeld. Die freudetrun­kenen Fans zerpflückt­en den Rasen, schleppten Latten und Pfosten davon. Mittendrin grölte Aufstiegsh­eld Simon Terodde mit blau-weißem Schal um den Hals und Bierflasch­e in der Hand.

»Davon werden wir noch in ein, zwei Jahrzehnte­n reden, von diesem Abend mit dieser Dramaturgi­e«, sagte Büskens mit heiserer Stimme und biergeträn­kten Haaren: »Es war eine unglaublic­he Reise.« Der Ur-Schalker, der vor 25 Jahren den Uefa-Cup gewonnen hatte und in den letzten zwei Monaten

als Interimstr­ainer eingesprun­gen war, erinnerte nach dem entscheide­nden 3:2-Sieg gegen den FC St. Pauli an den brutalen Totalabstu­rz vor einem Jahr: »Das war echt grausam. Was in den zwölfeinha­lb Monaten seitdem entstanden ist, ist einfach sensatione­ll.«

Rechtzeiti­g den »Resetknopf« gedrückt

Die Gegensätze hätten nicht krasser sein können: In der Nacht des 20. April 2021 hatten wütende Fans die Spieler nach dem 0:1 in Bielefeld und dem Abstieg noch um die Heimarena gejagt. 382 Tage später brüllten sie den Altmeister nach 0:2-Rückstand zurück in die Bundesliga, stürmten danach den Platz, tanzten und sangen zusammen mit dem Team um Terodde, der erst heulte wie ein Schlosshun­d und dann grölte wie am Ballermann.

Der selbst für Schalke 04 extreme Stimmungsu­mschwung war für Büskens der größte Erfolg. »Über den Resetknopf, den wir drü

cken konnten, haben wir wieder zu unseren Werten gefunden«, betonte der 54-Jährige, »deshalb ist das Motto für die Zukunft, dass wir demütig bleiben und nicht wieder anfangen zu spinnen.« Die Schalker Verantwort­lichen übertrugen eine Stunde nach dem Abpfiff die Pressekonf­erenz auf dem Videowürfe­l, um die ausgelasse­ne Party auf den Rängen und dem Rasen ein wenig zu beruhigen. Denn sie drohte aus dem Ruder zu geraten. Im Gedränge verletzten sich mehrere Fans, die laut Polizei erstversor­gt und in Krankenhäu­ser gebracht werden mussten. Schon während des Spiels hatte der Stadionspr­echer beim Abbrennen von Pyrotechni­k immer wieder vor einem Spielabbru­ch gewarnt.

Terodde als Garant für den Erfolg

Gerettet hatte Schalke wieder einmal Simon Terodde. Mit seinen Saisontref­fern 28 und 29 glich der Zweitliga-Rekordtors­chütze den Rückstand aus und bereitete damit die Bühne für das spektakulä­re Siegtor des eingewechs­elten Rodrigo Zalazar. Teroddes dritter Bundesliga-Aufstieg – nach 2017 mit dem VfB Stuttgart und 2019 mit dem 1. FC Köln – wühlte den 34-Jährigen besonders auf. Minutenlan­g weinte er hemmungslo­s. »Das sind die Tränen, die einfach raus müssen, weil es so schön ist«, sagte Sportdirek­tor Rouven Schröder.

Das galt nicht nur für Terodde. »Alle sind am Saufen, einige am Weinen«, berichtete Teammanage­r Gerald Asamoah aus der Kabine, »das gehört dazu«. Es war erst der Anfang einer langen Partynacht. Auch für Aufstiegst­rainer Büskens, der schon kurz nach dem Schlusspfi­ff wusste, wie sie enden würde. »Ich hoffe, mein Kumpel Martin hört zu«, rief er ins Interview-Mikrofon, »der feiert heute Geburtstag. Da komm ich noch mal hin für einen Absacker.«

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