Schalke feiert Rückkehr in die Bundesliga
Gelsenkirchen dreht einen 0:2-Rückstand gegen St. Pauli und feiert den Aufstieg ins Oberhaus
Ein Jahr nach dem Absturz hat der Revierklub Schalke 04 wieder zu sich selbst gefunden.
Oben auf dem Videowürfel wurde die Rede Mike Büskens von Schalkes Auferstehung aus Trümmern übertragen, darunter zerlegten Tausende im königsblauen Jubelrausch das Spielfeld. Die freudetrunkenen Fans zerpflückten den Rasen, schleppten Latten und Pfosten davon. Mittendrin grölte Aufstiegsheld Simon Terodde mit blau-weißem Schal um den Hals und Bierflasche in der Hand.
»Davon werden wir noch in ein, zwei Jahrzehnten reden, von diesem Abend mit dieser Dramaturgie«, sagte Büskens mit heiserer Stimme und biergetränkten Haaren: »Es war eine unglaubliche Reise.« Der Ur-Schalker, der vor 25 Jahren den Uefa-Cup gewonnen hatte und in den letzten zwei Monaten
als Interimstrainer eingesprungen war, erinnerte nach dem entscheidenden 3:2-Sieg gegen den FC St. Pauli an den brutalen Totalabsturz vor einem Jahr: »Das war echt grausam. Was in den zwölfeinhalb Monaten seitdem entstanden ist, ist einfach sensationell.«
Rechtzeitig den »Resetknopf« gedrückt
Die Gegensätze hätten nicht krasser sein können: In der Nacht des 20. April 2021 hatten wütende Fans die Spieler nach dem 0:1 in Bielefeld und dem Abstieg noch um die Heimarena gejagt. 382 Tage später brüllten sie den Altmeister nach 0:2-Rückstand zurück in die Bundesliga, stürmten danach den Platz, tanzten und sangen zusammen mit dem Team um Terodde, der erst heulte wie ein Schlosshund und dann grölte wie am Ballermann.
Der selbst für Schalke 04 extreme Stimmungsumschwung war für Büskens der größte Erfolg. »Über den Resetknopf, den wir drü
cken konnten, haben wir wieder zu unseren Werten gefunden«, betonte der 54-Jährige, »deshalb ist das Motto für die Zukunft, dass wir demütig bleiben und nicht wieder anfangen zu spinnen.« Die Schalker Verantwortlichen übertrugen eine Stunde nach dem Abpfiff die Pressekonferenz auf dem Videowürfel, um die ausgelassene Party auf den Rängen und dem Rasen ein wenig zu beruhigen. Denn sie drohte aus dem Ruder zu geraten. Im Gedränge verletzten sich mehrere Fans, die laut Polizei erstversorgt und in Krankenhäuser gebracht werden mussten. Schon während des Spiels hatte der Stadionsprecher beim Abbrennen von Pyrotechnik immer wieder vor einem Spielabbruch gewarnt.
Terodde als Garant für den Erfolg
Gerettet hatte Schalke wieder einmal Simon Terodde. Mit seinen Saisontreffern 28 und 29 glich der Zweitliga-Rekordtorschütze den Rückstand aus und bereitete damit die Bühne für das spektakuläre Siegtor des eingewechselten Rodrigo Zalazar. Teroddes dritter Bundesliga-Aufstieg – nach 2017 mit dem VfB Stuttgart und 2019 mit dem 1. FC Köln – wühlte den 34-Jährigen besonders auf. Minutenlang weinte er hemmungslos. »Das sind die Tränen, die einfach raus müssen, weil es so schön ist«, sagte Sportdirektor Rouven Schröder.
Das galt nicht nur für Terodde. »Alle sind am Saufen, einige am Weinen«, berichtete Teammanager Gerald Asamoah aus der Kabine, »das gehört dazu«. Es war erst der Anfang einer langen Partynacht. Auch für Aufstiegstrainer Büskens, der schon kurz nach dem Schlusspfiff wusste, wie sie enden würde. »Ich hoffe, mein Kumpel Martin hört zu«, rief er ins Interview-Mikrofon, »der feiert heute Geburtstag. Da komm ich noch mal hin für einen Absacker.«
Frauen
Bundesliga, 21. Spieltag Bayer Leverkusen - Bayern München Turbine Potsdam - Eintracht Frankfurt SC Sand - 1. FC Köln SC Freiburg - SGS Essen Werder Bremen - 1899 Hoffenheim FC Carl Zeiss Jena - VfL Wolfsburg
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