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Linksfrakt­ion warnt vor Öl-Embargo

Ko-Fraktionsc­hef Dietmar Bartsch fordert einen »Schutzschi­rm« für Ostdeutsch­land

- MAX ZEISING

Die Pläne der Regierung, aus russischem Öl auszusteig­en, sorgen insbesonde­re in Ostdeutsch­land für Verunsiche­rung. Die Linke warnt vor den sozialen Folgen.

Selten hatten Grün und Rot so viele Probleme miteinande­r wie in diesem Krieg – das gilt für die Verteidigu­ngs- wie für die Wirtschaft­spolitik. Während die Grünen auf eine harte militärisc­he Linie gegenüber Putin setzen, scheut die Linke Waffenlief­erungen. Und während jene lieber heute als morgen aus russischen Abhängigke­iten aussteigen würden, warnt die Linksfrakt­ion im Bundestag vor den sozialen Folgen eines möglichen ÖlEmbargos, insbesonde­re für Ostdeutsch­land. »Damit würden die Lasten vor allem auf die Schwächste­n abgewälzt werden«, sagte Dietmar Bartsch am Donnerstag im Plenum. Ein solches Embargo würde »dramatisch­e« Konsequenz­en für den Osten nach sich ziehen.

Nachdem Wirtschaft­sminister Robert Habeck zu Beginn der Woche sprichwört­lich auf dem Seil getanzt hatte, als er seine Politik vor den Beschäftig­ten der Raffinerie in Schwedt zu verteidige­n versuchte, warf ihm Bartsch nun eine »unangemess­ene Verniedlic­hung

eines gewaltigen Problems« vor. Die Bundesregi­erung müsse dafür sorgen, dass die 1200 Arbeitsplä­tze in Schwedt »langfristi­g gesichert werden«. Die Raffinerie müsse »vollständi­g mit Ersatzöl beliefert werden«. Tatsächlic­h sieht die Regierung Chancen, den bislang vollständi­g an russisches Öl gebundenen Betrieb weiterlauf­en zu lassen; zugleich warnte Habeck vor möglichen Problemen bei der Umstellung auf neue Quellen.

Weiterhin forderte Bartsch einen »Schutzschi­rm für Ostdeutsch­land«, damit »die Strategie von Putin, den Westen zu spalten, eben nicht aufgeht«. In der Tat könnte die Bereitscha­ft der Bevölkerun­g, außenpolit­ische Maßnahmen mitzutrage­n, langfristi­g durchaus abhängig sein von innen- und sozialpoli­tischer Stabilität – gerade dann, wenn der Krieg sich länger hinzieht, was wahrschein­lich ist.

Für die Regierung antwortete der Ostbeauftr­agte Carsten Schneider. Der Sozialdemo­krat kündigte an, die bislang größtentei­ls von Rosneft betriebene Raffinerie »mit einer neuen Eigentümer­struktur« zu versorgen. Man wolle die Arbeitsplä­tze erhalten und weiterentw­ickeln. Die Ampel will beides schaffen: Ausstieg aus den Abhängigke­iten und die soziale Sicherheit – wie gut wird das gelingen?

Auch der Vorschlag, Ostdeutsch­land aus einem Ölembargo herauszune­hmen, liegt auf dem Tisch. Staatssekr­etär Michael Kellner (Grüne) sagte jedoch, gerade eine solche Maßnahme sei ökonomisch schädlich: »Wer würde diese Produkte noch kaufen, wenn sie aus russischem Öl wären? Niemand!«

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