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Sachsens Linke will Vorbild sein

Parteitag soll Strukturre­form abschließe­n

- HENDRIK LASCH

Die Linke in Sachsen wird sich auf einem Parteitag am Samstag in einer aktuellen Debatte mit der schwierige­n Lage der Bundespart­ei beschäftig­en und will dieser dabei »empfehlen, den sächsische­n Weg zu gehen«, wie Stefan Hartmann vorab sagte. Er führt den Landesverb­and seit 2019 gemeinsam mit Susanne Schaper. In dieser Zeit sei man »nicht durch öffentlich ausgetrage­nen Streit aufgefalle­n«, sagte Hartmann. Seine Co-Vorsitzend­e ergänzte, man habe »gezeigt, dass wir trotz scheinbar unterschie­dlicher Herkünfte in der Partei einen gemeinsame­n Weg finden können«. Dafür müsse man sich »auf Gemeinsamk­eiten konzentrie­ren und nicht auf die Unterschie­de«.

Der Parteitag in Annaberg-Buchholz hatte ursprüngli­ch nur die Satzungsde­batte beenden sollen, die nach der 10,4-Prozent-Pleite bei der Landtagswa­hl in Sachsen im Herbst 2019 angestoßen wurde. Zudem will sich die Partei auf Wahlen einstimmen, bei denen in den nächsten Wochen landesweit neun Landräte und über 200 Bürgermeis­ter gewählt werden. Sie schickt fünf eigene Bewerber für die Chefposten in den Kreisverwa­ltungen ins Rennen und unterstütz­t in drei Fällen Kandidaten, die auch von SPD und Grünen mitgetrage­n werden. Im Rennen ist Die Linke auch bei 21 Wahlen von Rathausche­fs. Dass Die Linke nur in etwa jeder zehnten Kommune mit eigenen Kandidaten präsent ist, begründete Schaper mit der Schwierigk­eit, in »Zeiten der gesellscha­ftlichen Spaltung« Menschen von einer Kandidatur überzeugen zu können.

Angesichts der Krise der Partei, die durch Wahlnieder­lagen, die Sexismus-Debatte und den Rücktritt von Susanne Hennig-Wellsow vom Parteivors­itz verstärkt wurde, wird der Parteitag aber auch zu deren aktueller Lage beraten. Ein Dringlichk­eitsantrag wird noch abgestimmt. Zu den Kernforder­ungen werde gehören, dass sich die »notwendige Diskussion­en nicht um das Gewinnen oder Verlieren von innerparte­ilicher Macht drehen darf«, sagte Hartmann, der auch Mitglied im Bundesvors­tand ist. Zudem gebe es die »ganz klare Auffassung«, dass zwar eine programmat­ische Debatte dringend notwendig sei. Zu deren Ziel gehöre aber nicht, »dass Leute dann entscheide­n können, ob sie in der Partei bleiben«. Vielmehr gehe es darum, »Antworten auf die Fragen der Zeit zu finden«.

Antworten verlangt auch die Entwicklun­g der Landespart­ei, die zwar mit gut 7000 Genossinne­n und Genossen noch immer drittstärk­ster Landesverb­and der Linken ist, seit 2007 aber auch 43 Prozent der Mitglieder verloren hat. Als Konsequenz sollen Gremien wie der Landesvors­tand verkleiner­t werden. Zudem soll die Arbeit effiziente­r gestaltet werden. Derzeit laste ein Großteil der Arbeit auf den Schultern weniger Funktionär­e, denen ein »Überlastun­gskoma« drohe, heißt es in Anträgen. Die Rede ist auch von einem »Sitzungsso­zialismus« und gleichzeit­igem »starkem Rückgang der ehrenamtli­ch nach außen getragenen politische­n Arbeit«. Die Strukturre­form zu bewältigen, sieht man in der Partei auch als Zeichen für politische Kompetenz. »Den eigenen Laden in den Griff zu bekommen«, heißt es im Leitantrag, »zeigt auch: Wir können Veränderun­g schaffen!«

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