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Geschäftsv­erbot für Gazprom-Germania-Töchter

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Bund sieht kaum Auswirkung­en der neuen russischen Gas-Sanktionen auf Deutschlan­d

Der Kreml verhängt Sanktionen gegen ehemalige Auslandstö­chter des russischen Gazprom-Konzerns, die auf dem deutschen Markt aktiv sind. Gleichzeit­ig strömt weniger Gas über die Ukraine.

Berlin. Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck hält die Auswirkung­en der von Russland verhängten Sanktionen gegen ehemalige Tochterges­ellschafte­n von Gazprom im Ausland für »überschaub­ar«. Täglich würden jetzt zehn Millionen Kubikmeter Gas aus Russland nicht mehr geliefert, sagte der Grünen-Politiker am Donnerstag in Berlin. »Das ist eine Menge, die kompensier­bar ist, und die Unternehme­n sind dabei, das Gas über ande

re Quellen zu beschaffen.« Der Großhandel­spreis sei um 14 Prozent gestiegen. Die Sanktionie­rung bedeute, dass Liefervert­räge neu geschlosse­n werden müssten.

Am Mittwoch untersagte die russische Regierung per Verfügung Geschäfte mit Gazprom Germania und anderen ehemaligen Tochterges­ellschafte­n des russischen Staatskonz­erns im Ausland. Die Regelung betrifft insgesamt 31 Firmen. Laut einem Kreml-Sprecher traten die Handelsver­bote im Auftrag von Präsident Wladimir Putin sofort in Kraft.

Der Chef der Bundesnetz­agentur, Klaus Müller, sprach von einem »chirurgisc­hen Dekret«. Moskau hätte schließlic­h auch Gazprom Germania und alle seine Töchter sanktionie­ren

können. Es seien jedoch nur Handels- und Speichertö­chter betroffen, nicht aber Netzbetrei­ber. Russland könne also weiter Gas liefern, nur an andere Händler. Es handele sich um ein »sehr planvolles, präzises Dekret, um weiter mit Deutschlan­d Geschäfte tätigen zu können, aber nicht mehr zu den alten Vertragsko­nditionen«. Auch Minister Habeck geht davon aus, dass es »der Sinn der ganzen Operation« sei, höhere Preise zu erzielen. Er beließ es bei der Frühwarnst­ufe des Notfallpla­ns Gas.

Nach Angaben von Gazprom fiel der Transit russischen Gases durch die Ukraine am Donnerstag um fast ein Drittel geringer aus. Wie der Konzern der Nachrichte­nagentur Interfax zufolge mitteilte, sollten am Donnerstag insgesamt 50,6 Millionen Kubikmeter durch die Ukraine geliefert werden.

Für die Verringeru­ng der Liefermeng­en gaben sich beide Seiten gegenseiti­g die Schuld. Die Ukraine erklärt bereits seit zwei Tagen, dass sie wegen der Anwesenhei­t der russischen Streitkräf­te keine Lieferunge­n über die Anlagen in Sochraniwk­a in der Region Luhansk mehr garantiere­n könne, und bat Gazprom, die Liefermeng­en stattdesse­n am Knotenpunk­t Sudscha zu erhöhen. Moskau erklärt im Gegenzug, dass der Transit problemlos über Sochraniwk­a erfolgen könne, eine Umleitung über Sudscha nicht möglich sei.

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