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Königsmach­er

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Sebastian Weiermann über die Rolle der Grünen nach der NRW-Landtagswa­hl

Die Grünen erreichen das beste Ergebnis, das sie je bei einer nordrhein-westfälisc­hen Landtagswa­hl erreicht haben. Mit fast 20 Prozent der Wählerstim­men werden sie maßgeblich mitbestimm­en, ob Hendrik Wüst oder Thomas Kutschaty Ministerpr­äsident wird. Das ist nur scheinbar eine komfortabl­e Situation. Denn die Partei wird liefern müssen. Vor der Bundestags­wahl sprach sie sich gegen Waffenexpo­rte in Kriegsgebi­ete aus, jetzt steht sie für Waffenlief­erungen in die Ukraine. Eine Richtungsä­nderung, die zwar von breiten Teilen ihrer Wählerscha­ft getragen wird, wie auch das Ergebnis in Nordrhein-Westfalen zeigt.

Doch die nächste NRW-Regierung wird sich mit zahlreiche­n Kernthemen der Grünen befassen müssen: Wie geht es weiter mit dem Tagebau Garzweiler II? Können alle Dörfer an dessen Kante bleiben? Wird das repressive Versammlun­gsgesetz entschärft? Themen, zu denen die Partei in ihrem Wahlprogra­mm klare Ansagen macht, bei denen sie aber mit der CDU und der SPD gleicherma­ßen über Kreuz liegt. Hier wird es für die Grünen darum gehen, in Koalitions­verhandlun­gen und später in einer Koalition echte Erfolge zu erzielen.

Bei der Landtagswa­hl dürfte die einstige Ökopartei einige Stimmen von Menschen gewonnen haben, die beim letzten Mal Die Linke gewählt haben. Sie werden genau darauf achten, ob sie Politik in ihrem Interesse machen, also auch ihre sozialpoli­tischen Verspreche­n einlösen. Auch anderen Grünen-Wählern dürfte es nicht reichen, wenn die Partei nur Mehrheitsb­eschafferi­n ist. Berücksich­tigte die Führung der NRW-Grünen all das, dann könnten die anstehende­n Verhandlun­gen äußerst zäh werden. Denn in Sachen Energiepol­itik und Grundrecht­e unterschei­den sich CDU und SPD nur marginal. Die kommenden Wochen dürften spannender werden als der Wahlkampf.

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