Mehr Rentner gehen arbeiten
Zahl wuchs von 685 000 auf über eine Million
Experten sagen angesichts der steigenden Zahl von erwerbstätigen Ruheständlern, diese arbeiteten überwiegend, weil es ihnen Spaß mache. Angesichts der drastisch gestiegenen Zahl der über 67-Jährigen sind Zweifel angebracht.
Der Trend hält seit Jahren an: Auch im vergangenen Jahr wuchs die Zahl der Menschen ab 67 Jahren, die erwerbstätig sind. 2021 waren es 1,05 Millionen, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervorgeht. 2010 hatte die Zahl noch bei rund 685 000 gelegen. 2015 waren es demnach knapp 792 000, im Jahr 2018 gut 968 000.
»Das ist eine traurige Entwicklung», sagte der Linken-Abgeordnete Sören Pellmann, der die Anfrage gestellt hatte. Die Zahlen seien »auch die Konsequenz eines Rentensystems, das den Lebensstandard der Bürger kaum noch sichert». Wenn immer mehr Rentnerinnen und Rentner arbeiten müssten, dann seien die Renten »eindeutig zu niedrig».
Von den berufstätigen Rentnern waren 217 000 sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 835 000 hatten einen Minijob. Dass die Mehrheit in solchen geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen mit Einkünften von maximal 450 Euro monatlich arbeitet, hat mit der Hinzuverdienstgrenze zu tun, bis zu der Arbeitsentgelte nicht auf die Rente angerechnet werden. Sie liegt derzeit bei 525 Euro monatlich.
Rentenexperten behaupten, die steigende Zahl erwerbstätiger Rentner gehe vor allem auf die zunehmend bessere Gesundheit von Senioren und ihre Lust zurück, sich weiter im Berufsleben einzubringen oder ihren Lebensstandard »weiter» zu verbessern. Die
Entwicklung der Ruhestandsbezüge spricht indes dafür, dass für immer mehr Rentner eine Notwendigkeit besteht, etwas hinzuzuverdienen, um über die Runden zu kommen. Gerade in Ostdeutschland hat die Mehrheit der Ruheständler neben der geringen gesetzlichen Rente keine Einkünfte aus privaten Zusatzversicherungen oder Betriebsrenten. Der durchschnittliche Zahlbetrag aus der gesetzlichen Rente betrug im Jahr 2020 in Westdeutschland 1428 und in Ostdeutschland 1252 Euro. Zahlen für 2021 liegen laut Bundesregierung noch nicht vor.
Am Freitag war im Bundestag das Gesetz zur Erhöhung der Renten 2022 und für Verbesserungen bei der Erwerbsminderung beraten worden. Zum 1. Juli dieses Jahres soll es die nominell stärkste Erhöhung der Altersbezüge seit Jahrzehnten geben. Im Westen steigen die Renten um 5,35 Prozent, im Osten um 6,12 Prozent. Dies sorgt allerdings nicht einmal für einen Inflationsausgleich angesichts der gegenwärtigen Teuerungsrate von sieben bis acht Prozent. Heil kündigte aber weitere Entlastungen für den Fall lange andauernder Preissteigerungen an.
Als längst überfällig, aber immer noch unzureichend bewerteten Vertreter der Opposition die geplanten Verbesserungen für Erwerbsminderungsrentner. Geplant sind Zuschläge für die rund drei Millionen Menschen, die von 2001 bis 2018 etwa wegen einer schweren Krankheit oder Behinderung in eine Erwerbsminderungsrente gingen. Wer dies bis Juni 2014 tat, soll 7,5 Prozent mehr erhalten, wer von dann bis Ende 2018 aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus dem Berufsleben ausschied, soll 4,5 Prozent mehr bekommen. Fließen soll der Zuschlag erst ab 1. Juli 2024.
Deutlich zurückgegangen ist die Zahl der Nandus im Nordosten. Wurden dort im Jahr 2018 noch 566 dieser Großvögel gezählt, sind es nun nur noch 121. Das dürfte auf die seit 2020 erlaubte Bejagung zurückzuführen sein. Begonnen hatte die Nandu-Population in Mecklenburg-Vorpommern mit vier Hennen und drei Hähnen der straußenähnlichen Laufvögel. Sie waren im Herbst 2000 aus einem Gehege in Schleswig-Holstein ausgebüxt und ins Nachbarland gewandert. Die Tiere, deren ursprüngliche Heimat Südamerika ist, erwiesen sich als vermehrungsfreudig. Ende 2015 wurden 177 Nandus im Biosphärenreservat Schaalsee gezählt. Heute gilt die Population als die größte ihrer Art in Europa.
Für Touristen wurden die Großvögel zum beliebten Fotomotiv, für Landwirte zur Plage. Allzu oft fielen sie über Rapsflächen her, fraßen auch Getreidefelder kahl, vor allem auf Neuansaaten haben sie es abgesehen. Die Geschädigten forderten, die Politik möge den Abschuss erlauben. Doch außer der CDU lehnten dies alle Landtagsfraktionen ab. Als Alternative zum Gewehr war zunächst nur der Akkuschrauber gestattet: Mit ihm durften Ranger und Landwirte mit Genehmigung des Biosphärenreservatsamtes Schaalsee-Elbe Löcher in Nandu-Eier bohren, so dass sich darin kein Nachwuchs entwickeln konnte. Die Nandus sollten erkennen, dass mit den Eiern etwas nicht stimmt, das Nest verlassen und kein neues Gelege setzen. Doch diese Art der Geburtenkontrolle