Geglückte Revanche in Helsinki
Die deutschen Eishockeyspieler holen beim 2:1 gegen die Slowakei ihren ersten Sieg bei der Weltmeisterschaft
Durch die erfolgreiche Olympia-Revanche gegen die Slowakei ist die DEB-Auswahl endgültig bei der WM in Helsinki angekommen. Torhüter Philipp Grubauer avancierte zum Spieler des Spiels.
Ausgelaugt von einer denkwürdigen WMSchlacht lauschten die Führungsspieler Philipp Grubauer, Moritz Müller, Moritz Seider und Co. sichtlich stolz den Klängen der Nationalhymne. Die extrem intensiven 60 Minuten in der altehrwürdigen Helsingin Jäähalli standen den »Kämpfern« der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft nach der geglückten Olympia-Revanche gegen die Slowakei ins Gesicht geschrieben.
Mit dem 2:1-Sieg gegen den Olympia-Dritten, der Deutschland im Februar bereits in der ersten K.-o.-Runde in Peking nach Hause geschickt hatte, belohnte sich das DEB-Team in Helsinki für eine klare Leistungssteigerung gegenüber der 3:5-Auftaktniederlage am Freitag gegen Titelverteidiger Kanada – nach Anlaufschwierigkeiten ist das Team von
Bundestrainer Toni Söderholm im Turnier angekommen. »Das war extrem wichtig. Einem der direkten Konkurrenten drei Punkte abzunehmen, hilft schon mal ungemein und hilft natürlich auch der Stimmung im weiteren Verlauf«, sagte Müller. »Das ist ein Selbstvertrauen-Boost für uns.«
Bundestrainer Toni Söderholm geriet sogar ein wenig ins Schwärmen. »Das war vielleicht vom Tempo her auf dem höchsten Niveau, seit ich hier bin, es war wirklich schnell«, sagte der 44-Jährige. Die Partie sei »ziemlich nah« an seiner Idealvorstellung eines Eishockeyspiels gewesen.
Aus der Niederlage gelernt
Seine Schützlinge hatten ihm bei der Analyse in der knapp bemessenen Zeit zwischen den beiden Spielen offensichtlich aufmerksam zugehört. Nach zwei Unterzahl-Gegentoren gegen Kanada überstand das DEB-Team eine doppelte Unterzahl in einer Drangphase zwischen Ende des zweiten und Anfang des dritten Drittels unbeschadet und verteidigte gegen gewohnt bissige Slowaken
bis zur Schlusssirene leidenschaftlich. Dass Kristian Pospisil (32.) der einzige slowakische Torschütze im Spielbericht war, hatte die DEB-Auswahl neben der vorzüglichen Mannschaftsleistung vor allem ihrem überragenden Goalie Grubauer zu verdanken, der mit seinen teilweise spektakulären Saves zum »Man of the Match« gewählt wurde.
Am Ende des Spiels lief Grubauer der Schweiß das Gesicht herunter, sogar die Torhüter-Ausrüstung triefte – der NHL-Goalie vom Team Seattle Kraken stand sinnbildlich für die 60 knallharten Minuten gegen die Slowakei. Doch nicht allein die 28 parierten Schüsse hatten dem Rosenheimer zu schaffen gemacht. »In der Halle ist es so brutal warm, das kostet noch mal extra Energie«, sagte der 30-Jährige nach dem Spiel: „Ich habe am Schluss fast nicht mehr stehen können.“
Seine Mitspieler wussten auf jeden Fall, bei wem sie sich zu bedanken hatten: »Grubi war unglaublich heute«, sagte NHL-Shootingstar Seider, der am Freitag gegen Kanada an allen drei deutschen Treffern direkt beteiligt
war. »Was soll man da groß sagen? Da kommen Schüsse aufs Tor, und du denkst: ›Leck mich am Arsch.‹ Und der lacht sich kaputt. Es ist einfach ein Traum, das anzuschauen«, lobte Leo Pföderl.
Nun wartet Außenseiter Frankreich
Der sehr auffällige Matthias Plachta (22.), der bereits gegen Kanada getroffen hatte, und Pföderl (27.) hatten den Samstagabend in der finnischen Hauptstadt mit ihren Toren für die leidenschaftlich spielende Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) veredelt.
Nach den beiden Partien zum Auftakt und dem ersten spielfreien Tag am Sonntag, der im Zeichen der Regeneration stand, bekommt es das DEB-Team am Montag (19.20 Uhr/ Sport1 und Magenta Sport) mit Außenseiter Frankreich zu tun. Für Kapitän Müller kein Grund, leichtsinnig zu werden. »Man darf da keinen Fehler machen, die Franzosen muss man erst mal schlagen«, sagte der 35-Jährige und betonte: »Die drei Punkte gegen die Slowakei sind nur was wert, wenn wir gegen Frankreich was holen.«