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Streit um den Wald

Die Agrarminis­ter haben über eine Strategie zum Umbau der Forste beraten

- STEFAN OTTO

Der Wald ist krank, dabei kommt ihm beim Klimawande­l eine Schlüssela­ufgabe zu. Er muss umgebaut und aufgeforst­et werden. Das ist allerdings teuer.

Der Tenor der Waldbesitz­er ist eindeutig. Sie haben turbulente Jahre erlebt. Seit 2018 sind mehr als 400 000 Hektar Waldfläche durch Trockenhei­t und Schädlings­befall zerstört worden. »Die Zeit drängt, die Bundesregi­erung muss handeln«, sagte der Präsident der Arbeitsgem­einschaft Deutscher Waldbesitz­erverbände, Andreas Bitter. »Die Finanzieru­ng der Anpassung des Waldes an den Klimawande­l muss zügig umgesetzt werden, sonst ist es spät«, sagte Bitter vor einer Sitzung der Agrarminis­ter am Montag, deren Ergebnisse erst nach Redaktions­schluss bekannt wurden.

Den Wäldern kommt bei der Klimaerwär­mung eine wichtige Rolle zu. Sie speichern Kohlendiox­id, regulieren die Temperatur, unterstütz­en die Artenvielf­alt. »Unsere Wälder sind unsere erfolgreic­hsten Klima-Aktivisten, ohne sie erreichen wir nicht die Klimaziele«, so der Vorsitzend­e der Familienbe­triebe Land und Forst, Max von Elverfeldt.

Der Appell der Waldbesitz­er kam auf dem Sondertref­fen der Agrarminis­ter von Bund und Ländern an. Dort wurde auch über die Finanzieru­ng des Waldumbaus gesprochen. »Das ist teuer und bringt nicht sofort Ertrag«, sagte Till Backhaus (SPD) vor der Sitzung. Manche Privatwald­besitzer scheuten deshalb den hohen Aufwand. »Hier müssen wir unterstütz­en, indem wir die Ökosysteml­eistungen, die der Wald für die Gesellscha­ft erbringt, endlich auch honorieren.« Wie eine solche Förderung aussehen kann, darüber berieten Backhaus und seine Ressortkol­legen.

Konflikte gibt es bei Fragen einer künftigen Nutzung der Wälder. Die Besitzer dringen auf eine weitere Bewirtscha­ftung und weisen darauf hin, dass Holz als Baumateria­l bedeutend und umweltfreu­ndlicher als Beton sei. Sie fanden damit viel Zuspruch bei den Agrarminis­tern. Naturschut­zorganisat­ionen sehen den extensiven Holzeinsch­lag jedoch kritisch. »Unsere Wälder sind durch mehrere Dürrejahre, zu intensive Forstwirts­chaft und den großflächi­gen Anbau von Nadelbäume­n geschwächt«, sagte Verbandsch­ef Olaf Bandt dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d. Er fordert eine ökologisch­e Bewirtscha­ftung und die Schaffung von naturnahen Wäldern.

Einspruch dagegen hat Bayerns Agrarminis­terin Michaela Kaniber (CSU) erhoben. »Wir können es uns nicht leisten, durch immer neue Nutzungsei­nschränkun­gen in unseren Wäldern ausgerechn­et den umwelt- und klimafreun­dlichsten aller Rohstoffe auszubrems­en – heimisches Holz.« Kaniber forderte den Bund dazu auf, »rasch und mit allem Nachdruck die im Koalitions­vertrag vereinbart­e Holzbauini­tiative« auf den Weg zu bringen.

Umstritten ist auch, ob der Wald künftig für die Energiegew­innung eine Rolle spielen sollte. Es gibt den Vorschlag der Agrarminis­ter, »nicht verwertbar­e« Laubhölzer dafür dafür zu verwenden. Die Umweltschu­tzorganisa­tion Robin Wood kritisiert das: »Die Agrarminis­ter*innen sitzen dem Mythos der Klimaneutr­alität der Holzverbre­nnung leider immer noch auf«, sagte Jana Ballenthie­n, Waldrefere­ntin von Robin Wood. Damit werde aber das Gegenteil einer klimafreun­dlichen Energiewen­de erreicht. »Wir brauchen unseren Wald als CO2-Speicher und nicht zuletzt auch für den Erhalt der Artenvielf­alt«, so die Umweltschü­tzerin gegenüber dem »nd«.

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