Trumps Einfluss
Vorwahlen bei Republikanern und Demokraten
Progressive Demokraten konnten Dienstagnacht im parteiinternen Kampf um Einfluss dazugewinnen, bei den Republikanern zeigte sich der nach wie vor hohe Einfluss von Donald Trump – und dessen Grenzen. So könnte man die Vorwahlen in den Bundesstaaten Pennsylvania, North Carolina, Oregon und Idaho zusammenfassen.
Im Swing State Pennsylvania setzte sich bei den Demokraten wie erwartet der von einer Graswurzelbewegung getragene Progressive John Fetterman deutlich durch: mit 59 zu 26 Prozentpunkten gegenüber dem Moderaten Conor Lamb, der dem Parteiestablishment nahesteht und von diesem auch unterstützt wird. Fetterman wird versuchen, im November den Sitz für die Demokraten zu gewinnen.
Der physisch große Mann, der in kurzen Shorts statt im Anzug auftritt, hatte schon bei früheren Wahlen einige TrumpWähler für die Demokraten zurückgeholt. Fetterman bezeichnet sich nicht als progressiv, unterstützt aber Marihuana-Legalisierung, das Recht auf Abtreibung sowie Trans-Rechte, will einen höheren Mindestlohn und ist Gewerkschaftsunterstützer. Es geht auch um die Kontrolle der Mehrheit im US-Senat – und darum ob der konservative Demokrat Joe Manchin vielleicht nicht mehr Zünglein an der Waage ist und die Agenda seiner Partei sabotieren kann.
Bei den Republikanern liegt der von Donald Trump unterstützte Fernseharzt Mehmet Oz laut aktuellem Auszählungsstand vorne – aber nur knapp mit 0,2 Prozentpunkten Vorsprung gegenüber dem Investmentbanker John Cormick. In Idaho verlor dagegen die von Trump unterstützte Ultrarechte Janice McGeachin die Vorwahl gegen den amtierenden Gouverneur Brad Little – ein Zeichen für die Grenzen von Trumps Einfluss.
Auch in North Carolina verlor der ultrarechte, von Trump unterstützte Kongressabgeordnete Madison Cawthorn gegen einen Vorwahlherausforderer. Er hatte zuvor seine Partei mit Vorwürfen brüskiert, dass diese Orgien veranstalte. Doch bei den Senatsvorwahlen in North Carolina setzte sich der von Trump unterstützte Ted Budd durch und zuvor hatte in West Virginia ein von Trump unterstützter Kongressabgeordneter seine Vorwahl gegen einen weniger rechten Kollegen gewonnen. 22 von 25 von Trump unterstützte Kandidaten setzten sich laut den Datenjournalisten von FiveThirtyEight durch.
Bei den Demokraten gewannen progressive Kandidaten die Vorwahlen in je zwei Wahlkreisen in Oregon und in Pennsylvania. In zwei Wahlkreisen in North Carolina war die »dunkle« Spendenflut anonymer Industriegroßspender erfolgreich: Hier unterstützte der Super Pac UDP der Israel-Lobby-Gruppe AIPAC Establishment-Demokraten mit sieben Millionen Dollar, um der progressiven Muslima Nida Allam und der Parteilinken Erica Smith in tiefblauen Wahlbezirken den Vorwahlsieg zu verwehren.
Beide verloren Dienstagnacht ihre Vorwahl. Doch eine Umfrage zeigt, dass die Parteibasis langsam nach links rückt. Im Februar 2020 erklärten noch 53 Prozent der Demokratenwähler in einer NBCNews-Umfrage, sie seien für einen „umfangreichen« Politikwechsel statt für „kleinere Veränderungen«, nun sind es dagegen 63 Prozent.