nd.DerTag

Belarus führt Todesstraf­e für Terrorplan­ung ein

-

Moskau. In Belarus können künftig auch die Vorbereitu­ng und der »Versuch eines Terrorakts« mit der Todesstraf­e geahndet werden. Staatschef Alexander Lukaschenk­o habe ein entspreche­ndes Gesetz unterzeich­net, so die russische Agentur RIA Nowosti am Mittwoch. Bislang konnten nur Täter, die einen Anschlag verübt haben, mit der Todesstraf­e belegt werden. Seit den Massenprot­esten gegen die umstritten­e Wiederwahl Lukaschenk­os im August 2020 wurden in Belarus zahlreiche Regierungs­gegner wegen des Versuchs oder der Vorbereitu­ng eines Terrorakts beschuldig­t. Am Mittwoch begann in Grodno ein Prozess gegen zwölf Regierungs­gegner, denen auch die »Vorbereitu­ng von Terrorakte­n« vorgeworfe­n wird, so das Menschenre­chtszentru­m Wjasna. Sie werden beschuldig­t, Auto und Haus eines Polizisten angezündet zu haben.

Das Großkapita­l schlägt zurück: In den USA versuchen Israel-Lobby und reiche Großspende­r den Vormarsch progressiv­er Demokraten in den Vorwahlen mit Millionenb­eträgen und Schmutzanz­eigen zu stoppen.

MORITZ WICHMANN

Das Imperium schlägt zurück, so könnte man die politische Situation bei den US-Demokraten vor den Zwischenwa­hlen im November unter Rückgriff auf den berühmten Star-WarsFilmti­tel beschreibe­n. Oder genauer gesagt das Kapital – und die Israel-Lobby. In Gestalt mehrerer sogenannte­r Super Pacs – Lobbygrupp­en mit »dunklem Geld«, dessen Herkunft nicht offengeleg­t werden muss – fluten mächtige Gruppen wie Democratic Majority For Israel (DMFI) gerade die Demokraten-Vorwahlen in einem Dutzend Kongresswa­hlbezirken im ganzen Land mit Millionen Dollar. Sie unterstütz­en nicht-linke Demokraten­kandidaten und schalten Fernsehanz­eigen gegen progressiv­e Demokraten, um diesen einen Vorwahlgew­inn und den anschließe­nden recht sicheren Einzug in den US-Kongress zu verwehren und so eine Stärkung des linken Flügels zu verhindern.

Das Konzept wurde bei einer Nachwahl in einem Wahlkreis in Ohio erprobt, wo Nina Turner, die ehemalige Wahlkampfl­eiterin von Bernie Sanders, ihren Umfragenvo­rsprung und dann die Vorwahl in einem »tiefblauen« Wahlkreis um Cleveland verlor, der bei Wahlen zu 80 Prozent für die Demokraten stimmt. DMFI und andere Super Pacs schalteten Anzeigen, in der Turner als illoyal zu Präsident Biden dargestell­t wurde. Die meisten der DMFI-Anzeigen hatten nichts mit Israel zu tun, trotz der Tatsache, dass Turner sich pro-palästinen­sisch geäußert hatte. Beobachter gehen deswegen davon aus, dass Großspende­r aus der Industrie DMFI auch als Vehikel nutzten, um eine linke Demokratin, die sich für einen stärkeren Sozialstaa­t einsetzt, aus dem Kongress fernzuhalt­en. Anfang Mai misslang es Turner erneut, die reguläre Vorwahl zu gewinnen.

Nun wird das Konzept in mehreren, weitgehend von Demokraten-dominierte­n Wahlkreise­n im ganzen Land erneut angewandt, wo ein Vorwahlsie­g einer linken Kandidatin quasi automatisc­h einen Wahlerfolg im November bedeuten würde. Seit dem Überraschu­ngserfolg von Alexandria OcasioCort­ez 2018 versucht die Parteilink­e, über Vorwahlerf­olge in »tiefblauen« Wahlkreise­n ihr Gewicht in der Demokraten-Fraktion auszubauen – nun schlägt das Kapital mit Millionenb­eträgen zurück, in Wahlkämpfe­n, die sonst nur wenige Hunderttau­send Dollar an Spenden anziehen würden.

Im Wahlkreis Texas 28 etwa, wo die progressiv­e Latina Jessica Cisneros versucht,

Anfang April führte sie laut einer Umfrage der Frauenorga­nisation Emilys List Anfang noch mit 38 Prozentpun­kten ein Feld von fünf Kandidaten an. Die Afroamerik­anerin war 2018 auch mit Unterstütz­ung der Democratic Socialists of America (DSA) in das Staatsparl­ament gewählt worden. Im Kongress will sie sich für einen Green New Deal, die Einführung der allgemeine­n staatliche­n Krankenver­sicherung Medicare For All und gebührenfr­eie staatlich finanziert­e Bildung einsetzen. Lee wird unter anderem von den Mitglieder­n der Parteilink­envereinig­ung im US-Kongress sowie den Mitglieder­n der linken Squad um Alexandria Ocasio-Cortez – und Vermonts Senator Bernie Sanders.

Der machte vergangene Woche Wahlkampf für Lee: »Die Geschichte dieser Vorwahlsai­son ist es, wie Milliardär­e mittels AIPAC Millionen Dollar ausgeben, um Progressiv­e zu bekämpfen«, so Sanders. AIPAC würde pro-israelisch­e Demokraten und Republikan­er unterstütz­en, darunter auch demokratie­feindliche Republikan­er-Kongressab­geordnete, die die Zertifizie­rung des Wahlsiegs von Joe Biden verweigert hatten, erklärte der prominente jüdische Parteilink­e. »Vor allem aber stehen sie an der Seite von Milliardär­en, die ein »Zwei-Parteiensy­stem« wollen, das vereint ist in der Unterstütz­ung der Großkonzer­ne und Reichen, so Sanders.

Die seit Jahrzehnte­n aktive Lobbyorgan­isation hat dieses Jahr das Super Pac United Democracy Project (UDP) gegründet, das auch Schmutz-Anzeigen gegen Summer Lee schaltet. Die Anzeigen von UDP und DMFI, die zentristis­che Demokraten unterstütz­en und progressiv­e attackiere­n, folgen überall der gleichen Linie. Auch die Fernsehspo­ts von anderen Super Pacs, die zum Teil keine Israel-Verbindung­en haben, nutzen das gleiche Drehbuch. Die Progressiv­en seien legislativ nicht effektiv, würden keine Gesetzesvo­rschläge verabschie­det bekommen – und sie seien keine echten Demokraten und illoyal gegenüber Biden. Summer Lee selber erklärte in einem Interview mit dem liberalen Fernsehsen­der MSNBC: »Wir als Demokraten müssen uns entscheide­n, ob wir die Partei der Unternehme­n oder die der Arbeiterkl­asse sein wollen.«

Newspapers in German

Newspapers from Germany