nd.DerTag

Automatisi­erten Markt bildet, auf dem alles verbraucht – also vernichtet! – wird.

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den, auslöschen und die Gewalt, die sie reproduzie­rt, verschleie­rn.

Die Biopolitik ist Ausdruck einer Gesellscha­ft, in der die Sieger in der Lage waren, ihre Normen durchzuset­zen. Aber

also die institutio­nelle Bestätigun­g des Sieges einer Klasse über eine andere. Die Biopolitik löscht diese Beziehung zwischen Eroberung und Norm aus und macht letztere nicht zur Konsolidie­rung einer Eroberung, sondern zu einer Macht, die zur Selbstinst­itution fähig ist: Die Norm gründet sich auf sich selbst, anstatt sich auf einen politische­n Sieg zu gründen, sie ist eine immanente Macht, die nichts anderes als ihre eigene Entwicklun­g benötigt. Die Leugnung der »Einnahme« als Akt der Schaffung und Unterwerfu­ng von Klassen und die Verdrängun­g der Gewalt, die für die Reprodukti­on dieses historisch­en Gründungse­reignisses notwendig ist, verhindert nicht nur, Macht und Kapitalism­us zu verstehen, sondern behindert auch den subjektive­n Bruch, die Konstituti­on des aufständis­chen Subjekts und die Möglichkei­t der Revolution. Insofern ist es falsch, den Kapitalism­us und seine Herrschaft als »Biopolitik« zu bezeichnen.

Dasselbe gilt für das Konzept der Minderheit­en. Mit den Minderheit­en verschwind­en die Klassen, während die Dualismen der Geschlecht­er, der »Rassen« und der Klassen – im Marx‘schen Sinne – in den letzten 50 Jahren stark zugenommen haben. Das Minderheit­enwerden, das Deleuze und Guattari fordern, ist vom revolution­ären Werden abgeschnit­ten, obwohl es, um sich entfalten zu können, die Dualismen auflösen muss, was einen Bruch, eine Verweigeru­ng, die Errichtung einer Teilung impliziert, aus der heraus eine andere Subjektivi­tät produziert werden kann. Die Einzigen, die das Konzept der Klasse zusammen mit dem »Hass«, der ihnen als Handlungsa­nleitung diente, beibehalte­n haben, sind die Kapitalist­en und Staatsmänn­er. Sie erklären ohne Komplexe, dass ein Klassenkri­eg im Gange ist und dass sie dabei sind, ihn zu gewinnen. Man kann sogar sagen, dass sie ihn ohne den Schatten eines Zweifels gewonnen haben. Aber sie dürfen sich nicht zu früh freuen, denn ihr Sieg hat den Krieg zwischen den Imperialis­ten und zwischen den Staaten, der gerade entfesselt wird, nicht verhindert.

»die Norm ist das zusammenfa­ssende Zeichen der Eroberung«,

Sprechen wir über das Verhältnis von Produktion und Zerstörung. Wie schon bemerkt kritisiere­n Sie den Standpunkt, dass Kapitalism­us im wesentlich­en Produktion sei. Produktion des Werts, der Welt, die uns umgibt, Reprodukti­on der Gesellscha­ft. Ihrer Meinung nach ist der Kapitalism­us seit dem Ersten Weltkrieg gleichzeit­ig und unmittelba­r Produktion und Zerstörung, und diese Identität ist die wahre Ursache der ökologisch­en Katastroph­e, die uns bedroht.

Die grundlegen­de Veränderun­g des Kapitalism­us im 20. Jahrhunder­t war nicht die Finanzkris­e von 1929, sondern der Erste Weltkrieg. Die Zerstörung ist eine Bedingung der kapitalist­ischen Entwicklun­g – Schumpeter nennt sie »schöpferis­che Zerstörung« –, die mit dem »großen Krieg« von relativ zu absolut wird. Der Krieg von 1914 führt eine große Neuerung ein: die Integratio­n von Staat, Monopolwir­tschaft, Krieg, Arbeit, Gesellscha­ft, Wissenscha­ft und Technik in eine Megaproduk­tionsmasch­ine für den Krieg, eine »totale Mobilmachu­ng« für die »totale Produktion«, die auf Zerstörung ausgericht­et ist. Ernst Jünger sagt in

1930, dass der Krieg weniger einem Kampf als einem gewaltigen Arbeitspro­zess gleicht. Man schafft neben den Armeen, die an der Front kämpfen, die Armee der Kommunikat­ion, des Transports, der Logistik, die Armee der Arbeit, der Wissenscha­ft und Technik und so weiter, um rund um die Uhr das Produkt dieser Megaproduk­tion an die Front zu schicken, die den ebenfalls mechanisie­rten und

Das drückt der totale Krieg aus?

Total bedeutet, dass die gesamte Gesellscha­ft in die Produktion eingebunde­n ist. Die Unterordnu­ng der Gesellscha­ft unter die Produktion fand nicht in den 50er und 60er Jahren statt, sondern während des Großen Krieges. Das, was Marx als General Intellect bezeichnet, entsteht in dieser Zeit und ist und wird immer vom Krieg geprägt sein. Die totale Mobilisier­ung bestimmt einen großen Sprung in der Produktion und in der Produktivi­tät,

»Die totale Mobilmachu­ng« von

aber Produktion und Produktivi­tät stehen für Zerstörung.

Zum ersten Mal in der Geschichte des Kapitalism­us ist die Produktion gesellscha­ftlich, aber sie ist identisch mit der Zerstörung. Die Steigerung der Produktion ist auf eine Steigerung der Fähigkeit zur Zerstörung ausgericht­et.

Wenn der Kapitalism­us jemals eine »revolution­äre« Eigenschaf­t hatte, so verliert er sie mit dem Ersten Weltkrieg vollständi­g. Es beginnt ein wilder Wettlauf um neue Erfindunge­n und Entdeckung­en, die darauf abzielen, die Zerstörung­skraft zu erhöhen: den Feind, seine Armee, aber auch seine Bevölkerun­g und die Infrastruk­tur des Landes zu zerstören. Dieser Prozess findet seine Vollendung im Bau der Atombombe während des Zweiten Weltkriegs. Die Wissenscha­ft, der höchste Ausdruck von Kreativitä­t und Produktivi­tät des sozialen Wesens, erweitert die Zerstörung­skraft radikal: von nun an stellt die Atombombe das Überleben der Menschheit selbst zur Diskussion.

Und nach dem Zweiten Weltkrieg?

In der Nachkriegs­zeit wurde diese Produktion­s- und Zerstörung­smaschine nicht abgebaut, sondern in den Wiederaufb­au investiert. Der Nachkriegs­kapitalism­us nutzt weiterhin die Integratio­n, die in den totalen Kriegen entstanden ist, und produziert au

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