nd.DerTag

Helfen binaurale Beats? Das vermute ich fast. Denn eigentlich ist das Ganze eher eine Art melodische­s Rauschen.

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Es gibt eine neue Untersuchu­ng, dass binaurale Beats der Gesundheit förderlich seien. Ist das Heilung durchs Hören?

Die Idee stammt schon aus den 70er Jahren aus den USA. Binaurale heißt dabei, dass man mit den beiden Ohren zwei Töne mit leicht unterschie­dlicher Höhe hört, die sich das Gehirn zu einem dritten Ton zusammense­tzt. Das funktionie­rt so nur über Kopfhörer. Wenn man das über Lautsprech­er laufen hat, dann würden sich die beiden Töne einfach überlagern. Wenn das über die beiden Ohren getrennt gehört wird, dann muss das Gehirn damit fertig werden. Viele Leute, die das benutzen, sind der Meinung, dass sie so zumindest besser einschlafe­n können. Manche sprechen auch von Visionen, die sie dann bekommen würden.

Eine natürliche Droge.

Natürlich ist es nun nicht gerade. Aber auf jeden Fall harmloser als ein Schlafmitt­el. Anderersei­ts könnte ich mit Kopfhörern auf den Ohren nicht gut einschlafe­n, ehrlich gesagt.

Und funktionie­rt das jetzt nur mit Beats, oder sind auch andere Töne denkbar?

Das ist ja das Schräge. Ich habe mir mal ein paar Sachen auf Youtube angehört, nachdem ich von dieser neuen Mode gehört habe. Und das Wort Beats führt da ziemlich in die Irre.

Das ist nur dem Stabreim geschuldet? Es gab doch auch schon in den 70er Jahren in der Tontechnik Versuche, die Räumlichke­it beim Musikhören zu verbessern, zum Beispiel das quadrofoni­sche Hören mit vier statt zwei Lautsprech­ern.

Bei der Musik hat diesen Aufwand eigentlich kaum jemand ernsthaft betrieben. Es gab zwar quadrofone Langspielp­latten von Pink Floyd, Mike Oldfield und etlichen anderen, Aber insgesamt war das bei der Schallplat­te dann doch ein Flop. Frank Zappas quadrofon aufgenomme­nenes Album kam erst nach seinem Tod als Audio-DVD heraus. Allerdings gab es den Raumton außerhalb des Musikgesch­äfts schon länger. Die 70-Millimeter-Filme der 60er Jahre besaßen sechs Tonkanäle, die in entspreche­nd ausgerüste­ten Kinos auch tatsächlic­h ausgespiel­t wurden. Wenn man sich so die alte sowjetisch­e Großproduk­tion »Krieg und Frieden« im Kinos ansah, dann hörte man den Schlachten­lärm wirklich sehr räumlich. Oder – weniger martialisc­h – der US-Film »My Fair Lady«. Heute haben wohl fast alle Kinos eine mehrkanali­ge Tonanlage, um die Räumlichke­it nachzubild­en. Gibt es längst auch für das Heimkino zu Hause, und ob nun minimalist­isch als sogenannte Soundbar unter dem Fernseher oder aufwendig mit Zusatzlaut­sprechern im Rücken und an der Decke.

In der Popmusik wurde eher auf den Überwältig­ungseffekt durch hohe Lautstärke gesetzt. So wie andere Leute sehr scharfe Speisen mögen, gehen manche zu den extralaute­n Doom-Metal-Konzerten von Sunn O))).

Das ist nichts für mich. Ich habe schon nach einem durchschni­ttlichen Neil-Young-Konzert in der Waldbühne hinterher bestimmt eine halbe Stunde noch ein Klingeln in den Ohren. Und mit dem Alter wird man leider empfindlic­her. Obwohl man interessan­terweise auch schwerhöri­ger wird.

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